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Trump wiegelte extreme Gruppierungen auf – 6 Punkte zum Hearing am 12. Juli

Wie Trump extreme Gruppierungen aufwiegelte und Cipollones Kritik – 6 Punkte zum Hearing

13.07.2022, 04:5713.07.2022, 16:53
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Am Dienstag fand in den USA das nächste Hearing zum Sturm aufs Kapitol vom 6. Januar 2021 statt. Im Zentrum stand dabei das Verhältnis des damaligen Präsidenten Donald Trump zu rechtsextremen Gruppierungen. Dabei kam der Ausschuss zu neuen Schlüssen – das sind die wichtigsten Punkte.

Trump wiegelte Rechtsextreme bewusst auf

Der Untersuchungsausschuss kam zum Schluss, dass Trump den Marsch bewusst geplant haben soll – und deshalb gewaltbereite Rechtsextreme direkt angesprochen hat. «Präsident Trump hat seinen Plan umgesetzt, indem er in seiner Rede am 6. Januar seine Anhänger aufforderte, (...) zum Kapitol zu marschieren», sagte das demokratische Ausschussmitglied Stephanie Murphy am Dienstag in einer öffentlichen Anhörung. «Die Beweise bestätigen, dass es sich nicht um einen spontanen Aufruf zum Handeln handelte, sondern um eine bewusste Strategie, die der Präsident im Voraus beschlossen hatte.»

Former President Donald Trump motions after speaking at an event with Joe Lombardo, Clark County sheriff and Republican candidate for Nevada governor, and Republican Nevada Senate candidate Adam Laxal ...
Die Hinweise verdichten sich, dass Trump den Kapitolsturm im Vorfeld aktiv provoziert hat.Bild: keystone

Um diese Aussage zu bestätigen, verwies der Ausschuss auf einen Tweet, den Trump am 19. Dezember nach einem Treffen mit Mitarbeitern, das nach Schilderungen von Zeugen aus dem Ruder gelaufen war, abgesetzt hatte. In diesem rief er explizit zu Protesten am 6. Januar auf. «Big protest in D.C. on January 6th. Be there, will be wild!» (in etwa: «Starker Protest in D.C. am 6. Januar. Seid dabei, wird wild!»), so die genauen Worte.

Um diesen Tweet geht es:

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Bild: keystone

In der Anhörung wurden Aussagen rechter Kommentatoren eingespielt, die sich darauf bezogen. Der Verschwörungstheoretiker Jim Watkins antwortete auf eine Frage, wann er sich entschlossen habe, am 6. Januar nach Washington zu gehen: «Als der Präsident der Vereinigten Staaten ankündigte, dass er eine Kundgebung geben würde.»

Der nicht veröffentlichte Tweet

Im Zentrum stand derweil ein weiterer Tweet – einer, der von Trump nie veröffentlicht wurde. Allerdings liefert auch dieser deutliche Hinweise darauf, dass der damalige Präsident den Sturm aufs Kapitol im Vorfeld geplant hatte. «I will be making a Big Speech at 10AM on January 6th at the Ellipse (South of the White House). Please arrive early, massive crowds expected. March to the Capitol after. Stop the Steal!!», lautet dieser. Oder auf Deutsch:

«Ich werde um 10 Uhr morgens am 6. Januar eine grosse Rede im Ellipse-Park (südlich vom Weissen Haus) halten. Bitte kommt frühzeitig, es wird eine grosse Anzahl Zuhörer erwartet. Dann ein Marsch zum Kapitol. Stoppt den Raub!»

Warum der Tweet nicht abgesetzt wurde, ist unklar. Der Ausschuss erhielt diesen aus den nationalen Archiven. Darauf soll ein Stempel mit der Aufschrift «President has seen» – «der Präsident hat ihn gesehen» – sein.

This exhibit from video released by the House Select Committee, shows a draft tweet prepared for former President Donald Trump, displayed at a hearing by the House select committee investigating the J ...
Der Tweet-Entwurf wurde beim Hearing eingeblendet.Bild: keystone

Anhänger Trumps sagt als Zeuge gegen ihn aus

Für eine weitere belastende Zeugenaussage sorgte Stephen Ayres, ein bekennender früherer Trump-Anhänger, der am 6. Januar ebenfalls mitmarschiert war. Ayres sagte, er habe nicht geplant gehabt, zum Kapitol zu gehen. Erst Trumps Rede habe das geändert und «jeden aufgebracht». «Alle dachten, er werde mitmarschieren. Wissen Sie, er sagte in seiner Rede, dass er bei uns sein werde.»

epa10067634 Stephen Ayres who was a participant in the January 6 attack testifies during a public hearing of the House Select Committee to Investigate the January 6th Attack on the US Capitol, on Capi ...
Stephen Ayres bei seiner Aussage.Bild: keystone

Der Mann schilderte, dass Aufrufe in sozialen Netzwerken ihn bewogen hätten, an diesem 6. Januar in die US-Hauptstadt zu kommen. Er habe «definitiv» geglaubt, dass es Betrug bei der Präsidentenwahl 2020 gegeben habe. Heute glaube er das «nicht so sehr». Das liege auch daran, dass er sich aus den sozialen Medien zurückgezogen und selbst «recherchiert» habe.

