Wirtschaft
Schweiz

Falsche Gewichtsangaben: Migros verkauft Bananen zu teuer

Gewichtsschwund nicht einberechnet

Falsche Gewichtsangaben: Migros verkauft Bananen zu teuer

04.12.2014, 07:2511.12.2014, 10:39
Daria Wild
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Migros-Kunde M. T. beobachtet seit Monaten, dass die Max-Havelaar-Bananengebinde leichter sind als jeweils auf der Etikette angegeben – dass er damit also zu viel für die Bananen bezahlt. Tatsächlich: Eine Stichprobe von watson zeigt, dass in der Migros-Filiale am Flughafen, wo T. seine Bananen kauft, zehn von zehn Gebinden bis zu 40 Gramm leichter sind als auf dem Schild vermerkt. 

Durchschnittlich wiegen die Biobananen der Stichprobe 23,7 Gramm weniger als angegeben, sind also 7,6 Rappen zu teuer. Wie viel «Gewinn» die Migros damit in der Zwischenzeit gemacht hat, lässt sich kaum ausrechnen. Die Max-Havelaar-Bananen stammen aus verschiedenen Reifereien und werden deshalb zu verschiedenen Zeitpunkten gewogen und verschickt. Welche der 780 Migros-Filialen betroffen sind und wie viele Bananen falsch deklariert verkauft wurden, kann die Migros nicht sagen. Dennoch: Die 7,6 Rappen dürften sich für den Grossverteiler rechnen.

Falsch deklarierte Bananen in der Migros

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Bananen-Bschiss bei der Migros
In der Migros-Flughafenfiliale aufgefallen: Das Gewicht der Max-Havelaar-Bananen ist falsch deklariert – sie sind leichter als angeschrieben ... (Bild: Die Bananen wiegen 0,770 kg, auf der Etikette steht 0,788 kg).
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Stichprobe
Angabe: 0,798 kg Gewicht: 0,738 kg
(- 40 g)
Angabe: 0,972 kg, Gewicht: 0,942 kg   
(- 30 g)
Angabe: 0,788 kg, Gewicht: 0,766 kg  
 (- 22 g)
Angabe: 0,590 kg, Gewicht: 0,572 kg   
(- 18 g)
Angabe: 0,771 kg, Gewicht: 0,756 kg   
(- 15 g)  
Angabe: 0,682 kg, Gewicht: 0,662 kg   
(- 21 g)
Angabe: 0, 768 kg, Gewicht: 0,748 kg  
(- 20 g)
Angabe: 0,760 kg, Gewicht: 0,744 kg   
(- 16 g)
Angabe: 0,661 kg, Gewicht: 0,644 kg   
(- 17 g)
Angabe: 1,098 kg, Gewicht: 1,060 kg   
(- 38 g)
Das Gewicht der Etiketten à 4 g ist abgezogen.

«Die Schwundwerte von Frischprodukten wenn sie in Fertigpackungen angeboten werden, gehen zulasten des Konsumenten», sagt Hans-Peter Vaterlaus. Er ist beim eidgenössischen Institut für Metrologie METAS zuständig für «Fertigpackungsfragen». Viele Produkte würden gewogen, wenn sie abgepackt werden, sagt Vaterlaus – also in der Reiferei oder bereits im Herkunftsland. «Je nachdem, wann die Produkte dann verkauft werden, kann unter Umständen viel Gewicht durch Wasserverlust verloren gehen.»

Migros: «Das sollte nicht passieren»

Josianne Walpen vom Konsumentenschutz bezeichnet das als «stossend»: «Dieser Gewichtsschwund müsste und könnte einberechnet werden», sagt sie. So führen viele EU-Staaten für Fertigpackungen die sogenannte 2-T-Regelung, die einen maximalen Gewichtsschwund festlegt. Diese Regelung gibt es in der Schweiz nicht. «Das ist problematisch», sagt Vaterlaus. Das Fehlen dieser Regelung nütze der Industrie und schade dem Konsumenten. Doch Widerstand wäre vorprogrammiert: «Die Grosshändler würden gegen diese Regelung opponieren, da gewisse Fertigpackungen überfüllt werden müssten», so Vaterlaus. 

Bei der Migros ist man sich des Fehlers bewusst. «In Einzelfällen kann es passieren, dass die Mindestgewichte, beispielsweise durch eine Verzögerung in der Lieferkette oder in der Filiale nicht eingehalten werden kann», sagt Mediensprecherin Christine Gaillet. Die Migros habe den Fall der Max-Havelaar-Bananen überprüft und gemerkt, dass es «tatsächlich» in einigen Fällen zu Gewichtsschwund gekommen sei. «Das sollte natürlich nicht passieren», so Gaillet. «Wir werden es mit der betroffenen Reiferei angehen.» 

Auch eine Stichprobe aus dem Migros Limmatplatz zeigt ein Bananengebinde mit falscher Gewichtsdeklaration.quelle: youtube/watson
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10 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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who cares?
04.12.2014 08:47registriert November 2014
Wenn das unser schlimmstes Problem ist, dann geht es uns aber ziemlich gut.
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Lumpirr01
04.12.2014 09:24registriert März 2014
Ein echter Skandal wäre es, wenn die Bananen an Gewicht zugelegt hätten................
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Kari Metzger
04.12.2014 08:14registriert April 2014
Kleine Nebensache: Das METAS ist das Amt für Metrologie, früher Amt für Messwesen. Die Meteorologie ist für das Wetter zuständig nicht für falsches Gewicht. Aber mit Früchten ist es halt wegen Flüssigkeitsverlust schwierig, das genaue Gewicht zu tarieren, wenn man dann noch den Verlust durch die Schale anschaut, ist es nicht so dramatisch.
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