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Ich bin sehr froh, gibt es CO2. Die Welt braucht CO2. Ohne CO2 und andere Treibhausgase würde die Durchschnittstemperatur auf der Erde -18° betragen. Das Problem mit dem CO2 ist die Menge. Je mehr sich in der Atmosphäre befindet, desto länger benötigt die Sonnenstrahlung diesen Planeten wieder zu verlassen – und dementsprechend länger erwärmt sie unsere Erde.
Im Moment haben wir 400 CO2-Moleküle auf eine Million Teilchen (PPM) in der Atmosphäre. Vor der Industrialisierung waren es 280 PPM. Das IPCC, das Intergovernmental Panel on Climate Change [oder geläufiger: der Weltklimarat] schätzt, dass wenn wir weiter derart freizügig fossile Brennstoffe verbrennen, dieser Wert bis ins Jahr 2200 auf 1600 PPM explodiert. Das würde sich in einer weltweit durchschnittlichen Erwärmung der Durchschnittstemperatur von 10 bis 20 Grad äussern.
In der Schweiz würde das Thermometer regelmässig auf 50 Grad klettern. Ab 40 Grad bekommen Pflanzen Probleme mit der Photosynthese – wir werden also Probleme mit der Vegetation bekommen. Fluten, Stürme und extreme Bedingungen werden zunehmen. Wenn das Wetter nicht mehr berechenbar ist, hat unsere Agrarwirtschaft ein Problem.
Noch härter wird es Spanien, andere mediterrane Regionen und Nordafrika treffen. Dort kann man schon seit ein paar Jahrzehnten den Effekt der Desertifikation, der Wüstenbildung, beobachten. Gross angelegte Agrarwirtschaft wird nur noch in nördlich gelegenen Gebieten wie Kanada und Russland möglich sein. Wollen wir wirklich von Russland abhängig sein?
Wir werden die Klimaziele von Paris nicht schaffen. Die Fahrzeuge, die hier unsere Umwelt verpesten, werden zwar möglicherweise durch umweltschonendere ersetzt, doch die alten werden einfach nach Asien verkauft, wo sie weiterhin jahrelang CO2 ins System pumpen.
Ich bin der Überzeugung, dass wir mit der Reduktion des CO2-Ausstosses im Westen nicht das kompensieren können, was die Dritte Welt in Zukunft ausstossen wird. Wir müssen anfangen, Verantwortung zu übernehmen.
Man hört, China will gross in Solarenergie investieren. Ich kenne China. Ich war ein paarmal dort und ich glaube nicht, dass das der Fall sein wird.
Das Problem ist, dass es wahnsinnig schwierig ist, die Energiegewohnheiten von Gesellschaften zu verändern – Windkraftanlagen an Küstengebieten werden mit den lächerlichsten Argumenten bekämpft. «Die Aussicht werde zerstört» … solange wir gegen solche Argumente ankämpfen müssen, bin ich sehr pessimistisch, dass wir das Energiesystem revolutionieren können.
Ja, ich bin wütend. Ich weiss nicht, was man den Leuten alles noch erzählen muss, bis sie begreifen, was wir gerade im Begriff sind anzurichten. Wieso müssen die Leute jeden Morgen alleine in ihren riesigen Autos im Stau stehen? Ich verstehe das nicht. Denken diese Leute, sie seien etwas Besseres?
Mir kommt es so vor, als würden die Leute in ihren Autos das Gefühl haben, sie kämen zu kurz. Ich nehme jeden Tag das Velo und wenn ich nicht jede Sekunde hellwach bin, riskiere ich, von einem Autofahrer über den Haufen gefahren zu werden. Velos haben keinen Stellenwert in diesem Land. Und ich verstehe nicht weshalb. Gerade in diesen Zeiten.
Den Menschen der ersten Welt fehlt es einfach an Disziplin – unsere Gesellschaft ist zu bequem, zu faul geworden. Woran das liegt? Am vielen Geld? Ich weiss es nicht. Weshalb fliegen die Leute übers Wochenende nach Rom, Paris oder Amsterdam? Die Schweiz bietet doch so viel!
Wenn man auf die Menschheitsgeschichte zurückschaut, dann war es früher so, dass man es sich nicht leisten konnte, faul zu sein. Die Faulen, so hart es tönt, kamen irgendwann einmal um.
Unsere moderne Gesellschaft bietet den Faulen aber einen sicheren Hort und sie können überleben. Sehr drastisch ausgedrückt: Die faulen Eier binden die reformwilligen und fortschrittlichen Menschen zurück. Sie halten die Menschheit davon ab, sich nachhaltig zu ändern.
Wir müssen diese faulen Eier irgendwie zum Fortschritt bewegen. Bildung wäre vielleicht hilfreich – am Ende geht es aber um Disziplin. Und genau diese wird in modernen Gesellschaften einfach nicht gefördert.
Es ist zum Beispiel so wahnsinnig einfach, an Nahrungsmittel zu kommen, dass die Leute gar nicht mehr schätzen, was sie essen. Ich bin ein Anhänger der Idee, das Leben etwas schwerer zu gestalten.
Natürlich kann man den Leuten nicht vorwerfen, wenn sie in den Supermarkt gehen. Sie leben nur für den Moment. Hinzu kommt die Informationsflut. Wir können die vielen Inputs der heutigen Zeit doch gar nicht verarbeiten. Kein Wunder, gehen so auch die wirklich wichtigen Informationen unter. Zum Beispiel zur grössten Bedrohung für die Menschheit.
Trotzdem versuche ich, optimistisch zu bleiben. In dem Feld, in dem ich arbeite, muss man Optimist sein, sonst ist man den ganzen Tag nur noch deprimiert. Ich hoffe, dass wir das Steuer noch herumreissen können. Aber dazu brauchen wir eine Revolution. Keine politische Revolution. Davon hatten wir genug.
Was wir brauchen, ist eine intellektuelle Revolution.