Die Enten lassen sich ein wenig Zeit. Doch nach zwei Niederlagen zum Start in die NHL-Saison 1993/94 ist es am dritten Spieltag soweit: Die Mighty Ducks of Anaheim gewinnen erstmals in ihrer Geschichte ein Spiel. Mit 4:3 schlagen sie die Edmonton Oilers.
Das Team ist ein Konstrukt, das von A bis Z auf dem Reissbrett entsteht. Der Disney-Konzern entscheidet sich nach dem Blockbuster «Mighty Ducks of Anaheim», ins Eishockey-Geschäft einzusteigen. Für 50 Millionen Dollar kauft er sich in die NHL ein. Gespielt wird im Arrowhead Pond, der «Pfeilspitzen-Teich» liegt unmittelbar neben dem grossen Disney-Vergnügungspark.
Umstritten ist die Namenswahl. Zwar erscheint es logisch, das NHL-Team nach den Jungs im Kinofilm aus dem Jahr 1992 zu benennen. Andererseits grenzt es aber auch an Grössenwahn, ein frisch gegründetes Team als «mächtig» zu verkaufen. Disney-Geschäftsführer Michael Eisner ist sich dieser Tatsache bewusst. «Wenn wir ein sehr gutes Team sind, dann ist der Name grossartig», sagt er bei der Präsentation. «Wenn wir ein miserables Team sind, dann ist der Name schlecht.»
Eisner meint zudem, er freue sich schon jetzt auf Wortspiele. Damit spielt er auf das F-Wort an, das sich auf Ducks reimt. Und in den Anfangsjahren gibt es auch viel Grund, um zu fluchen. In den ersten drei Saisons wird die Playoff-Qualifikation verpasst und zwischen 1993 und 2002 gewinnen die Mighty Ducks bloss einmal eine Playoff-Serie.
Vor der Saison 2002/03 tätigen die Klub-Bosse dann einen wegweisenden Entscheid, der den Erfolg nach Anaheim bringt. Mike Babcock erhält seine erste Trainerstelle in der NHL. Er führt das Team, bei dem der Emmentaler Goalie Martin Gerber 24 Mal eingesetzt wird, bis in den Stanley-Cup-Final.
Doch der Erfolg ist flüchtig. Im Jahr darauf verpassen die Enten die Playoffs. Die Zuschauerzahlen sind rückläufig, Disney verliert die Lust und Babcock wechselt nach Detroit. Mit den Red Wings wird er später den Stanley Cup gewinnen, Kanada macht er zum Weltmeister und Olympiasieger. Als einziges Mitglied hat er die Aufnahme in den exklusiven «Triple Gold Club» nicht als Spieler, sondern als Trainer geschafft.
Zurück nach Anaheim. Nach dem Verkauf des Teams ändern sich auch Name und Logo. Das «Mighty» verschwindet ebenso wie die aggressive Goaliemaske mit Entenschnabel. Fortan tritt man als Anaheim Ducks an – und hat schon sehr bald Erfolg. 16 Spiele in Serie gewinnt die Franchise aus Kalifornien zu Beginn der Saison 2006/07; nie zuvor ist ein NHL-Team besser gestartet.
Der Höhenflug hält an und die von Randy Carlyle gecoachten Ducks ziehen als Sieger der Pacific Division in die Playoffs ein. Dort werfen sie der Reihe nach die Minnesota Wild, die Vancouver Canucks und die Detroit Red Wings aus dem Rennen.
Vier Jahre nach dem ersten Versuch nimmt Anaheim erneut Anlauf, um den Stanley Cup zu gewinnen. Und dieses Mal klappt es: Mit 4:1 Siegen gegen die Ottawa Senators holen die Anaheim Ducks die begehrte Trophäe.
In der Filmvorlage «Mighty Ducks – Das Superteam» dauert es 77 Minuten, bis eine Verlierer-Truppe ihr Ziel erreicht und die Junioren-Meisterschaft in Minnesota gewinnt. Von der Gründung des NHL-Teams in Anaheim bis zum Stanley-Cup-Triumph vergehen 14 Jahre. In der Realität dauern Wunder manchmal eben ein bisschen länger.