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Opel/Peugeot: Scheitert der Deal an der Politik?

Muss jetzt wohl Französisch lernen: Opel-Werbeträger Jürgen Klopp.
Muss jetzt wohl Französisch lernen: Opel-Werbeträger Jürgen Klopp.

Die Fusion von Peugeot und Opel ist ein gefundenes Fressen für Rechtspopulisten

Scheitert der Opel/Peugeot-Deal an der Politik? Vor den Wahlen bietet die Fusion der Autoriesen viel Angriffsfläche. 
06.03.2017, 15:4706.03.2017, 20:41
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Man braucht keinen HSG-Abschluss, um die Fusion von Peugeot und Opel nachvollziehen zu können. Betriebswirtschaftlich ist der Fall klar. General Motors stopft eine notorische Verlustquelle – acht Milliarden Dollar seit 2010 – und ist endlich ein seit langem ungeliebtes Kind los. Kommt dazu, dass GM rund 1,3 Milliarden Dollar einkassieren und seine Bilanz restrukturieren kann, so dass nochmals zwei Milliarden Dollar in den Cashflow fliessen.  

A man with a self-made placard that reads 'Opel tradition must remain - alliance yes - sale no' protests against a deal by General Motors to sell the carmaker to France's PSA Group in f ...
Opposition gegen die Fusion gibt es von links und rechts.Bild: RALPH ORLOWSKI/REUTERS

Auch für PSA, die Eigentümerin von Peugeot, liegen die Vorteile auf der Hand. Zwischen den beiden Autoherstellern gibt es sehr viele Synergien – man spricht von Kostenersparnissen in der Höhe von 1,7 Milliarden Euro bis 2026. Die Franzosen werden zudem nach VW die Nummer zwei in Europa. Eine «Hochzeit, die im Himmel geschlossen wurde», würde man also meinen. Wenn da der Politteufel nicht wäre.  

Begehrte Jobs in der Autoindustrie

Opel beschäftigt zusammen mit der Schwestermarke Vauxhall in Deutschland und England rund 38'000 Mitarbeiter. In beiden Ländern haben die Gewerkschaften bereits zumindest einen Fuss auf der Barrikade. Nicht zu unrecht befürchten sie einen massiven Stellenabbau.  

Gerade in der Autoindustrie ist dies derzeit eine mehr als heikle Angelegenheit. Sie ist erstens immer noch weltweit die grösste, und sie bietet zweitens im Segment der ungelernten Arbeit attraktive Jobs. Das Malochen am Fliessband ist hart, aber im Verhältnis etwa zu Stellen in der Gastronomie oder dem Detailhandel immer noch sehr gut bezahlt.  

Die AFD-Vorsitzende Frauke Petry (l) sitzt am 21.01.2017 in Koblenz (Rheinland-Pfalz) in der Pressekonferenz der Tagung der rechtspopulistischen ENF-Fraktion neben der Vorsitzenden des franzoesischen  ...
Haben Blut gerochen: AfD-Chefin Frauke Petry (vorne) und Marine Le Pen.Bild: dpa

Autos sind emotionale Güter, und der Nationalstolz darf nicht unterschätzt werden – speziell in Zeiten des aufstrebenden Rechtspopulismus, und noch spezieller bei bevorstehenden Wahlen. Nicht nur von links, sondern auf von rechts droht Ärger. Die AfD-Chefin Frauke Petry versucht bereits, politisches Kapital aus der Fusion zu schlagen und spricht von einem «Ausverkauf von deutschem Knowhow».  

Der Deal könnte auch das deutsch-französische Verhältnis belasten. In Deutschland, wo Opel/Vauxhall rund zwei Drittel der Mitarbeiter beschäftigt, fürchtet man nicht nur den Verlust von Arbeitsplätzen. Die Aussicht, dass VW ein starker Mitbewerber erwächst, stösst ebenfalls nicht auf Gegenliebe.  

GM und Chrylser mussten nach der Finanzkrise von der US-Regierung gerettet werden. Bei VW ist das Land Niedersachsen ein bedeutender Aktionär, der französische Staat ist bei PSA mit 13 Prozent beteiligt. In England hat Premierministerin Theresa May Nissan grosse, im Detail nicht bekannte Zugeständnisse gemacht, um die Japaner auch nach dem Brexit der Insel halten zu können. Die Politik ist aus der Autoindustrie nicht mehr wegzudenken.  

Ökonomischer Nationalismus ersetzt den Neoliberalismus

Und da wäre noch Donald Trump. Die Ironie der Geschichte will es, dass ausgerechnet einer, der auszog, mit unternehmerischem Verständnis Amerika «great again» zu machen, die Wirtschaft in einem Ausmass politisiert, wie es vor ihm niemand gewagt hätte. Trump will eine «nationalistische Wirtschaft» und er hatte keine Skrupel, gegen alle vorzugehen, die gegen sein Gebot: «In den USA produzieren und US-Güter konsumieren» verstossen.  

Der Neoliberalismus hat die Politik auf den Beifahrersitz verdammt. Der aufkommende ökonomische Nationalismus ist im Begriff, diesen Rollentausch wieder rückgängig zu machen. Manager und liberale Freidenker müssen umlernen und ihre Sprüche von gestern revidieren. Wie man am Beispiel der US-Republikaner sehen kann, können sie das auch – mit einer deprimierenden Geschwindigkeit.

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29 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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atomschlaf
06.03.2017 16:14registriert Juli 2015
«Ausverkauf von deutschem Knowhow» - Was spielt es für eine Rolle ob Opel den Amis oder den Franzosen gehört?
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FranzFerdinand
06.03.2017 17:12registriert Oktober 2016
"Ausverkauf von deutschem KnowHow"

Aber doch nicht bei Opel 😂
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fcsg
06.03.2017 18:32registriert Juni 2015
Ausverkauf von deutschem know-how? Opel gehört seit über 80 Jahren GM...
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