Ähnliche Ansichten schilderte ein weiterer Zeuge, der einst zu einer solchen Gruppierung gehörte – Jason Van Tatenhove, ein ehemaliger Sprecher der «Oath Keepers». Auch dieser beschrieb, durch Trumps Rede «aufgewiegelt» worden zu sein und dass sich das Land glücklich schätzen müsse, dass nicht noch mehr Blut geflossen sei. «Es gab viele Warnsignale. Ich hätte die Gruppierung vermutlich früher verlassen sollen», bedauerte Van Tatenhove.

Cipollone-Aussagen belasten Trump weiter

Viel Beachtung erhielten am Dienstag auch Aussagen von Pat Cipollone, der während Trumps Zeit als Präsident Rechtsberater des Weissen Hauses gewesen war. Cipollone war am Freitag vom Ausschuss zum Vorfall befragt worden, allerdings ohne Publikum. Am Dienstag wurden nun einige wichtige Zitate Cipollones gezeigt. In diesen wird einmal mehr klar, wie auch damalige Vertraute Trump immer wieder nahelegten, die verlorene Wahl zu akzeptieren, da es keine Hinweise auf einen Betrug gebe.

Former White House counsel Pat Cipollone is seen on a video screen as the House select committee investigating the Jan. 6 attack on the U.S. Capitol holds a hearing at the Capitol in Washington, Tuesd ...
Am Dienstag wurden immer wieder Videozitate von Pat Cipollone eingespielt.Bild: keystone

«Es gibt die Möglichkeit, Wahlen anzufechten. Aber die Idee, dass die Bundesregierung die Wahlmaschinen beschlagnahmen könnte - (...) das ist eine schreckliche Idee», so Cipollone. Er sei deshalb der Überzeugung gewesen, Trump müsse aufgeben.

Ähnlich äusserten sich auch weitere Vertraute Trumps. Der Ausschuss zeigte weitere Video-Mitschnitte verschiedener Zeugenbefragungen hinter verschlossenen Türen. Trumps ehemaliger Arbeitsminister Eugene Scalia sagte demnach: «Ich habe ihm mitgeteilt, dass ich denke, dass es für ihn an der Zeit sei, anzuerkennen, dass Präsident (Joe) Biden die Wahl gewonnen hat.»

Ehemaliger Berater: «Ich fühle mich schuldig»

Wie nahe die Vorfälle vom 6. Januar auch damaligen Vertrauten des Ex-Präsidenten gingen, zeigen Nachrichten von Brad Parscale, der ehemalige Wahlkampf-Manager Trumps. In einem SMS schrieb dieser nach den Vorfällen, er fühle sich «schuldig, ihm zum Sieg verholfen zu haben». Zudem glaube er, dass Trumps Rhetorik einen Menschen getötet habe.

This exhibit from video released by the House Select Committee, shows texts from Brad Parscale to Katrina Pierson, displayed at a hearing by the House select committee investigating the Jan. 6 attack  ...
Bild: keystone

In einem weiteren SMS schrieb Parscale, Trump habe «einen Bürgerkrieg gefordert». Die Nachrichten waren für Katrina Pierson, die damals ebenfalls für Trump arbeitete. «Du hast nur getan, was du damals für richtig gehalten hast. Folglich war es das», antwortete diese. Und Parscale erwiderte: «Ja. Aber eine Frau ist tot».

Ausschuss warnt vor Zeugen-Beeinflussung

Zum Abschluss der öffentlichen Anhörung sprach Ausschussmitglied Liz Cheney eine Warnung gegen Donald Trump aus. Die Republikanerin berichtete, der Ex-Präsident habe versucht, einen Zeugen zu kontaktieren, der noch nicht öffentlich ausgesagt habe.

Der Zeuge habe es abgelehnt, auf den Anruf zu reagieren und stattdessen einen Anwalt eingeschaltet. Cheney fügte hinzu: «Lassen Sie mich noch einmal sagen, dass wir jeden Versuch, Zeugenaussagen zu beeinflussen, sehr ernst nehmen werden.» (dab)

Mit Material von Keystone-SDA

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quelle: keystone / manuel balce ceneta
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15 Kommentare
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Geralt von Riva
13.07.2022 07:59registriert Mai 2021
Das geht unter Hochverrat, wie viele Beweise braucht es noch? Da Plant einer eine Putsch und kommt wahrscheinlich noch ungestraft davon.
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L.G.
13.07.2022 06:16registriert Juni 2016
Und? Wird Donald Trump und seine helfer je Verurteilt? Wohl kaum!
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Wolkensprung
13.07.2022 07:32registriert Dezember 2016
Die Indizien sind erdrückend. Nur werden sie nichts ändern, die Trump Fans bleiben wohl merkbefreit. Die Hearings werden aber in der Geschichtschreibung ihre Bedeutung erlangen, auch wenn's dann zu spät und die Demokratie in Merika abgeschafft ist.
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