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Mata Hari – Mythos der angeblichen Meisterspionin bröckelt

Mata Hari – der Mythos der angeblichen Meisterspionin bröckelt

08.02.2017, 20:4809.02.2017, 09:13
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Mata Hari hat nach wie vor den Ruf, die grösste Spionin der Geschichte zu sein. Doch Zweifel an ihrer Rolle als Meister-Verräterin mehren sich. 100 Jahre nach ihrer Verhaftung in Paris erscheint die schöne Agentin in neuem Licht.

Portrait von Mata Hari, undatierte Aufnahme. Am 15. Oktober 1917, wurde die Taenzerin und Spionin Mata Hari in einem Wald bei Vincennes durch ein franzoesisches Exekutionskommando hingerichtet. Gebore ...
Mata Hari, die 1876 im niederländischen Leeuwarden geboren wurde, wurde 1917 exekutiert.Bild: AP

Ein Jahrzehnt lang wurde ihr Tanz bewundert und ihr Körper begehrt: Mata Hari regte als indische Bajadere-Tänzerin zu Zeiten der Belle Epoque die Fantasien der Bohème in Europa an. Und als Kurtisane weihte die schöne Niederländerin Botschafter, Minister, Fürsten und Militärs in ihre Kunst der Liebe ein.

Geboren als Margaretha Geertruida Zelle

Um ihr abenteuerliches und geheimnisvolles Leben ranken sich unzählige Geschichten. Nicht alle entsprechen der Wahrheit. 100 Jahre nach ihrer Verhaftung am 13. Februar 1917 in Paris bröckelt der Mythos der vermeintlich grössten Spionin der Geschichte zusehends.

Mata Hari, die ursprünglich Margaretha Geertruida Zelle hiess, wurde im Morgengrauen in einem Pariser Luxushotel festgenommen und dem Untersuchungsrichter des Kriegsgerichts, Hauptmann Pierre Bouchardon, vorgeführt. Bis zu ihrem Prozess rund fünf Monate später am 24. Juli sass sie im Frauengefängnis Saint-Lazare.

An undated photo of Dutch dancer and glamorous spy Mata Hari who was executed by France in 1917, during World War I for spying for Germany. In his book " Mata Hari, Autopsy of a Plot", Frenc ...
Ein undatiertes Bild von Mata Hari.Bild: AP

Der Prozess fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die Richter waren Berufsmilitärs. Nur einen Tag später wurde sie wegen Doppelspionage und Hochverrats zum Tode verurteilt. Am 15. Oktober wurde die 41-Jährige in Vincennes bei Paris als «Agentin H 21» durch Erschiessen hingerichtet.

Leicht verdientes Geld

Soweit die wesentlichen und unumstrittenen Daten ihrer letzten Monate. Aber seit der britische Geheimdienst Anfang 1999 ihre Akten freigegeben hat, bekommt der Mythos der Meisterspionin immer mehr Risse.

Laut Erkenntnissen der britischen Behörden liess sich die am 7. August 1876 in Leeuwarden geborene Schönheit zwar während des Ersten Weltkriegs vom deutschen Konsul in Amsterdam als Spionin für eine fünfstellige Summe anwerben.

Doch kriegsentscheidende Informationen habe sie den Deutschen nicht zugespielt, so der Geheimdienst, der zu der Schlussfolgerung kam: Die Aufgabe sei für die verschwenderische Frau nur eine bequeme Einkommensquelle gewesen.

Kein Geständnis

Weitere Informationen aus den Akten des britischen Geheimdienstes kamen im Frühling 2014 zutage. Mata Hari hatte demnach nie ein vollständiges Geständnis abgelegt und während ihrer Verhöre vor allem über Klatsch und Tratsch in Paris berichtet.

mata hari margaretha geertruida zelle (wikipedia/pd)
Exotisch: die angebliche Topspionin.bild: wikicommons

Wesley Wark, Spezialist für Sicherheit und Terrorismus an der Universität Ottawa, geht noch weiter. Politik sei nicht ihre Sache gewesen, sagt er.

Die französischen Gerichtsakten sollen erst in den nächsten Monaten geöffnet werden. Doch selbst in Frankreich, wo ihr im Schnellverfahren und ohne Geschworene der Prozess gemacht wurde, erscheinen immer mehr Bücher und Filme, die sie eher als Sündenbock für das Heer toter französischer Soldaten im Ersten Weltkrieg darstellen. Ihr Fall sei zu Propaganda-Zwecken benutzt worden. Anträge zu einer Revision des Prozesses wurden bisher aber abgelehnt.

Einstige Lady als Edelprostituierte

Margaretha Geertruida Zelle war ein Luxusgeschöpf. Die verwöhnte Tochter eines prahlerischen Hutmachers hätte Kindergärtnerin werden sollen. Doch stattdessen antwortete sie auf die Heiratsanzeige eines um Jahre älteren Kolonialoffiziers.

So wurde sie Lady MacLeod, lebte einige Jahre auf Java und Sumatra, wo sie die Kunst des asiatischen Tanzes erlernte. Wenige Jahre später ging die Ehe in die Brüche und sie nach Paris.

In der französischen Hauptstadt begann sie unter dem Künstlernamen Mata Hari als Nackttänzerin und Edelprostituierte eine fulminante Karriere. Als ihr Stern zu sinken begann, geriet die Diva in Finanznöte.

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Und damit in den Dunstkreis der Geheimdienste, die hofften, Vorteile aus ihren Beziehungen zu ziehen. Spätestens dort begann der Stoff, aus dem eine Legende gesponnen wurde.

(sda/dpa)

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