So etwas hatten die Astronomen nicht für möglich gehalten: Ein internationales Forscherteam unter Leitung der Universität Genf hat einen gigantischen Planeten entdeckt, der 17-mal so schwer ist wie unsere Erde – aber dennoch ein Gesteins- und kein Gasplanet ist.
Gängigen Theorien zufolge dürfte so ein Planet gar nicht entstehen, erklärten die Entdecker um Xavier Dumusque vom Harvard-Smithsonian-Zentrum für Astrophysik CfA am Montag anlässlich der Jahrestagung der Amerikanischen Astronomischen Gesellschaft AAS in Boston. Es handle sich um einen neuen Planetentyp.
«Wir waren sehr überrascht, als uns klar wurde, was wir gefunden hatten», erklärte Dumusque in einer CfA-Mitteilung. «Dies ist eine Mammut-Erde», bekräftigte Mitautor Stéphane Udry vom Astronomischen Observatorium in Genf in einer Mitteilung der Uni Genf. Dieses leitet das Harps-N-Projekt, das die Masse des neuen Planeten gemessen hat.
Bislang sind Astronomen davon ausgegangen, dass sich derart massereiche Planeten in eine dichte Atmosphäre aus Wasserstoff und Helium hüllen wie etwa die Gasriesen Uranus und Neptun in unserem Sonnensystem, die eine ähnlich grosse Masse besitzen wie die Neuentdeckung.
In Anlehnung an die Bezeichnung Super-Erde, die Astronomen für Planeten mit bis zur 14-fachen Erdmasse verwenden, tauften die Forscher ihre Entdeckung eine Mega-Erde. Das heisst allerdings nur, dass es sich um einen Gesteinsplaneten handelt wie bei der Erde, aber nicht, dass dort Leben möglich sein könnte. Hinweise auf Leben haben die Experten auf der Mega-Erde auch nicht gefunden.
Der sogenannte Exoplanet umkreist zusammen mit einer «Lava-Welt» – einem kleineren, sehr heissen Planeten – einen sonnenähnlichen Stern im Sternbild Draco (der Drache), 560 Lichtjahre von der Erde entfernt. Er war mit dem mittlerweile defekten US-Weltraumteleskop «Kepler» entdeckt worden und bekam die Katalognummer Kepler-10c.
Das Weltraumteleskop beobachtete, wie der Planet in einer Art Mini-Sternenfinsternis vor seinem Heimatstern vorbeizog und dessen Licht dabei ganz leicht abschwächte. Aus der Stärke dieser Abschwächung lässt sich die Grösse des Planeten berechnen. Kepler-10c hat demnach einen Durchmesser von knapp 30'000 Kilometern, rund 2,3 Mal so viel wie die Erde. Damit hielten die Astronomen ihn zunächst für einen Mini-Neptun.
Mit dem Präzisionsspektrographen Harps-North am italienischen Galileo-Teleskop auf den Kanaren bestimmten die Forscher schliesslich die Masse des fernen Planeten und kamen auf erstaunliche 17 Erdmassen. Damit ist die Dichte von Kepler-10c viel zu gross für einen Gasplaneten. Es muss sich also um einen Gesteinsplaneten handeln.
Die Forscher gehen davon aus, dass es noch mehr solcher Himmelskörper gibt. Modellrechnungen legten nahe, dass auch bei anderen Sternen Mega-Erden entstanden sein könnten. Dann wäre die Neuentdeckung der Prototyp für eine neue Klasse von Planeten. (rey/sda/dpa)