Nebel
DE | FR
Sport
Unvergessen

17.03.2012: Didier Cuche verabschiedet sich aus dem Ski-Weltcup

Switzerland's Didier Cuche reacts in the finish area during the second run of the men's World Cup Giant Slalom race at the Alpine Ski World Cup finals, in Schladming, Austria, Saturday, Marc ...
Ski-Pensionär Didier Cuche.Bild: Keystone
Unvergessen

Schiebermütze auf den Kopf, Holzlatten an die Füsse – Cuche verabschiedet sich mit Stil

17. März 2012: Knapp 18 Jahre nach seinem Debüt hat Skirennfahrer Didier Cuche seinen letzten Auftritt im Ski-Zirkus. Dabei weiss der «Speedier» trotz Holz unter den Füssen die Massen zu begeistern.
17.03.2024, 00:0115.03.2024, 15:19
Mehr «Sport»

Schwer zu sagen, ob der 17. März 2012 als internationaler Feiertag oder als nationaler Trauertag angesehen werden soll. Denn mit Didier Cuche verschwindet eine grosse Persönlichkeit von der Ski-Bühne – als Sportler, wie auch als Mensch.

Mit Holz und Schiebermütze in den Ruhestand

Doch ein wahrer Champion tritt nicht einfach still und unbemerkt vom Profi-Sport zurück. In einer nostalgischen Fahrt krönt der 21-fache Weltcupsieger sechsfache Gewinner einer kleinen Kristallkugel seine Karriere als Ski-Star und bietet zum Abschluss nochmals ganz grosses Kino.

Unter tosendem Applaus und unaufhörlichen Gratulationen fährt Cuche in alten Holzskiern sowie dem passenden Outfit dazu den Berg in Schladming hinunter. In der wohl unsichersten Fahrt seiner Laufbahn verabschiedet sich der Publikumsliebling von seinen Betreuern, den Verantwortlichen seines Erfolges und seinen Fans.

So unsicher hat man Cuche noch nie den Hang hinunterkommen sehen ...Bild: AP
... verglichen mit Cuche in gewohnter ManierBild: Keystone

4:29,92 Minuten rutscht er im zweiten Lauf des Riesenslaloms den Hang hinunter. Er stürzt oder hält sonst an, um den applaudierenden Trainern und Funktionären Startnummern mit seinem Konterfei und der Aufschrift «Merci Didier» zu verteilen.

«Ski-Pensionär tönt ein bisschen komisch. Aber ich werde mich daran gewöhnen.»
Didier Cuche nach seinem letzten Rennen

Als ersten steuert Cuche ausgerechnet FIS-Renndirektor Günter Hujara an, mit dem er in all den Jahren so manchen Strauss ausgefochten hat. Nun gibt es eine Umarmung statt eine Schimpftirade. Im Ziel wird Cuche von einer Menschentraube bestürmt. Der Neuenburger schreitet für eine Zugabe noch einmal auf die Bühne, ein letztes Mal will er die Ovationen des Publikums aufsaugen. Er wirft Helm und Handschuhe ins Publikum – und dann ist der letzte Vorhang gefallen.

Der letzte «Renneinsatz» von Didier Cuche in voller Länge.Video: YouTube/dorius16

Das Ende einer erfolgreichen Karriere

Was Cuche in seinem Leben als Skifahrer erreicht hat, kann nicht so schnell wiederholt werden. Neben den sportlichen Highlights entwickelt sich der Neuenburger zu einem weltweiten Publikumsliebling. Da kann er im Heimrennen der Österreicher den Einheimischen den Sieg wegschnappen, die Anerkennung kennt trotzdem kein Ende. Denn Cuche besitzt etwas, wovon sich viele ein Stück abschneiden können: die nötige Mischung an Einsatz, Unterhaltung und Pausenclown-Affinität.

