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Vor ziemlich genau 20 Jahren hat Roger Ailes (70) den TV-Sender Foxnews gegründet. Zunächst wurde er belächelt. Gegen die drei Grossen – ABC, CBS und NBC – sei er chancenlos, und die Nische des reinen Newssenders sei bereits von CNN besetzt, lautete das mehr oder weniger einhellige Urteil der Experten.
Heute ist Foxnews der rentabelste Sender der USA. Mehr als eine Milliarde Dollar hat er letztes Jahr in die Kassen von Rupert Murdochs Century Fox, der Muttergesellschaft, gespült. Der Sender ist auch zum Sprachrohr der Republikaner geworden. Um es auf den Punkt zu bringen: Ohne Foxnews gäbe es weder die Tea Party noch Donald Trump. Das macht Roger Ailes zu einem der mächtigsten Männer in den USA.
Trotzdem muss er höchstwahrscheinlich zurücktreten, sobald der Parteikongress der Republikaner über die Bühne gegangen ist. Schuld daran ist die Klage einer seiner bekanntesten Schützlinge, der Moderatorin und ehemaligen Schönheitskönigin Gretchen Carlson (50). Sie hat eine Klage wegen sexueller Belästigung eingereicht mit der Begründung, Ailes habe ihr erklärt: «Wir beide sollten schon lange ein sexuelles Verhältnis haben. Das wäre für uns beide das Beste.»
Zunächst schien das harmlos. Sowohl die Vorsitzende von Foxnews, Susan Estrich, wie auch die bekanntesten Stars des Senders – Bill O’Reilly, Sean Hannity und Greta Van Susteren – stellten sich demonstrativ hinter Ailes. Das sei bloss Rache, weil Gretchen Carlson gefeuert worden sei, hiess es allgemein.
Allerdings: Ein Name fehlte auf der Liste, der von Megyn Kelly. Sie ist so etwas wie die jüngere Ausgabe von Carlson und der aufgehende Star am Himmel von Foxnews. Weltweit berühmt wurde sie, weil sie sich unerschrocken mit Donald Trump angelegt hatte. Dieser Streit ist inzwischen offiziell beigelegt worden.
Roger Ailes kann offenbar nicht mehr auf Meg Kelly zählen. Sie hat nun in einem Interview angedeutet, dass auch sie vom allmächtigen Ailes belästigt worden sei – und das könnte dessen Schicksal besiegeln. Kelly ist nicht nur der kommende Superstar, sie steht auch hoch in der Gunst der Murdochs. Vor allem die beiden Söhne James und Lachlan halten offenbar grosse Stücke auf sie.
Deshalb scheint Ailes Entmachtung nur noch einer Frage der Zeit zu sein, respektive eine Frage des Geldes. Bereits wird die Summe von 40 Millionen Dollar als Abfindung herum geboten. Anscheinend will man auch das Ende der Parteikongresses der Republikaner in Cleveland abwarten, bevor der Abgang offiziell wird.
Dabei war dieser Kongress so etwas wie die «Ailes-Festspiele». Fast alles, was heute in der Grand Old Party Rang und Namen hat, hat dies zumindest teilweise Ailes zu verdanken. Der Sohn eines Fabrikarbeiters wuchs im Bundesstaat Ohio auf. Schritt für Schritt arbeitete er sich zum Produzenten der TV-Sendung «The Mike Douglas Show» empor. Dort traf er einmal auf Richard Nixon, der in auf der Stelle als Medienguru anheuerte.
Ronald Reagan, George Bush und George W. Bush, sie alle verliessen sich auf Ailes. Für den alten Bush inszenierte er die legendäre «Willie-Horton»-Attacke, eine neue Stufe der negativen Politwerbung. Das war auch der Beginn der dreckigen Politkampagnen, wie sie heute üblich geworden sind – nur noch viel härter.
Roger Ailes ist der Vater der Hau-drauf-Methode. Er hasst Linke, Liberale und politische Korrektheit. Auf Foxnews werden Fakten und Demagogie hemmungslos vermischt und die niedersten Instinkte und Ängste der vorwiegend älteren, weissen und männlichen Zuschauer bedient. Gegen Hillary Clinton veranstaltet Foxnews eine eigentliche Hexenjagd. Zynisch nennt Ailes diese Berichterstattung «fair und ausgewogen». Es dürfte kein Zufall sein, dass Roger Köppel diesen Slogan eine Zeitlang auch für die «Weltwoche» verwendet hat.
Ailes war damit auch der natürliche Verbündete von Donald Trump. Daran hatte auch der kurze Streit mit Megyn Kelly nichts geändert. Sollte Ailes nun aber gefeuert werden, dann wäre das für ihn sehr bitter. Im kommenden Oktober hätten nämlich die richtigen «Ailes-Festspiele» steigen sollen, das 20-jährige Jubiläum von Foxnews.