Die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin streicht am Dienstag rund 70 Flüge. Betroffen in der Schweiz sind Flüge zwischen Zürich und Berlin respektive Zürich und Düsseldorf. «Der heutige Tag kostet uns mehrere Millionen Euro», teilte Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann mit.
Ein stabiler Betrieb sei zwingende Voraussetzung dafür, dass die Verhandlungen mit Kaufinteressenten gelingen. Bisher seien die Beschäftigten professionell mit der schwierigen Situation umgegangen. «Das, was wir jedoch heute bei einem Teil der Belegschaft sehen, ist ein Spiel mit dem Feuer», so Winkelmann.
Rund 200 der 1500 Piloten hatten sich krank gemeldet, viele nach Unternehmensangaben erst unmittelbar vor dem Flug. Der Generalbevollmächtigte Frank Kebekus warnte: «Wenn sich die Situation nicht kurzfristig ändert, werden wir den Betrieb und damit jegliche Sanierungsbemühungen einstellen müssen.»
We regret that flights will be cancelled today for operational reasons. Pls check https://t.co/tkysHbzrIC before coming to the airport. pic.twitter.com/e6nYUXo76i
— airberlin (@airberlin) 12. September 2017
Das Unternehmen rief betroffene Fluggäste auf ihrer Internetseite auf, nicht zum Flughafen zu kommen und sich stattdessen an die Hotline zu wenden. «Wir bedauern die Unannehmlichkeiten für unsere Gäste», sagte eine Sprecherin.
Die «Bild»-Zeitung berichtete in ihrer Online-Ausgabe, Hintergrund sei eine Piloten-Revolte, weil am Montag die Verhandlungen zum Übergang von 1200 Air-Berlin-Piloten auf den potenziellen neuen Käufer von der Geschäftsführung abgebrochen worden waren.
Grund dafür soll dem Bericht zufolge eine Auseinandersetzung über den Übergang von Piloten der insolventen Airline auf den potenziellen neuen Käufer sein.
Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) befürchtet, dass der Langstreckenbetrieb der Air Berlin komplett eingestellt werden könnte. VC-Präsident Ilja Schulz sagte der «Rheinischen Post» (Dienstag), es bestehe die Sorge, dass mit einer «enormen Preiserhöhung die Langstrecke so unattraktiv gemacht werden soll, dass sie noch vor der Übernahme eingestampft werden kann».
Hintergrund könnte Schulz zufolge sein, dass man insbesondere die gut bezahlten Langstreckenpiloten loswerden wolle, bevor es zu einer Übergabe von Betriebsteilen komme. «Die könnte der Insolvenzverwalter bei einer Einstellung der Langstrecke sofort entlassen wollen», sagte Schulz der Zeitung. «Die Braut wird quasi für die Hochzeit hübsch gemacht. Das ist ein Skandal, den wir uns so nicht bieten lassen.»
Erst am Montag hatte Air Berlin bekanntgegeben, ihr Karibik-Flugprogramm ab Düsseldorf zum 24. September einzustellen. Flüge auf die Niederländischen Antillen, nach Cancún in Mexiko, Havanna und Varadero in Kuba sowie in die Dominikanische Republik entfielen damit. Hintergrund sei die im Insolvenzverfahren nötige Reduzierung der Langstreckenflotte.
Die verlustreiche Air Berlin hatte Mitte August Insolvenz angemeldet, nachdem ihre arabische Grossaktionärin Etihad die Zahlungen an die Berliner eingestellt hatte. Noch bis zum 15. September können Kaufangebote für die Fluggesellschaft abgegeben werden.
Eine Entscheidung über den Verkauf der Airline könnte schon am 21. September fallen. (cma/sda/reu/dpa)