Stellt man unattraktive Gesichter auf den Kopf, werden sie als attraktiver wahrgenommen. Das zeigt eine Studie von Wissenschaftlern der Universität Wien, die erstmals die Auswirkungen einer Drehung von Gesichtern um 180 Grad auf die Attraktivität untersucht haben.
An Gesichtern werden Personen identifiziert und wiedererkannt. Nicht nur Alter und Geschlecht, auch Sympathie, Vertrauenswürdigkeit, Attraktivität und Emotionen lassen sich daraus ablesen. Diese Schlussfolgerungen passieren in den meisten Fällen automatisch, wie die Prozesse dahinter funktionieren ist aber oft noch unklar.
Wenn man ein Gesicht umdreht, verändert sich auch die Wahrnehmung davon. Die meisten Studien zu dieser Thematik befassten sich bisher mit Wiedererkennungswerten und Identifikation. Einige weitere stellten zwar fest, dass sich die Wahrnehmung der Attraktivität mit der Drehung des Gesichts veränderte, aber nicht, ob die Attraktivität dadurch stieg oder gemindert wurde, schreiben die Wissenschaftler in der Arbeit, in der sie nun diese Frage erstmals beantwortet haben. Ihre Resultate veröffentlichten sie im Fachjournal «Acta Psychologica».
Dazu wurden 60 Probanden Gesichter vorgelegt, die teilweise aufrecht, um 90 oder 180 Grad gedreht waren. Anschliessend mussten sie die Schönheit der Gesichter auf einer fünfstufigen Skala beurteilen. Kriterien wurden dabei keine vorgegeben, die Bewertung erfolgte rein nach der subjektiven Einschätzung.
Als Ergebnis liess sich eindeutig erkennen, dass weniger attraktive Gesichter von der Drehung mehr profitierten als attraktive, erklärte Jürgen Goller von der Uni Wien gegenüber der Nachrichtenagentur APA. Wer aufrecht betrachtet als weniger attraktiv eingestuft worden war, wurde am Kopf stehend als schöner wahrgenommen.
Der Grad der Veränderung war abhängig vom Grad der Drehung. Bei einer 90-Grad-Rotation wurde die Veränderung weniger stark empfunden als bei einer Drehung um 180 Grad. Es liess sich «keine systematische Geschlechterbewertung» erkennen, so Goller, die Ergebnisse seien vom Geschlecht des präsentierten Gesichts und des Probanden unabhängig gewesen.
(sda/apa)
Und nun zu etwas ganz anderem:
Master-Studierende am Institut für Politikwissenschaften der Universität Zürich haben eine interaktive Landkarte der Flüchtlingsbewegungen erarbeitet. Die Karte ist nun online einsehbar.
Den Auftrag dazu haben die Studierenden von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) erhalten, wie die Universität Zürich am Mittwoch mitteilte. Der Auftrag lautete: Die weltweiten Flüchtlingsbewegungen von 1990 bis 2013 für möglichst viele Länder in einer interaktiven Karte darstellen.
Dazu haben die angehenden Politikwissenschaftler Datensätze des UNO-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) ausgewertet. Sie hätten dabei eine beeindruckende Arbeit geleistet und mit der Untersuchung den Nerv der Zeit getroffen, wird Silvio Flückiger, Stabchef der Humanitären Hilfe der DEZA, in der Mitteilung zitiert.
Die Flüchtlingsbewegungen und damit auch die Anzahl der Asylanträge verändern sich. «Anhand dieser Zusammenhänge können Anhaltspunkte für die heutige Verteilung und Planung humanitärer Hilfe für Flüchtlinge herausgearbeitet werden», schreibt die Universität. Diese Informationen seien besonders für die DEZA interessant.
(sda)
Und nun zu etwas ganz anderem:
Der Supercomputer «Piz Daint» am Nationalen Rechenzentrum (CSCS) in Lugano ist der leistungsstärkste ausserhalb Asiens. Das zeigt die neue «Top 500»-Liste der weltweit schnellsten Superrechner, die zum Auftakt der International Supercomputing Conference in Frankfurt veröffentlicht wurde.
Den Titel als leistungsstärkster Supercomputer Europas konnte «Piz Daint» bereits seit Ende 2013 sein eigen nennen. Durch einen umfassenden Hardware-Ausbau Ende letzten Jahres konnte seine Leistung noch einmal mehr als verdreifacht werden, wie die ETH Zürich mitteilte.
