Wasserwerfer, Rauchpetarden, Gummischrot: Das Geschütz, das die Polizei in der Nacht auf Samstag aufgefahren hatte, um eine illegale Outdoor-Party am Letten mit 200 bis 300 Gästen zu beenden, war gross. Die Polizei hatte zuvor gemäss eigenen Angaben ein «Ultimatum» ausgesprochen und als dieses verwirkt war, mit einem Grossaufgebot das Gelände geräumt.
Videos und Bilder zeigen, wie die Polizei Rauchpetarden von der Brücke in die Menge wirft:
Viktor Györffy, Rechtsanwalt und Präsident der Organisation «grundrechte.ch», hat sich die Bilder und Aufnahmen des Einsatzes angesehen. Er kommt zum Schluss: «Dieser Einsatz scheint ungerechtfertigt und nicht ausgeklügelt gewesen zu sein». Die Polizei habe das Gewaltmonopol inne und dürfe sich nicht auf ein Katz- und Mausspiel einlassen. «Sie trägt mehr Verantwortung als die Partygäste», sagt Györffy.
Der Anwalt kritisiert den Einsatz des Wasserwerfers scharf und bezweifelt, dass die Mindestdistanz zu den Getroffenen eingehalten wurde. Die Polizei müsse ausserdem bei einem solchen Einsatz allen deutlich machen, was bei einer Räumung des Geländes passiere. Also auch, welche Mittel zum Einsatz kommen, und dann den Betroffenen die Chance bieten, in Gruppen die Szenerie zu verlassen. «Das hat hier offenbar nicht funktioniert», sagt Györffy.
Die Polizei habe, schliesst Györffy, einfache Körperverletzungen in Kauf genommen, obwohl von der illegalen Party keine Gefahr ausgegangen sei.
Partygäste bezeichneten das Vorgehen der Polizei gegenüber dem Newsportal tsüri.ch als taktik- und strategielos. «Immer wieder seien die Polizisten vorgerückt und wieder zurückgewichen, hätten aus geringer Distanz mit dem Wasserwerfer auf Menschen gezielt, dabei eine Person fast von einem Baugerüst bugsiert, und die Feiernden von der Brücke herab mit Pfefferspray und Gummigeschossen eingedeckt», heisst es.
Ausserdem hätten die Gäste wegen der Musik nichts von der polizeilichen Vorwarnung mitbekommen. Auch die Möglichkeit, als geschlossene Gruppe die Party zu verlassen, habe es nicht gegeben: Die Polizei blockierte den schmalen Eingang zum Tunnel unter der Viaduktbrücke.
Marco Cortesi, Sprecher der Stadtpolizei Zürich, lässt die Kritik an seinem Korps abprallen. Die Polizei habe das Gespräch mit den Partygästen gesucht und sie aufgefordert, das Gelände zu verlassen. Als die Frist abgelaufen sei, habe sie mehrmals per Megafon dazu aufgerufen – mit der Ankündigung, dass das Gelände sonst geräumt wird. Da seien die Einsatzkräfte angegriffen worden.
«Die Polizei warf daraufhin Reizstoffe von der Brücke auf das Gelände und setzte den Wasserwerfer ein, der vorsorglich mitgenommen worden war», sagt Cortesi. Dieser habe einen Abstand von 50 Metern zu den Gästen gehabt. «Näher kommt man da gar nicht ran», fügt Cortesi an. Ausserdem stimme es nicht, dass die Situation ungefährlich gewesen sei. Die Partygäste hatten sich mit Baugittern und Ketten gegen die Polizei abgeschottet und so selber eingekesselt.