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Ihre Aufmachung mit den weissen Roben und spitzen Hüten wirkt lächerlich, doch die von Hass getriebene Gewaltbereitschaft der Klan-Mitglieder erstickt das Lachen im Keim. Der Ku-Klux-Klan (KKK), dieser bekannteste rassistische Orden der USA, hat eine lange Geschichte der Gewalt gegen Schwarze, aber auch gegen Katholiken und Juden.
Der Ku-Klux-Klan entstand als Bund von Verlierern. Nach der verheerenden Niederlage der Südstaaten im amerikanischen Sezessionskrieg (1861-1865) konnten sich weite Teile der weissen Bevölkerung dort nicht mit der Befreiung der rund vier Millionen schwarzen Sklaven abfinden. Sechs Offiziere der besiegten konföderierten Armee gründeten den Klan am 24. Dezember 1865 in Pulsaki im US-Staat Tennessee.
Der neue Geheimbund, der Zulauf und Unterstützung aus dem gesamten Süden erhielt, schüchterte die schwarze Bevölkerung durch nächtliche maskierte Ausritte ein und griff bald zu blutigen Methoden: Mit Entführungen, Brandstiftungen und Morden terrorisierte der Klan die ehemaligen Sklaven und tatsächliche oder vermeintliche Yankee-Kollaborateure.
Die Regierung in Washington versuchte, dem Terror durch die «Ku-Klux-Acts» Einhalt zu gebieten. 1871 wurde der KKK, der etwa eine halbe Million Mitglieder stark war, offiziell aufgelöst. Einzelne Gruppen in verschiedenen Bundesstaaten verübten jedoch – meist gedeckt durch die lokalen Autoritäten und die Polizei – weiter Gewalttaten.
Erst nachdem die Unionstruppen 1877 abgezogen waren und die Demokratische Partei – damals die politische Heimat der rassistischen Südstaatler – die Macht im Süden endgültig wieder übernommen hatte, verlor der Geheimbund an Bedeutung. Seine Ziele waren weitgehend erreicht: Die weissen Machthaber im Süden hatten den Schwarzen das Wahlrecht de facto wieder entzogen und sie erfolgreich aus Politik und Gesellschaft gedrängt. Die Rassentrennung wurde – auch gewaltsam – durchgesetzt und gesetzlich verankert.
1915 wurde der Ku-Klux-Klan neugegründet – er profitierte vom enormen Erfolg des Films «Birth of a Nation», der die schwarze Bevölkerung verteufelte und den Rassenhass anfachte. Erst jetzt wurde das brennende Feuerkreuz zum Symbol des Geheimbunds, der sich nun auch vermehrt gegen andere Minoritäten richtete: Neben Schwarzen standen jetzt auch Katholiken, Juden, Gewerkschafter, Homosexuelle und Neueinwanderer auf der Abschussliste des streng protestantisch ausgerichteten Ordens.
Die Saat der Gewalt ging auf – tausende von Schwarzen wurden gelyncht. Der Mob hängte sie an Bäume und Laternenpfähle oder verbrannte sie bei lebendigem Leib. Die Sängerin Billie Holiday beklagte diese Morde in dem bewegenden Lied «Strange Fruit»:
In den 20er-Jahren gelang es dem neuen KKK, auch ausserhalb des alten Südens Gefolgschaft zu finden. Unter der Leitung des «Grand Wizard» Hiram Wesley Evans wurde der Klan eine einflussreiche Organisation, die in den gesamten USA – besonders im Mittleren Westen – verbreitet war und zahlreiche einflussreiche Politiker in ihren Reihen hatte. Zeitweise sollen mehr als 80 Kongressmitglieder dem Klan nahegestanden haben.
1924 hatte der Ku-Klux-Klan 4,5 Millionen Mitglieder und stand auf dem Höhepunkt seines Einflusses. Danach ging die Mitgliederzahl aufgrund von Korruptionsaffären und internen Streitigkeiten stark zurück. 1944 wurde der Klan, der inzwischen kein Geheimbund mehr war, erneut aufgelöst.
Erst das Erstarken der Bürgerrechtsbewegung in den 50er-Jahren hauchte dem Klan vorübergehend neues Leben ein. Seine Mitglieder verübten hunderte von Lynchmorden an Schwarzen und brachten Bürgerrechtler um. Doch obwohl die weisse Bevölkerung im Süden die Forderungen der Schwarzen nach Gleichberechtigung nach wie vor mehrheitlich ablehnte und oft mit Gewalt beantwortete, konnte der KKK nicht mehr an seine alte Grösse anknüpfen. Die Zahl seiner Mitglieder sank zeitweise auf 1200.
Erneuten Auftrieb erhielt der Klan erst mit den Anschlägen vom 11. September 2001 und mehr noch mit dem Einzug von Barack Obama ins Weisse Haus. Die Zahl der Drohungen gegen den Präsidenten hat sich seit seiner Wahl verdreifacht. Dass ein Afroamerikaner an der Spitze der Nation steht, beflügelt die Ängste vieler weisser Rassisten, dass die weisse Bevölkerung bald nicht mehr die Mehrheit stellen könnte. Zusätzlichen Zulauf konnte der KKK 2014 verzeichnen, als es in Ferguson zu gewalttätigen Ausschreitungen kam, nachdem ein weisser Polizist einen schwarzen Jugendlichen erschossen hatte.
Die verschiedenen Organisationen, die sich heute unter dem Banner des Klans sammeln, konnten ihre Mitgliederzahl Schätzungen zufolge auf 10'000 verdoppeln. Sie geben sich zum einen moderat und führen Sommercamps durch, um Nachwuchs anzulocken. Zum andern schmieden sie in letzter Zeit vermehrt Bündnisse mit rechtsradikalen Gruppierungen wie der National Alliance oder dem National Socialist Movement.
Diese Allianz zeigte sich auch im vergangenen Juli, als ein Trupp von Klansleuten in weissen Gewändern gemeinsam mit Neonazis durch Columbia, die Hauptstadt von South Carolina, zog. Die Demonstranten protestierten für die Konföderierten-Flagge, Symbol der Sklaverei in den Südstaaten. Die «Dixie Flag» war vom Parlamentssitz entfernt worden, nachdem ein Rassist in einer Kirche in Charleston neun Schwarze erschossen hatte.
Der Attentäter war wohl kein Klan-Mitglied, doch auch er war durchtränkt von der Ideologie der «White Supremacy», der vermeintlichen Überlegenheit der Weissen, die sich stets mit der paranoiden Furcht vor dem Anderen paart. Diese Furcht wird auch den Täter beseelt haben, der im April 2014 drei Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Kansas City erschoss. Er war Mitglied des Klans.