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Warum wir bei Hunden auf Babysprache setzen

Intonation und Rhythmus statt Inhalt – warum wir bei Hunden auf Babysprache setzen

11.01.2017, 01:0111.01.2017, 06:21
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Wenn Hundefreunde mit einem der geliebten Vierbeiner sprechen, geht ihre Stimmlage hoch - ähnlich wie beim Sprechen mit einem Baby. Das passiere bei Hunden aller Altersklassen, aber nur Welpen reagierten besonders aufmerksam darauf, berichten US-Forscher.

Die Forscher glauben, dass die Benutzung der Babysprache weniger eine Reaktion auf ein niedliches Welpen- oder Babygesicht ist. Stattdessen werde sie vor allem zur Verständigung mit einem Gegenüber genutzt, das nicht sprechen kann oder die Sprache nur schlecht versteht, schreibt das Forscherteam im Fachblatt «Proceedings B» der britischen Royal Society.

Kindgerechtes Gesäusel 

Das Team um Tobey Ben-Aderet von der City University in New York hatte 30 Frauen Bilder von Welpen, ausgewachsenen und alten Hunden gezeigt und sie gebeten, sich mit einem typischen Satz an die virtuellen Gefährten zu wenden. Etwa mit: «Hallo, Süsser, komm her, guter Junge, so ist's fein.» Die Forscher zeichneten das Gesagte auf, um die Sprachmerkmale später analysieren zu können.

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Ob Russlands Präsident Wladimir Putin mit seinem Akita Yume spricht, entzieht sich leider unserer Kenntnis.Bild: AP/POOL SPUTNIK KREMLIN

Es seien keine echten Hunde eingesetzt worden, weil die Interaktion der Tiere mit den Versuchspersonen die Analyse der Sprachmerkmale erschwert hätte, erklären die Forscher. Im zweiten Teil des Versuchs wurden dann Hunden unterschiedlichen Alters die Aufnahmen vorgespielt.

Es zeigte sich, dass die Versuchspersonen Hunde aller Altersstufen so anredeten wie klassischerweise Babys, bei Welpen war die Stimmlage dabei besonders hoch. Und es waren später auch vor allem die Welpen, die auf das kindgerechte Gesäusel aufmerksam reagierten.

Welpen reagieren am stärksten

Sie wendeten sich rascher den Lautsprechern zu, näherten sich ihnen schneller und widmeten ihnen länger ihre Aufmerksamkeit als ältere Hunde. Diese sprangen auf die Babysprache nicht besonders an. Womöglich hätten sie im Laufe ihres Lebens gelernt, menschliche Laute, die nicht direkt von ihrem Herrchen oder Frauchen kommen, weitgehend zu ignorieren, schreiben die Wissenschaftler.

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Gestatten, Pancakes: Der Boston-Terrier-Welpe ist einer von 91 Hunden, die Fotograf Ty Foster in seinem Buch «Lick» zeigt. Zu sehen sind Hunde, die sich die Schnauze ablecken. (Bild: Ty Foster/Knock Knock)
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Warum aber säuseln Hundefreunde trotzdem auch ältere Tiere in hoher Tonlage und mit deutlicher Aussprache an? Die Forscher vermuten, dass dies ein genereller Impuls ist, wenn es darum geht, sich mit Tieren zu verständigen, da diese mehr auf Intonation und Rhythmus des Gesprochenen und weniger auf den Inhalt reagieren.

Der Anblick eines Welpen verstärke diesen Impuls getreu des Kindchen-Schemas, welches besagt, dass der Anblick kindlicher Proportionen und Gesichtszüge ein Schutz- und Versorgungsverhalten auslöst.

Innige Beziehung

Hunde sind schon seit Tausenden von Jahren enge Begleiter des Menschen. Einer neueren Studie zufolge wurden Wölfe möglicherweise bereits vor 27'000 bis 40'000 Jahren domestiziert - und nicht wie bisher angenommen erst vor etwa 16'000 Jahren. Obwohl das vertraute Verhältnis der beiden Spezies mithin wenig überraschend ist, versuchen Wissenschaftler immer wieder, es tiefergehend zu ergründen.

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«Er glaubt, dass er anstehen muss, um ein Leckerli zu bekommen.»
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So zeigten einige Forscher kürzlich, dass Hunde, die an Menschen gewöhnt sind, menschliche Gesichtsausdrücke unterscheiden können. Sie erkennen zum Beispiel, ob ein Menschen freudig oder ärgerlich schaut, berichteten sie im Fachblatt «Current Biology». Ob sie auch verstünden, was das bedeutet, sei aber unklar.

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Andere Forscher haben untersucht, wie Hunde Sprache verarbeiten. Das Ergebnis: Die Vierbeiner bewerten Inhalt und Tonfall des Gesagten separat - ganz ähnlich wie Menschen. Ein Lob werde von ihnen deshalb nur dann als Lob erkannt, wenn sowohl der Tonfall als auch die Wörter lobend sind, schrieben die Forscher im Fachjournal «Science»

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In einer weiteren Studie zeigten japanische Wissenschaftler, dass Blickkontakte zwischen Hunden und ihren Besitzern die gegenseitige Bindung stärken. Fängt ein Hundehalter den Blick seines Lieblings auf, steigt in seinem Körper der Gehalt des Hormons Oxytocin. Umgekehrt wird durch den Augenkontakt auch beim Hund mehr von diesem Bindungshormon freigesetzt, berichteten sie im Fachblatt «Science».

(sda/dpa)

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