Nun rangiert der Superrechner mit einer Leistung von 19,6 PetaFLOPS auf Platz 3 der Weltrangliste und ist damit der schnellste ausserhalb Chinas. Seine theoretische Spitzenleistung liege sogar bei 25,3 PetaFLOPS, schrieb die ETH. FLOPS steht für Floating Point Operations Per Second, also Gleitkommaoperationen pro Sekunde. PetaFLOPS sind somit Billiarden Gleitkommaoperationen pro Sekunde.
China behauptet sich wie schon in den Vorjahren an der Spitze der Rangliste: Mit einer Rechenleistung von 93 PetaFLOPS lässt die Anlage «Sunway TaihuLight» im Supercomputer Center in Wuxi seine Verfolger weit hinter sich. Auch den zweiten Platz sichert sich China. Tianhe-2 (Milchstrasse), ein System in Guangzho, war mit einer Rechenleistung von 33,9 PetaFLOPS drei Jahre lang die Nummer eins.
Erstmals seit 1996 nehmen die USA damit keinen der ersten drei Plätze mehr ein. Ein einziges Mal in der 24-jährigen Geschichte der Liste hatten 1996 drei japanische Systeme die ersten drei Plätze besetzt.
Supercomputer spielen für die Forschung eine wichtige Rolle, von Simulationen, über Datenanalysen bis zu Visualisierungen. Erst kürzlich berichteten Forscher der Universität Zürich, mithilfe von «Piz Daint» die bisher aufwendigste Simulation des Kosmos erschaffen zu haben.
(sda/dpa)
Und nun zu etwas ganz anderem:
Der Gasriese Jupiter ist der älteste Planet unseres Sonnensystems. Das berichten Planetologen der Universität Münster. Ihnen ist es nach Angaben der Universität erstmals gelungen, das Alter des Gasplaneten zu bestimmen. Bisher habe es nur Schätzungen gegeben.
Jupiter war demnach bereits 4 Millionen Jahre nach der Entstehung des Sonnensystems ausgewachsen, während etwa unsere Erde rund 100 Millionen Jahre benötigt habe, teilte die Universität Münster am Dienstag mit. Von ihren Ergebnissen berichten die Forscher im Fachblatt «PNAS».
Das Alter von Jupiter ist schwer zu bestimmen, weil es sich um einen Gasplaneten handelt und es daher – anders als beispielsweise beim Mars – keine Gesteinsproben gibt, an denen sich das Alter messen lässt. «Zwar haben theoretische Modelle bereits vorhergesagt, dass Jupiter schnell entstanden sein muss, aber diese Voraussagen sind sehr ungenau», erläutert Studienautor Thomas Kruijer, der inzwischen am Lawrence Livermore National Laboratory in den USA arbeitet.
Die Forscher gingen einen Umweg: Sie untersuchten Meteoriten, die aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter stammen. Die zugehörigen Asteroiden haben sich demnach zwischen einer und vier Millionen Jahre nach Entstehung des Sonnensystems gebildet, das rund 4,6 Milliarden Jahre alt ist. Die genaue Analyse der chemischen Zusammensetzung der Meteoriten zeigt, dass einige innerhalb, andere aber überraschenderweise ausserhalb der Jupiterbahn entstanden sind.
Das bedeutet, dass es während ihrer Entstehung keine Vermischung von Material aus beiden Zonen gegeben hat. Um diesen Materialaustausch effektiv zu unterbinden, muss der junge Jupiter bereits nach einer Million Jahren auf die zwanzigfache Masse unserer heutigen Erde angewachsen gewesen sein, folgern die Planetologen.
Nach weiteren drei Millionen Jahren wog er der Analyse zufolge 50 Erdmassen. Sein endgültiges Gewicht von 384 Erdmassen habe der Gasriese dann sehr schnell erreicht.
(sda/dpa)
Und nun zu etwas ganz anderem:
Physiker und Geologen der Universität Bern haben unterhalb des Eigergletschers im Tunnel der Jungfraubahn spezielle Detektoren angebracht, mit denen sie den Gletscher quasi «röntgen» konnten. Das schrieb die Hochschule am Montag in einer Mitteilung.
Es gelang den Forschern so, «unter den Gletscher zu schauen» und die Basis des Jungfraufirns bis in eine Tiefe von 80 Metern in drei Dimensionen abzubilden. Das erlaubt Rückschlüsse, wie steile Gletscher den Fels durch Erosion formen. Von den Ergebnissen berichteten die Forscher kürzlich im Fachblatt «Geophysical Research Letters».
