Die überraschende Aufhebung des Mindestkurses zum Euro hat selbst auf der anderen Seite der Erde einige auf dem falschen Bein erwischt. Der Kleinbroker Global Brokers aus Neuseeland kündigte am Freitag in Auckland an, er müsse nach dem Schritt der Schweizerischen Nationalbank seinen Betrieb einstellen.
Die meisten Kunden seien bei den Ereignissen am Donnerstag «auf der Verliererseite gestanden», schreibt das Unternehmen in einer Erklärung. Viele von ihnen hätten mehr verloren, als ihr Konto wert sei.
Da Global Brokers für diese Verluste aufkommen müsse, habe das Unternehmen sein gesamtes Betriebskapital verloren und weise nicht mehr die regulatorische Mindestkapitalisierung von einer Million neuseeländische Dollar auf.
Das Unternehmen weist noch darauf hin, dass es bei der Bearbeitung von Abhebungsaufträgen zu kleineren Verzögerungen kommen könne. Es kämen derzeit hunderte solcher Aufträge rein.
In Schwierigkeiten geriet auch der grösste US-Broker für Währungen, FXCM, wie das Finanzportal Bloomberg berichtete. Die Kunden schuldeten FXCM insgesamt 225 Millionen Dollar nach dem schwarzen Donnerstag. Viele Kunden hätten bedeutende Verluste hinnehmen müssen. Die Aktien des Händler verloren am Donnerstag 15 Prozent.
Er wäre nicht erstaunt, wenn noch mehr Firmen den Betrieb aufgeben müssten, zitiert Bloomberg einen Bankenexperten.
from our @business story: 46 PERCENT of home loans in Poland are CHF-denominated! http://t.co/SRbt3kP1XN
— Clementine Fletcher (@clemfletch) January 15, 2015
Wellen geschlagen hat die Aufhebung auch in osteuropäischen Staaten, in denen ein beachtlicher Teil der Hypotheken in Schweizer Franken aufgelegt sind - wegen der tieferen Zinsen. Die Währungen Polens (-15 Prozent), Ungarns und Rumäniens sanken am Donnerstag laut Bloomberg markant.
Schlecht positioniert ist vor allem Polen. Nach Angaben der dortigen Finanzmarktaufsicht waren per Ende November 46 Prozent der Hypotheken für Liegenschaften in Schweizer Franken. Das entspricht 131 Milliarden Zloty - heute sind das noch rund 30,6 Milliarden Franken.
Auch an den Börsen im Fernen Osten hinterliess der überraschende Schritt der Schweizerischen Nationalbank SNB Spuren. Der Dollar fiel gegenüber der japanischen Währung auf ein Ein-Monats-Tief von 115,90 Yen.
Dies sorgte für Verluste bei Exportwerten. Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index fiel um 2,8 Prozent auf 16'628 Punkte. Der breiter gefasste Topix-Index büsste 2,3 Prozent auf 1345 Zähler ein.
Sony und Nissan verloren 5,5 Prozent und 1,8 Prozent. Nachdem der weltgrösste Chiphersteller Intel mit seiner Bilanz die Anleger enttäuschte, litten Aktien der Computerbranche. Die Anteilsscheine von Ibiden sanken um 2,5 Prozent, die von Shinko Electric fielen um 4,6 Prozent. (trs)
In case you were wondering, that was a 22 standard deviation event today in the Swiss Franc. $FXF $CHF pic.twitter.com/xrUDBdcNM4
— Charlie Bilello, CMT (@MktOutperform) January 15, 2015
Haben nicht die hohen Investitionen in den schweizer Franken stark zu einer Erhöhung des Frankens beigetragen?
Um das "abzuwehren" ja auch der Negativzins... Die Massnahme und die Folgen wirken jetzt gerade krass, ich denke jedoch mittel- bis langfristig war der Entscheid, den Mindestkurs aufzuheben, richtig. Die SNB kann nicht langfristig die Bilanz ins Nirvana verlängern und virtuelle Franken drucken.