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Basler Studie beweist: Krank sein macht gesund

Basler Studie beweist: Krank sein macht gesund

17.05.2016, 19:5018.05.2016, 07:32
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Durch akute Infektionen wird der Körper nicht etwa geschwächt, sondern überraschenderweise gestärkt. Verantwortlich dafür ist das Stoffwechselprodukt Acetat, wie eine Basler Studie zeigt. Es bringt die Abwehr auf Touren.

Der leidende Gesichtsausdruck und das umgedrehte Fieberthermometer verraten: Hier ist jemand krank!
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bild: shutterstock

Wer akut krank wird, fühlt sich schlecht, hat keinen Appetit mehr, bekommt Fieber und verkriecht sich im Bett. Was dabei im Stoffwechsel passiert, haben Forschende am Departement Biomedizin von Universität und Universitätsspital Basel untersucht. Die Fachzeitschrift «Immunity» hat ihre Resultate am Dienstag publiziert.

«Krank sein macht gesund», fasst das Universitätsspital die Erkenntnisse der Studie in einer Mitteilung zusammen. Demnach nehmen die Zellen den bei Infekten veränderten Stoffwechsel genau wahr, passen ihre Funktion an das Gefahrenniveau im Körper an und sorgen dafür, dass das Abwehrsystem hochgefahren wird.

Funktionierendes Alarmsystem

Die Forschenden haben folgenden molekularen Mechanismus beobachtet: Bei einem akuten Infekt wird das Stoffwechselprodukt Acetat, welches im Blut vorhanden ist, in höherer Konzentration freigesetzt. Als Folge davon wird die Funktion einer wichtigen Gruppe von Abwehrzellen, nämlich der Gedächtniszellen, verstärkt.

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Die Gedächtniszellen realisieren, dass der Organismus krank ist. Sie steigern dank dem Acetat ihre Abwehrleistung und eliminieren idealerweise die infizierten Zellen.

Studienleiter Christoph Hess vergleicht diesen Mechanismus mit einem Alarmsystem: «Bei einem akuten Infekt fahren die Gedächtniszellen auf ‹Alarmstufe Rot› hoch. Geht das Fieber zurück, stellen die Gedächtniszellen wieder auf Bereitschaftsdienst um», wird Hess in der Mitteilung zitiert.

Acetat-Infusionen als mögliche Therapie

Das Basler Forschungsteam hat herausgefunden, dass die Gedächtniszellen ihre Funktion besser wahrnehmen, wenn sie mit Acetat versorgt werden. Die Forschenden haben Daten zu bakteriellen Infektionen erhoben, doch gehen sie davon aus, dass der Mechanismus prinzipiell auch bei viralen Infektionen funktioniert.

Mögliche Anwendungsgebiete sehen sie bei der Behandlung von schweren bakteriellen Infektionen wie Lungen- oder Hirnhautentzündungen. Es könne beispielsweise evaluiert werden, ob Acetat-Infusionen, welche sich bei Säure-Base-Störungen bereits bewährt hätten, auch als Therapie bei akuten Infektionen zum Einsatz kommen könnten.

(sda)

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