Kraken saugen sich an vielerlei Gegenständen fest, nur an ihren eigenen Armen nicht. Wie kommt es, dass sich ein Oktopus bei seinen komplizierten Bewegungen nicht ständig zu einem festen Ball verknotet?
Das Verhalten haben israelische Biologen untersucht und berichten darüber im Fachjournal «Current Biology». Binyamin Hochner von der Hebrew University in Jerusalem und seine Kollegen experimentierten mit einzelnen, amputierten Armen Gemeiner Kraken (Octopus vulgaris).
Diese bewegen sich nach ihrer Abtrennung noch über eine Stunde lang weiter und heften sich an diverse Gegenstände. In den Versuchen hafteten sie jedoch nie an anderen amputierten Armen, es sei denn, diesen war die obere Haut entfernt worden.
Sie vermieden Gegenstände, die mit Oktopushaut beklebt waren und hafteten nur schwach an Oberflächen, wenn diese mit einem Oktopus-Armextrakt bestrichen waren. All dies deute darauf hin, dass die Haut der Tiere eine chemische Substanz produziert, die den Haftreflex der Saugnäpfe bremst, schliessen die Forscher. Sie haben den Stoff jedoch noch nicht identifiziert.
Frühere Versuche hatten bereits gezeigt, dass sich die Arme eines Oktopus weitgehend autonom bewegen, das Tier also im Grunde nicht weiss, was seine Arme in jedem Moment tun. Eine ständige genaue Vorstellung ihrer Lage wäre auch sehr schwierig, da diese viel mehr Bewegungsmöglichkeiten haben als etwa die zwei mit festen Knochen und Gelenken in der Bewegung eingeschränkten Arme eines Menschen.
Umso wichtiger ist es, dass die Arme durch die selbstständige Vermeidung anderer Arme verhindern, dass sich die Tiere unentwirrbar verknoten. Komplett eigenständig sind die Krakenarme jedoch nicht. Oktopoden können den beschriebenen chemischen Mechanismus nach Angaben der Forscher willentlich durch zentrale Nervenbefehle umgehen, wenn es angebracht ist.
Denn im Gegensatz zu amputierten Armen ergreifen lebende Kraken in Einzelfällen abgetrennte Krakenarme und halten sie mit ihren Saugnäpfen fest – und dies vor allem dann, wenn es nicht ein eigener Arm ist. Das bedeute, dass die Tiere auf eine bisher unbekannte Weise sogar ihre eigenen Extremitäten erkennen könnten, schreiben die Forscher. (dhr/sda/dpa)