Jeder kennt diese Art von Absage, die einen kein Stück weiterbringt. Eine Idee sei «schwierig», der Vorschlag «leider schwierig», die Umsetzung des Raumkonzepts aufgrund der Betonwand im Eingangsbereich: «schwierig». Ende der Feedbackschleife. Aber was soll «schwierig» überhaupt bedeuten? Zeitaufwändig? Unmöglich durchführbar? Teuer?
Laut Duden bedeutet schwierig:
So weit, so berechtigt. Wer möchte schon etwas falsch machen? Nur warum muss in der Welt der Erwachsenen jedes passende Adjektiv mit genau diesem nichtssagenden Negativfüllwort ersetzt werden?
Wieso nicht endlich aussprechen, dass der Entwurf für einen anderen Kunden gut geeignet, für die eigene Firma dann doch einen Tick zu extravagant war? Warum das Verhalten «schwierig» und nicht destruktiv nennen? Es hilft niemandem, sich mit Floskeln rauszuhalten, wenn es um wichtige Learnings geht. Zudem suggeriert das Wort immer diese gewisse Unehrlichkeit, ein «du kannst nicht in mich hineinsehen und wirst es niemals können».
Eine Flucht vor der Verantwortung, die der Führungsebene zukommt. Das schafft Distanz, wo Ehrlichkeit gefordert wäre und löst keine Probleme, sondern verstellt sie zusätzlich.
Wer als einzige Rückmeldung via Chat «schwierig» zu lesen bekommt, wird kaum am nächsten Tag aufstehen und voller Tatendrang an der Verbesserung sitzen.
Wenn nett der kleine Bruder von scheisse – im unförmigen Anzug auf der Abschlussfeier.
Ähnlich verhält es sich mit dem random einsetzbaren Adjektiv «gern» beziehungsweise «gerne», dieses lässt sich besonders gut am Ende einer Mail beifügen:
Hätte es nicht gereicht zu schreiben, dass man den Paragrafen hinzufügt? Wieso muss man noch einmal fest auf die Schleimtube drücken, während man unmotiviert im Büro sitzt? Höflichkeit als maximale Absicherung im unbegrenzten Leistungsstreben.
Nennt mich österreichisch, aber ich kannte diese Art der Floskelsprache nicht, bevor ich in Deutschland begonnen habe zu arbeiten. Und in der Schweiz ist es noch schlimmer. Stets ist man darum bemüht, dem anderen auf gar keinen Fall auf die Füsse zu treten oder auch nur den kleinsten Konflikt auszutragen. Lieber sichert man sich schriftlich in der Mail mit einem Dutzend «sehr gerne», «jederzeit gerne nochmal» und «gerne auch morgen und nächste Woche» ab – fast so, als ob ansonsten eine Klage wegen Sittenwidrigkeit drohen würde.
Vielleicht ist der Kunde ja König – aber zum Teufel noch mal: Er nervt.
Ein kleines bisschen ist die Vorsichtshaltung natürlich auch okay. Besser, als ständig «wenn's sein muss» oder «jo passt» in den Posteingang gerotzt zu bekommen. Muss man sich auch erst dran gewöhnen.
Dem Kollegen oder Vorgesetzten zu vertrauen gehört meiner Meinung nach allerdings auch dazu, dass man kein unterwürfiger Arbeitnehmer und kein übervorsichtiger Chef ist.
In dem Sinne: Schwieriges Thema, beim Kaffee gerne mehr.
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