Das «Röntgenbild» des Gletschers zeige beispielsweise, wie die markante Felskuppe der Sphinx auf dem Jungfraujoch steil unter das Eis abtaucht. Diese steile Felsflanke müsse durch seitliche Erosion entstanden sein, weil sich der Gletscher parallel zum Felsen bewegt, hiess es weiter. «Damit konnte man zum ersten Mal bei einem aktiven Gletscher zeigen, wie Eis an seiner Seite den Fels abschmirgelt», sagte Studienleiter Fritz Schlunegger.
Anhand der Daten konnten die Forscher ausserdem die Auswirkungen des Klimawandels auf den Gletscher abschätzen, wie es in einem Begleitartikel des Fachblatts zur Studie heisst. Demnach werde die Häufigkeit von Steinlawinen zunehmen, wenn sich das Eis zurückzieht.
Die neue Technik beruht auf kosmischen Elementarteilchen, Myonen genannt. Diese durchdringen Eis und Fels und werden dabei abgebremst und umgelenkt. Die verwendeten Detektoren sind mit Silberbromidgel beschichtet, auf denen die Myonen mikroskopisch feine Spuren hinterlassen. Daraus konnten die Forscher ein hochauflösendes, dreidimensionales Bild von der Grenzfläche zwischen Eis und Fels erstellen.
Zwar wurden bereits verschiedene Methoden verwendet, um den Untergrund von Gletschern abzubilden, beispielsweise Bohrungen oder seismische Messungen. Allerdings waren diese Methoden nur bedingt akkurat, weshalb die Berner Forscher nun die sogenannte Myonen-Tomografie einsetzten. Die Methode wurde bereits verwendet, um das Innere von Vulkanen und Höhlen sowie seismischen Störungszonen zu scannen.
(sda)
Und nun zu etwas ganz anderem:
Astrophysiker der Universität Zürich haben die Entwicklung des Weltalls simuliert, um aus zwei Billionen virtuellen Teilchen rund 25 Milliarden Galaxien entstehen zu lassen. Dies soll helfen, einen Satelliten für die Erforschung Dunkler Materie und Dunkler Energie vorzubereiten.
Für die Simulation nutzten Joachim Stadel, Douglas Potter und Romain Teyssier von der Uni Zürich den Hochleistungsrechner «Piz Daint» des Nationalen Hochleistungsrechenzentrums der Schweiz (CSCS).
Wie die Hochschule am Freitag mitteilte, entstanden so mit Hilfe eines aufwendig überarbeiteten und verfeinerten Codes binnen 80 Stunden 25 Milliarden virtuelle Galaxien. Davon berichteten die Forscher kürzlich im Fachblatt «Computational Astrophysics and Cosmology».
Der virtuelle Kosmos, der etwa der Grösse eines Zehntels der Milchstrasse entspricht, soll dazu dienen, den Satelliten Euclid zu kalibrieren. Dieser soll 2020 ins All starten, um das Dunkle Universum zu erforschen, das zu 23 Prozent aus Dunkler Materie und zu 72 Prozent aus Dunkler Energie besteht.
Dunkle Materie existiert Schätzungen zufolge etwa fünfmal häufiger als normale, wurde aber bisher nie direkt nachgewiesen. Indirekte Beweise für ihre Existenz gibt es aber: Sie hält mit ihrer Gravitationskraft Galaxien zusammen, die aufgrund ihrer Rotationsgeschwindigkeit eigentlich auseinanderfliegen müssten. Wie die Dunkle Materie beschaffen ist, ist jedoch unbekannt.
Ähnlich mysteriös ist die Dunkle Energie, die dafür sorgt, dass sich die Ausdehnung des Universums beschleunigt. «Woraus diese Energie entspringt und wie sie sich zusammensetzt, bleiben für die Wissenschaft noch immer ungelöste Rätsel», sagte Teyssier.
Diese Rätsel soll Euclid lüften helfen. Dafür soll die Messstrategie des Satelliten mit dem nun erstellten virtuellen Galaxienkatalog optimiert und allfällige Fehlerquellen quantifiziert werden. Dies soll geschehen, bevor er ab 2020 für sechs Jahre im Weltall massenhaft Daten sammelt.
«Euclid wird eine Art Tomografie des Universums machen und die zehn Milliarden Jahre alte Entwicklung des Weltalls nachzeichnen», sagte Studienautor Stadel.
