Deutsch, die meistgesprochene Muttersprache in der EU, gehört zur indoeuropäischen Sprachfamilie, die wiederum mit rund drei Milliarden Muttersprachlern die bedeutendste Sprachfamilie der Welt ist. Die gut 400 Sprachen dieser Sprachfamilie sind heute an so weit auseinanderliegenden Orten wie Neuseeland, Schweden oder Panama anzutreffen.
Ihre enorme Verbreitung ist das Ergebnis von Völkerwanderungen. Die Expansion der Europäer im Zuge der Kolonisierungen ab dem 15. Jahrhundert trug diese Sprachen dann rund um den Globus.
Umstritten ist, wo die Urheimat dieser Sprachfamilie lag. Meistens wird sie nördlich des Kaukasus, in der Steppe zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer vermutet. Es gibt aber auch die sogenannte Anatolien-Hypothese, die den Ursprung der indoeuropäischen Sprachen in Kleinasien (der heutigen Türkei) verortet.
An letztere Hypothese hält sich diese animierte Karte von «Business Insider». Die indoeuropäische Ursprache entsteht demzufolge 6000 Jahre v. Chr. in Anatolien und beginnt sich 1500 Jahre später in verschiedene Zweige aufzuspalten.
Der Ast, der in nordwestlicher Richtung nach Europa hineinwächst, ist das Balto-Slawische, aus dem sich – immer der Karte zufolge – nacheinander das Albanische, das Griechische und im Nordwesten dann das Germanische abspalten. Aus letzterem differenzieren sich dann das Deutsche, das Niederländische und die skandinavischen Sprachen heraus.
In allen Details korrekt ist die Karte freilich nicht. Der deutsche Sprachraum zum Beispiel verändert sich in dieser Darstellung nur wenig im Lauf der Zeit. In Wirklichkeit gab es recht bedeutende Veränderungen, besonders im Osten mit der Verschiebung der Sprachgrenze im Zuge der deutschen Ostsiedlung und dann mit der Vertreibung der Deutschen aus diesen Gebieten als Folge des Zweiten Weltkriegs.
Möglicherweise beruht die mangelnde Detailtreue auf dem Umstand, dass die Animation anhand der Studie eines Biologen – und nicht eines Linguisten – erstellt worden ist. Quentin Atkinson, der an der Universität von Auckland in Neuseeland tätig ist, zog für seine Untersuchung Methoden heran, die auch gebraucht werden, um die Ausbreitung von Viren zu simulieren. Betrachtet wurde der Basis-Wortschatz von 103 lebenden und erloschenen indoeuropäischen Sprachen.
Atkinson kommt in seiner Studie zum Schluss, dass die Simulation weit eher die These stützt, wonach die indoeuropäischen Sprachen vor 8000 bis 9500 Jahren in Anatolien entstanden sind, als die konkurrierende These eines Ursprungs in der Steppe.