meist klar
DE | FR
Wirtschaft
Donald Trump

Jeff Sessions wird zum Stolperstein für Donald Trump

FILE - In this June 21, 2017 file photo, Attorney General Jeff Sessions speaks in Bethesda, Md. Sessions is visiting the Guantanamo Bay detention facility, which he has called a fine place to house ne ...
Will nicht zurücktreten: Justizminister Jeff Sessions.Bild: AP/AP

Jeff Sessions wird zum Stolperstein für Donald Trump

Der Präsident will den Justizminister entlassen, doch dieser ist bei der Basis sehr beliebt. Mit Sessions im Amt wird Trump auch den Sonderermittler Robert Mueller nicht los.
25.07.2017, 13:3725.07.2017, 16:31
Mehr «Wirtschaft»

Donald Trump und Jeff Sessions waren ziemlich beste Freunde – bis der Justizminister wegen seiner Kontakte zu den Russen während des Wahlkampfes in den Ausstand treten musste und dem Präsidenten keinen Flankenschutz mehr bieten kann. Sessions hat kein Mittel, Robert Mueller, den Sonderermittler in der Russland-Frage, zu stoppen. Das verursacht beim Präsidenten heftiges politisches Bauchgrimmen.  

FILE - In this Oct. 7, 2016 file photo, Sen. Jeff Sessions, R-Ala. listens at left as then-Republican presidential candidate Donald Trump speaks during a national security meeting with advisers at Tru ...
Einst ziemlich beste Freunde: Sessions (links) und Trump.Bild: AP/AP

Trump will deshalb Sessions loswerden, doch dieser mag seinen Job und denkt nicht daran, freiwillig zurückzutreten. Deshalb hat man im Team des Präsidenten einen perfiden Plan ausgeheckt: Der Finanzminister wird während der Sommerpause gefeuert. Weil der Kongress nicht tagt, muss bis im September ein allfälliger Nachfolger auch nicht von den Senatoren bestätigt werden.

«Macht euch nichts vor: Die republikanische Unterstützung für den Präsidenten ist brüchig geworden.»
David Leonhardt

Dieses Zeitfenster kann somit genutzt werden, sich elegant von dem in Ungnade geratenen Justizminister zu trennen. Der neue Justizminister seinerseits wird dann den Sonderermittler in die Wüste schicken.  

Soweit der Plan. Er mag genial sein, hat aber einen kleinen Haken: Sessions ist bei der Trump-Basis sehr beliebt. Seine öffentliche Abwatschung durch den Präsidenten im legendären «New-York-Times»-Interview ist selbst bei den Hardcore-Fans schlecht angekommen. So hat etwa der sonst streng Trump-gläubige «Fox-News»-Moderator Tucker Carlson die präsidiale Schelte heftig kritisiert.  

Die Trump-Jünger mögen Sessions

Auch Rudolph W. Giuliani – ebenfalls ein Trump-Jünger der ersten Stunde – geht in der Sessions-Frage auf Distanz. Der ehemalige Bürgermeister von New York will auf keinen Fall Sessions-Nachfolger werden und erklärte gegenüber «CNN», dieser habe «unter den gegeben Umständen zurecht beschlossen, in den Ausstand zu treten».  

FILE - In this Oct. 16, 2014 file photo, lawyer and former New York City Mayor Rudy Giuliani calls for the dismissal of a lawsuit filed against video game giant Activision by former Panamanian dictato ...
Unterstützt Sessions: Rudolph W. Giuliani.Bild: AP/AP

Ebenfalls kein Interesse am Job des Justizministers hat Ted Cruz, der erzkonservative Senator aus Texas. Er liess in einer Medienmitteilung ausrichten, er sei «äusserst zufrieden, dass ein so prinzipientreuer Konservativer wie Jeff Sessions als Justizminister amtet.»  

Trump muss auf freiwilligen Rücktritt hoffen

Selbst Newt Gingrich, der Trump täglich auf Fox News verteidigt und ebenfalls dafür plädiert, den Sonderermittler zu feuern, stellt sich quer, wenn es um Sessions geht. Er «wehre sich heftig» gegen eine mögliche Entlassung des Justizministers, erklärte der ehemalige Chefideologe der Grand Old Party (GOP).  

Trump muss daher hoffen, dass Sessions freiwillig zurücktritt. Das würde jedoch seine ohnehin schon prekäre Lage weiter verschlimmern. Seine Umfragewerte sind bereits jetzt im Keller. Sessions Abgang würde die negative Tendenz noch verstärken.

Zerbricht die Nibelungentreue der Republikaner?