(sda)
Und nun zu etwas ganz anderem:
Die Nagra macht im Felslabor Mont Terri im Kanton Jura weitere Experimente, um die Ausbreitung von strahlenden Radionukliden im Opalinuston besser zu verstehen. Dazu wird eine Sonde eingesetzt, wie sie bei der US-Raumfahrbehörde NASA auf dem Mars im Einsatz war.
Beim sogenannten Diffusionsexperiment soll das vorhandene Wissen zur Ausbreitung von Radionukliden im Opalinuston überprüft werden, wie die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) am Donnerstag mitteilte. Der Opalinuston gilt als favorisiertes Tongestein, in dem ein atomares Endlager gebaut werden könnte.
Die Radionuklide gelangen gemäss Mehrfachbarrierenkonzept nach der Korrosion des Endlagerbehälters – was mindestens 10'000 Jahre dauern sollte – in die Stollenverfüllung aus Bentonit. Anschliessend «wandern» die Radionuklide, die nicht vom Bentonit zurückgehalten werden, weiter in den Opalinuston.
Dieses Tongestein ist die geologische und wichtigste Sicherheitsbarriere. Es gibt kein fliessendes Wasser im Opalinuston. Die Bewegung der Radionuklide findet daher über sogenannte Diffusionsprozesse statt, wie die Nagra erläutert.
Das Experiment mit der Röntgenfluoreszenz-Sonde soll die Diffusionsgeschwindigkeit bestimmen. Es besteht aus vier Bohrlöchern. Da ist das zentrale Bohrloch mit einer Durchmesser von 600 Millimetern, in das eine (nicht-radioaktive) Natriumjodid-Lösung eingespritzt wird.
Weiter gibt es Beobachtungsbohrlöcher mit einem Durchmesser von je 250 Millimetern, in denen gemessen wird. Sie alle reichen zwischen 8 und 10 Meter tief in den Untergrund des Felslabors in St-Ursanne. Das Labor wird vom Bundesamt für Landestopografie (swisstopo) betrieben.
Ein Beobachtungsbohrloch befindet sich im Abstand von 82,5 Zentimetern, die anderen beiden im Abstand von jeweils 1,1 Metern zum zentralen Bohrloch. Mit dem Experiment wird gemäss Nagra gemessen, wie lange es dauert, bis Jod-Anionen in den Beobachtungsbohrlöchern ankommen.
Alle vier bis sechs Monate werde mit der Röntgenfluoreszenz-Sonde gemessen, ob in den Beobachtungsbohrlöchern schon Iodid nachweisbar sei. Die Nagra will die Entwicklung der Iodid-Konzentration in den Beobachtungsbohrlöchern über eine Zeitspanne von 10 Jahren messen.
Für das Experiment wird stabiles Jod statt radioaktives Jod verwendet. Die beiden Isotope besitzen neben den gleichen chemischen Eigenschaften auch das gleiche Transport-Verhalten.
Neben radioaktivem Selen, Chlor und Kohlenstoff ist Jod gemäss Nagra bei der Betrachtung der Langzeitsicherheit eines geologischen Tiefenlagers von grosser Bedeutung, da es über eine sehr lange Halbwertszeit verfügt.
(sda)
Und nun zu etwas ganz anderem:
Die Anfänge der Menschheit reichen viel weiter zurück als bislang bekannt: Forscher haben in Marokko Fossilien des Homo sapiens entdeckt, die 300'000 Jahre alt sind – 100'000 Jahre älter als die bislang frühesten.
Die Knochenfragmente geben Einblick in die Entstehung und Entwicklung des Homo sapiens, berichten die Wissenschaftler um Jean-Jacques Hublin vom Leipziger Max-Planck-Institut (MPI) für evolutionäre Anthropologie im Fachblatt «Nature». Als bislang ältester Beleg für den Homo sapiens galten Funde aus Omo Kibish in Äthiopien, die 195'000 Jahre alt sind.
Die neuen Erkenntnisse lassen nun auch umstrittene frühere Fossilien in neuem Licht erscheinen: So rechnen die Forscher ein etwa 260'000 Jahre altes Schädelfragment aus Florisbad in Südafrika nun ebenfalls dem Homo sapiens zu.
«Wir dachten lange Zeit, dass die Wiege der Menschheit vor etwa 200'000 Jahren irgendwo in Ostafrika lag», erläutert Hublin. «Unsere Daten zeigen aber, dass sich Homo sapiens bereits vor etwa 300'000 Jahren über den gesamten Kontinent ausgebreitet hat.» Lange bevor der moderne Mensch Afrika vor etwa 100'000 Jahren verliess, könnte er demnach bereits den ganzen Kontinent besiedelt haben.
