«Beim Anblick der schwarzen Bierdosen kommen mir Burkas und die schwarzen Vermummungen von kriegerischen Rebellen auf der halben Welt in den Sinn», schrieb eine Leserin Mitte September dem «Landboten». Dumm gelaufen, möchte man meinen: Tatsächlich weist das Design des Winterthurer Biers «Chopfab» so einige Parallelen mit den Farben und dem Gebaren der IS-Dschihadisten auf. Weisse Lettern auf schwarzem Grund – und eben: Kopf ab.
Dass die Parallelen weder lustig noch gewollt sind, ist klar. Dennoch: Die Realität hat die Marke eingeholt. Pech gehabt. Der Vergleich mit dem IS sei absurd und an den Haaren herbeigezogen, sagt Philip Bucher, Geschäftsführer der Winterthurer Brauerei Doppelleu, die das Bier herstellt. «Abgesehen von diesem Leserbrief hat sich bis jetzt niemand beklagt», sagt er und bleibt dabei: «Ja, wir würden das Bier wieder so nennen.»
In der Tat, ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Den Brauern soll hier deshalb nicht nachträglich ein Strick aus dem trendigen Namen gedreht werden. Aber warum eigentlich wurde das Bier, das sich in Zürich und Winterthur grosser Beliebtheit erfreut, überhaupt auf den Namen «Chopfab» getauft? Antwort liefert die historische Gemeinsamkeit der beiden Städte Zürich und Winterthur: Deren Stadtheilige wurden geköpft. Dieses Schicksal widerfuhr sowohl St. Alban aus Winterthur (286 n. Chr.) wie auch Felix und Regula aus Zürich (302 n. Chr.).
«Die Stadtheiligen von Zürich und Winterthur waren bei der Namensfindung ein Thema», sagt Bucher. Allerdings bezieht sich «Chopfab» nicht nur auf die Stadtheiligen von Zürich und Winterthur. «Der Name soll auch die Vorfreude auf ein kühles Bier suggerieren, bevor es geköpft wird», so Bucher.
«Wenn sich das Köpfen auf die Flasche bezieht, ist das kein Problem. Doch der historische Kontext scheint mir unvorteilhaft», sagt der Geschäftsführer des Marketing-Netzwerks ESB, Hans-Willy Brockes. Aber wer hätte schon wissen können, dass zwei Jahre nach der Lancierung der Name «Chopfab» im Jahr 2014 noch einmal eine solche Bedeutung bekommen könnte.
Brockes sagt jedoch auch: «Bad news are good news», und schliesst die Möglichkeit nicht aus, dass sich jetzt erst recht ein Kult um das Bier entwickle und so die Marke festige.
Dass das aktuell unvorteilhafte Branding dem noch jungen Gebräu zum Nachteil gereicht, ist eher unwahrscheinlich. Zu konstant ist das Wachstum seit der Lancierung vor knapp zwei Jahren. Im Coop stapeln sich die Sechserpackungen zu Pyramiden, inzwischen wird das Gebräu in fast 400 Restaurants und Bars in der ganzen Schweiz verkauft. Der Höhenflug von «Chopfab» geht also weiter. (sza)