Schlechte Umfragewerte sind Gift für Trump. Die viel zitierte Nibelungentreue der Republikaner ist kein Schutz dagegen. Innerhalb der GOP ist Trump nicht mehr unbestritten. «Macht euch nichts vor: Die republikanische Unterstützung für den Präsidenten ist brüchig geworden», schreibt David Leonhardt in der «New York Times».  

epa06107353 Jared Kushner, Senior advisor to President Donald J. Trump, as well as his son-in-law, speak's outside the West Wing of the White House after making a statement to members of the news ...
Jared Kushner verteidigt sich – wenig glaubwürdig.Bild: EPA/EPA

Die Distanz zwischen dem Präsidenten und der GOP zeigt sich etwa bei einem neuen Gesetz, das härtere Sanktionen gegen Russland verlangt. Es ist im Senat fast einstimmig verabschiedet worden, obwohl das Weisse Haus kein Hehl daraus macht, dass es nicht erwünscht ist. Trump hat soeben mit Putin einen Waffenstillstand in Syrien ausgehandelt und hat kein Interesse an einem möglichen Konflikt mit Moskau.  

Trumps Schwiegersohn Jared Kushner wird ebenfalls zu einem Handicap. Sein Auftritt vor dem Senatsausschuss und die Teilnahme an einem Meeting, in dem eine russische Anwältin belastendes Material über Hillary Clinton in Aussicht stellte, sind schlecht angekommen. Kushners Verteidigung, er sei noch jung und politisch naiv, wird auf allen Kanälen verspottet.  

The Mooch soll es richten

Mit Anthony Scaramucci – genannt «the Mooch» – hat Trump einen neuen Kommunikationschef eingesetzt. Er ist überzeugt, dass seine Probleme vor allem daher stammen, dass es dessen Vorgänger Sean Spicer nicht gelungen ist, den Bürgerinnen und Bürgern klar zu machen, was er alles Grossartiges geleistet hat.

epa06102457 White House Communications Director Anthony Scaramucci attends a news conference in the James Brady Press Briefing Room of the White House after former White House Press Secretary Sean Spi ...
Der Neue im Pressezimmer: Anthony Scaramucci.Bild: EPA/EPA

«The Mooch» könnte sich jedoch als grösster Irrtum des Präsidenten herausstellen. Im Weissen Haus herrscht Chaos, und mit Scaramucci könnte dieses Chaos noch schlimmer werden. Insider schliessen bereits Wetten ab, wann es zwischen dem Chefstrategen Steve Bannon und dem «Mooch» zu einem Machtkampf kommen wird. Kurz: Trump hat kein Kommunikationsproblem, er hat ein Realitätsproblem.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet um die Zahlung abzuschliessen)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
28 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Papa la Papp
25.07.2017 13:50registriert Mai 2016
Zitat: "Trump hat kein Kommunikationsproblem, er hat ein Realitätsproblem."
Der Satz ist sowas von treffend. Bravo 👏👍
10816
Melden
Zum Kommentar
avatar
Eltriangoli
25.07.2017 14:12registriert April 2017
Trump hat kein Problem. Trump ist das Problem.
10022
Melden
Zum Kommentar
avatar
ChiliForever
25.07.2017 14:15registriert November 2016
Die mächigste Nation auf unserem Planeten und ihre Regierung versinkt in ihrem eigenen (Korruptions-)Sumpf - beruhigend ist das nicht ...
8116
Melden
Zum Kommentar
28
Schweizer Bevölkerung weiss, wie sie 13. AHV NICHT finanzieren will – die Sonntagsnews
Die offene Finanzierung der 13. AHV-Rente, mehr verirrte Tourengänger und ein abgeführter Rechtsextremist: Das und mehr findet sich in den Sonntagszeitungen.

Nach der Annahme der 13. AHV-Rente hat die Schweizer Bevölkerung Finanzierungsquellen aus der eigenen Tasche abgelehnt. Höhere Mehrwertsteuer, höhere Lohnabgaben und höheres Rentenalter schnitten in einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov schlecht ab, wie die «NZZ am Sonntag» schrieb. Die beliebteste Idee war demnach eine Steuer auf Finanztransaktionen. Für 64 Prozent der Befragten zählte sie zu den drei wichtigsten Finanzierungsmassnahmen für die 13. AHV. Auch die Finanzierung durch Einsparungen beim Militär oder bei der Entwicklungshilfe stiessen auf Anklang. Insgesamt geht es um Mehrkosten von vier bis fünf Milliarden Franken.

Zur Story