In Jebel Irhoud, etwa 100 Kilometer nordwestlich von Marrakesch, fanden die Forscher insgesamt 22 versteinerte Überreste von Knochen, Schädeln, Kiefern und Zähnen, die von mindestens fünf Menschen stammen. Insbesondere die Schädelfragmente untersuchten Hublin und Kollegen akribisch mit moderner Computertomografie (micro-CT) und statistischen Analysen.
Die Erkenntnisse gehen weit über die zeitliche Einordnung hinaus: Das Gesicht des frühen Homo sapiens war demnach damals schon voll ausgeprägt. Dagegen ist der Hinterkopf deutlich länger und ähnelt eher älteren Vertretern der Gattung Homo. «Das bedeutet, dass sich die Form der Gesichtsknochen bereits zu Beginn der Evolution unserer Art entwickelt hat», folgert Ko-Autor Philipp Gunz. Dagegen habe sich die Form des Gehirns und womöglich auch seine Funktion erst innerhalb der späteren Entwicklung verändert.
In einem «Nature»-Kommentar schreiben Chris Stringer und Julia Galway-Witham vom Natural History Museum in London: «Wir stimmen mit Hublin und Kollegen überein, dass die Jebel-Irhoud-Fossilien nun die am besten datierten Beweise für eine frühe ‹vormoderne› Phase in der Evolution des Homo sapiens darstellen.» Allerdings gebe es zu wenige Fossilien, um nachzuweisen, dass sich der moderne Mensch tatsächlich schon vor über 250'000 Jahren in ganz Afrika verbreitet habe.
Der Fund zeigt ferner, dass zur Zeit des Homo sapiens mehr andere Menschenarten lebten als bislang bekannt (siehe Infobox unten).
(sda/dpa)
Und nun zu etwas ganz anderem:
Die Meldung passt ins Zeitalter der Fake News: Unser Gehirn hält selbstgeschaffene Eindrücke für vertrauenswürdiger als echte Sinnesreize – wenigstens bei der optischen Wahrnehmung. Das sagt eine neue Studie des Instituts für Kognitionswissenschaften der Universität Osnabrück.
Fehlende Informationen werden vom Gehirn vervollständigt, das ist nicht Neues. Erstaunlich ist allerdings der Befund, dass unser Denkorgan dieser selbstgeschaffenen Wahrnehmung den Vorzug vor der Realität gibt. Festgestellt haben die Forscher das anhand des sogenannten Blinden Flecks in unserer Wahrnehmung.
Dabei handelt es sich um eine Stelle in unserem Gesichtsfeld, an der wir nichts sehen können – ohne es aber zu bemerken. Grund dafür ist, dass die Netzhaut dort keine Sehzellen besitzt, weil sich die Austrittsstelle des Sehnervs an dieser Stelle befindet. Daher kann die Netzhaut dort keine Informationen aufnehmen.
«Im Fall des Blinden Flecks vervollständigt unser Gehirn automatisch die fehlende Information, indem es auf die Inhalte der benachbarten Stellen zurückgreift. Dadurch fällt uns keine Lücke auf», erklärt der Leiter der Studie, Professor Peter König.
Um herauszufinden, ob das Gehirn diese selbst vervollständigte Information als vertrauenswürdig einstuft, führten die Forscher ein Experiment mit 100 Probanden durch. Sie mussten zwei Kreise vergleichen, die in Wirklichkeit unterschiedlich waren, die aber aufgrund des Blinden Flecks als identisch erschienen.
Einer der Kreise war durchgängig gestreift, während der andere genau an der Stelle des Blinden Flecks ein Füllstück enthielt, ohne dass die Testpersonen dies wussten. Sie mussten dann angeben, welcher für sie identisch erscheinenden Kreise ihrer Ansicht nach durchgängig gestreift war.
«Wir hatten angenommen, dass die Probanden, weil sie ja vom Blinden Fleck nichts wussten, sich gleich häufig für den einen und den anderen Kreis entscheiden, oder aber bevorzugt den lückenlosen, wirklich durchgängig gestreiften auswählen würden», erklärt der wissenschaftliche Mitarbeiter Benedikt Ehinger.
Zur Verblüffung der Forscher kam jedoch genau das Gegenteil heraus: «Die Probanden wählten bevorzugt den Kreis aus, der teilweise im Blinden Fleck angezeigt wurde, also nicht den, den sie tatsächlich zu hundert Prozent sehen konnten.» Dies bedeutet, dass unser Gehirn der von ihm selbst interpretierten bildlichen Information mehr Vertrauenswürdigkeit zumisst als dem echten Sinnesreiz.
