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Schweizer Polar-Expedition bringt Schlimmes, Erfreuliches und etwas Überraschendes zu Tage

Schweizer Polar-Expedition bringt Schlimmes, Erfreuliches und etwas Überraschendes zu Tage

21.03.2017, 11:3421.03.2017, 11:46
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Die erste Initiative des neu gegründeten Schweizer Polarinstituts ist ein voller Erfolg: Am Sonntag hat das Forschungsschiff «Akademik Tryoshnikov» Kapstadt erreicht und die dreimonatige Expedition rund um die Antarktis beendet. Die beteiligten Forschenden aus aller Welt bringen einen riesigen Datenschatz über diese entlegene und doch global so wichtige Region mit.

Im Fokus der 22 Forschungsprojekte standen beispielsweise Ozeanchemie und Stoffkreisläufe, Partikel in der Atmosphäre sowie die Artenvielfalt der Antarktis und der umliegenden Inseln. Diese besuchten die Forschenden per Schlauchboot und Helikopter.

Nach 90 Tagen Forschung werden jetzt die Test ausgewertet.

Schlimm: Plastik-Müll

Ein Team aus australischen und südafrikanischen Forschenden ging der Frage nach, wie sich Mikroplastik auf die Nahrungskette auswirkt. Synthetische Fasern hätten sie im Oberflächenwasser überall rund um die Antarktis entdeckt, erklärte Peter Ryan von der Universität Kapstadt, der an dem Projekt beteiligt war, an der Pressekonferenz.

Während sie keinen grösseren Plastikmüll fanden, waren die Synthetikfasern allgegenwärtig. Die Quelle der Verschmutzung liege - wie in den meisten Fällen - vermutlich auf der Nordhalbkugel, sagte Ryan. Offenbar würden diese Fasern extrem weit transportiert.

Erfreulich: Walen geht es besser als erwartet

Aus einem anderen Projekt gibt es aber auch positive Nachrichten: Mit Sonaren gelang es einem Forscherteam unter australischer Leitung, Meeressäuger und insbesondere Blauwale auch aus grosser Distanz zu belauschen. Daraus konnten sie auf die Bestände der Tiere schliessen. Ersten Ergebnissen zufolge sind diese bedeutend grösser als erwartet.

Überraschung: Extrem saubere Luft

Eines der vier Projekte unter Schweizer Federführung zeigte, dass die Luft der Antarktis noch extrem sauber ist. Das Team um Julia Schmale vom Paul Scherrer Institut fand mancherorts weniger Partikel in der Luft als in einem Sterillabor. In dem Projekt ging es darum, «quasi vorindustrielle» Luft und die darin vorhandenen Aerosole zu messen.

Diese extrem saubere Luft soll als «Nullwert» dienen, um die Auswirkung der Luftverschmutzung auf die Wolkenbildung zu erforschen. Aerosole und Wolken stellen eine gewisse Wissenslücke in Klimamodellen dar.

«Ein besseres Verständnis der Antarktis ist nicht nur wünschenswert, sondern auch zentral für den Erhalt des ganzen Planeten.»

Antarktis ist wichtig für jeden

«Warum ist die Antarktis für jedermann wichtig? Das ist die fundamentale Frage, warum wir 89 Tage mit der Umrundung verbracht und viel Mühe und Geld hineingesteckt haben, um Daten zu sammeln», sagte David Walton, wissenschaftlicher Leiter an Bord der Expedition. «Vielleicht lebt dort niemand dauerhaft, aber jeder Mensch auf der Welt ist auf irgend eine Weise von der Antarktis betroffen!»

Das Südpolarmeer mache zehn Prozent der Weltmeere aus und absorbiere grosse Mengen der menschgemachten CO2-Emissionen, zählte Walton auf. Ausserdem sei es eines der wichtigsten Fischfanggebiete der Welt, das noch nicht überfischt sei. Das Meer enthalte zudem einen beträchtlichen Teil der globalen Süsswasservorräte in Form von Eis, sei ein wichtiger Faktor für das Klima der gesamten Südhalbkugel und für die weltweiten Meeresströmungen.

Team members are photographed on board the Akademik Treshnikov, a Russian research vessel in Cape Town, South Africa, Tuesday, Dec. 20, 2016 prior it's departure for the Antactic. It's aim i ...
Sie brachten von ihrer Polarexpediton eine grosse Fülle von Daten zurück.Bild: Dean Hutton/AP/KEYSTONE

Noch wenig erforscht

Seit James Cooks erster Umrundung der Antarktis 1772-1775 gab es nur zehn Expeditionen, die dieses Gebiet abdeckten. Nur fünf davon seien wirklich wissenschaftlicher Natur gewesen, sagte Frederik Paulsen, schwedisch-schweizerischer Milliardär und Abenteurer. Auf ihn gehen die Idee der Expedition und ein grosser Teil der finanziellen Mittel dafür zurück. «Ein besseres Verständnis der Antarktis ist nicht nur wünschenswert, sondern auch zentral für den Erhalt des ganzen Planeten.»

Walton nannte die Expedition eine Premiere: «Noch nie zuvor wurden Daten bei einer vollständigen Umrundung und während einer ganzen Saison gesammelt und gleichzeitig wissenschaftliche Experimente zu Land, zu Wasser und in der Luft durchgeführt, um einen vollständigen Überblick über die Antarktis und das Südpolarmeer zu erhalten», liess er sich in einer Mitteilung des SPI vom Montag zitieren. (whr/sda)

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13 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ragnarok
21.03.2017 12:05registriert Januar 2015
Interessanter Artikel, Top weiter so. Wo sehe ich von wem dieser Artikel ist?
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So früh wie seit über 100 Jahren nicht – 5 Punkte zum Frühlingsbeginn
Nach dem meteorologischen hat heute Morgen auch der astronomische Frühling begonnen – dieses Jahr so früh wie seit 1896 nicht mehr.

Frühlingsanfang ist eine Frage der Perspektive: Für Astronomen beginnt der Frühling (meistens) am 20. März, für Meteorologinnen ist bereits seit dem 1. März Frühling. Und für Biologen ist es nicht nur jedes Jahr anders, sondern unterscheidet sich auch je nach Standort.

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