Animiertes GIFGIF abspielen
Der berühmteste Ziel-Jubel der Ski-Welt: Cuches «Ski-Flip».GIF: Youtube/WorldWideWebVision

Nur als Pausenclown wollen wir den Weltmeister von Val-d'Isère und Olympia-Zweiten von Nagano natürlich nicht abstempeln. Man könnte noch etliche Titel für den Abfahrts-König, den WM-Silber-Gewinner von Garmisch und Val-d'Isère, den Dritten der WM in Are und vierfachen Abfahrts-Weltcupsieger hervorstreichen. Abgesehen von Olympia-Gold hat Cuche fast alles erreicht.

Spätestens mit seinem fünften Triumph in Kitzbühel schreibt er in jenem Winter endgültig Sportgeschichte. Zwei Tage nach der Ankündigung des Rücktritts. «Hätte ich den Entscheid damals nicht kommuniziert, wäre mir dieser Erfolg kaum gelungen. Ich fühlte mich extrem befreit.»

Lara Gut, of Switzerland, jokes with former skier Didier Cuche, of Switzerland, after a press conference of the Alpine Skiing World Cup, in Soelden, Austria, October 25, 2012. The first Alpine Skiing  ...
Cuche beriet zwischenzeitlich Lara Gut-Behrami.Bild: KEYSTONE

Für die Schweizer Skination ist der Rücktritt ein herber Rückschlag. Männer-Cheftrainer Osi Inglin verliert seinen wichtigsten Leader: «Die Lücke, die Didier hinterlässt, ist nicht zu schliessen. Mit seiner Professionalität hat er für alle den Massstab gesetzt.»

«Ski-Pensionär tönt ein bisschen komisch. Aber ich werde mich daran gewöhnen», sagt Cuche am Tag seines Rücktritts. Dem Skisport bleibt er aber treu. Als Berater stand er auch Lara Gut-Behrami für eine kurze Zeit zur Seite.

Unvergessen
In der Serie «Unvergessen» blicken wir am Jahrestag auf ein grosses Ereignis der Sportgeschichte zurück: Ob hervorragende Leistung, bewegendes Drama oder witzige Anekdote – alles ist dabei.
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet um die Zahlung abzuschliessen)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Schweizer Ski-Cracks mit mehr als 10 Weltcupsiegen
1 / 20
Schweizer Ski-Cracks mit 10 und mehr Weltcupsiegen
Der alpine Skisport gilt als Schweizer Nationalheiligtum. Das waren die erfolgreichsten Fahrerinnen und Fahrer der Geschichte.
quelle: keystone / jean-christophe bott
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Ragettli machts ohne – hier brettert der Freeskier nur in Skischuhen über die Piste
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
3 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Wunderwuzzi
17.03.2021 07:04registriert September 2018
Der Mann hat einfach Klasse.Die Art un Weise wie er die Streif dominiert hat war schlichtweg genial, wen interessiert schon Olympia!
301
Melden
Zum Kommentar
avatar
humpalumpa
17.03.2021 16:07registriert Oktober 2017
2012? das ist bereits solange her? damn. feel old yet :-(
260
Melden
Zum Kommentar
3
Wenig Training und drei Energydrinks vor Spielen – trotzdem knipst Jamie Vardy noch immer
Seine Geschichte ist eine für Fussballromantiker. Auch mit 37 Jahren spielt Jamie Vardy noch für Leicester City und knipst nach wie vor regelmässig. Dies soll der Stürmer auch am heutigen Sonntagnachmittag (13.45 Uhr) im FA-Cup-Viertelfinal tun.

Selbst aus dem Märchenteam von Leicester City, das in der Saison 2015/16 sensationell den Meistertitel in der Premier League gewann, stach er noch heraus: Stürmer Jamie Vardy. Mit 25 kickte er noch in der 5. Liga, 2012 wechselte er dann zu Zweitligist Leicester. In der zweiten Saison nach dem Transfer trug er 16 Tore zum Aufstieg bei. Und auch heute spielt der mittlerweile 37-Jährige noch bei den Foxes.

Zur Story