Im Alltag dürfte der Blinde Fleck nicht zu «bedeutenden Falschinformationen» führen, relativieren die Forscher. Meist seien ohnehin beide Augen beteiligt. «Dass subjektive Wahrnehmung bezüglich der Vertrauenswürdigkeit manchmal über die Wirklichkeit gestellt wird, sollte genauer untersucht und beachtet werden», sagt König.
(dhr)
Und nun zu etwas ganz anderem:
Gab es auf dem Mars einst Leben? Und wenn ja, wann? Zwei neue Studien bringen etwas Licht ins Dunkel und kommen zum Schluss: Der junge Mars besass viele Millionen Jahre lang die nötigen Voraussetzungen für eine lebensfreundliche Umwelt.
Das schliessen Forscher aus neuen Bodenanalysen des NASA-Marsrovers «Curiosity». Die Daten liefern Belege für ein relativ stabiles Klima auf dem Roten Planeten, wie Wissenschaftler um Joel Hurowitz von der Stony Brook University (US-Bundesstaat New York) im Fachblatt «Science» berichten.
«Curiosity» fährt seit 2012 durch den rund 150 Kilometer grossen Gale-Krater und hat verschiedene Indizien dafür gefunden, dass einst ein grosser See den Krater füllte. In der neuen Studie haben Forscher Schlammsteine aus unterschiedlichen Tiefen des einstigen Sees untersucht.
Dabei zeigte sich, dass der See einmal Schichten mit verschiedenen chemischen Bedingungen besass. Während es nahe der Oberfläche einen hohen Anteil oxidierender Verbindungen aus der Atmosphäre gab, herrschten in tieferen Wasserschichten sauerstoffarme Bedingungen.
Insgesamt deuteten die Analysen darauf hin, dass auf dem Roten Planeten über längere Zeit ein stabiles Klima vorgeherrscht haben muss, erläutern die Forscher. Es habe sich von kalten, trockenen Bedingungen zu wärmeren und feuchteren entwickelt, bis der See schliesslich austrocknete, vermutlich aufgrund Veränderungen in der Atmosphäre.
Die Untersuchung belege gemeinsam mit anderen Funden, dass der junge Mars vor etwa 3,8 bis 3,1 Milliarden Jahren alle physikalischen, chemischen und energetischen Voraussetzungen für eine lebensfreundliche Umwelt besessen habe, schreiben die Forscher.
Auch nach dem Austrocknen des Sees könnte es einer zweiten Analyse zufolge noch grössere Grundwasserströme gegeben haben. Das schliessen Wissenschaftler um Jens Frydenvang vom Los Alamos National Laboratory (US-Bundesstaat New Mexico) aus Ablagerungen von Siliziummineralien.
Die Minerale seien von sehr altem Grundgestein in darüber liegendes jüngeres Gestein gewandert, schreiben die Forscher im Fachblatt «Geophysical Research Letters». «Selbst als der See schliesslich verdunstete, gab es noch wesentliche Mengen Grundwasser, viel länger als wir bislang gedacht haben», erläuterte Frydenvang in einer Mitteilung seines Instituts. «Das verlängert das Fenster für eine mögliche Existenz von Leben auf dem Mars.»
(sda/dpa)
Und nun zu etwas ganz anderem:
Natürlich haben es die Schweizer erfunden! Genauer gesagt: Die Forscher der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa). Sie haben eine umweltfreundliche 3D-Drucker-Tinte entwickelt. Das Spezielle daran sind Nanokristalle aus Cellulose, gewonnen aus Holz, wie die Empa mitteilte. Sie geben einer Druckerflüssigkeit so viel Stabilität, dass sich daraus Implantate oder Prothesen drucken lassen.
Die Cellulosekristalle haben einige Vorteile: Sie sind eine umweltfreundliche Alternative zu den in herkömmlichen 3D-Druckertinten verwendeten Karbonfasern. Und die länglichen Kristalle positionieren sich in der Richtung, in der sie gedruckt wurden.
Das ermöglicht, stabile Gebilde zu drucken, die sich etwa für den medizinischen Bereich eignen: künstliche Knochenimplantate oder Prothesen. Die Empa entwickelt die Druckerflüssigkeit weiter und arbeitet gleichzeitig an neuen biobasierten Druckertinten.
(sda)