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Vom Sommerloch bis zur Sommerdepression: Auch der August ist ein fieser Monat

Warum sich der August für viele wie ein laaanger Sonntagabend anfühlt

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Wer sensibel auf Jahreszeiten und Licht reagiert, leidet im Winter unter Umständen an einer Depression. Gleichzeitig gibt es auch Menschen, die im August durch ein Tief gehen müssen. Aber wieso?
27.08.2017, 18:3713.09.2017, 12:57
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Eigentlich wäre der August ja ein schöner Monat. Objektiv betrachtet: Warme Temperaturen, noch immer lange Tage, viel Licht, Ferienstimmung. Quasi eine Antithese zum Januar und Februar, in denen viele Menschen an einer saisonal bedingten Depression leiden.

Doch zwischen den Seelen, die sich Jahreszeiten bedingt mies fühlen, gibt es auch Ausreisser: die August-Hasser. Einer davon bin ich.

Es ist der August, der Monat, der hierzulande schon laut und euphorisch beginnt, währenddessen meine Stimmung sich in den Keller verdrückt. Zu den ängstlichen Haustieren hinunter, die sich vor den jaulenden Feuerwerksköpern fürchten. Und wie die Raketen und Zuckerstöcke gen Himmel schiessen, macht sich ein energischer Wunsch nach Veränderung in mir breit, der mich noch gute 31 Tage verfolgen wird.

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Stephen Ferrando, psychiatrischer Leiter des «Westchester Medical Center» in New York sagt, der August-Blues sei wie eine Sonntagabend-Depression – einfach einen ganzen Monat lang. Gegenüber dem «New York Magazine» hält er aber fest, dass die «Endsommerdepression» anders beschaffen ist, als das übliche Jahreszeiten-Tief im Winter.

Die Schlappe im Januar und Februar ist biologisch zu erklären. Die Winterdepression ist eine Art Winterschlaf, der durch einen Lichtmangel entsteht. Evolutionsbiologisch macht das Sinn. Der Mensch fährt sein System herunter, um den Winter zu überstehen. In einer modernen Gesellschaft trägt man davon jedoch wenig Nutzen. Ausser man begrüsst extreme Müdigkeit, Hunger nach Kohlehydraten und Gewichtszunahme.

Was ist es also, dass mir und anderen, während des sommerlichen Ausklingens die Laune verdirbt? Licht gibt's ja genug und statt Fressattacken, plagt mich Appetits- und Lustlosigkeit, begleitet von der Angst, dass alles gleich bleibt, dass ich im Hamsterrad renne.  

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Der September als der bessere Januar 

Der Sommer ist das Ende der Ausnahmezeit. Ferrando chrakterisiert sie im Interview mit dem «NY-Mag» wie folgt: «Diese Jahreszeit hat sich im Kollektivbewusstsein als die spasshafteste Periode einer Sonnenumdrehung eingebrannt. Egal, ob man sie hasst oder liebt – neigt sie sich dem Ende zu, kommt die Torschlusspanik.»

«Auch arbeitende Menschen assoziieren den Sommer oft mit einer dreimonatigen Pause.»  
Rachel Annunziato, Psychologie-Professorin in Fordhamvia nymag

Und was folgt auf ein Ende, sofern die persönliche Hoffnung noch nicht gestorben ist? Ein Neubeginn. Das kennen die meisten aus ihrer (vergangenen) Schulzeit. Spätestens im September wird neubegonnen. Und das macht den August zum klingenden Dezember und den ersten Herbstmonat zum wahren Januar. Zumindest im Kopf. Denn wer nicht mehr in engem Kontakt mit dem Bildungssystem steht, für den war sowohl der verheissungsvolle Spasssommer keine dreimonatige Pause, noch verspricht der darauf folgende Herbst eine neue Ära.

Laut Rachel Annunuiato, Psychologie-Professorin in Fordham (USA), steht die Sommerzeit auch für arbeitende Menschen im Zeichen des Besonderen. Der Herbst hingegen bringe wieder Normalität, Ruhe, Langeweile. Viele Leute – egal welchen Alters – würden deshalb in der sommerlichen Endschlaufe ein Bedürfnis zur Veränderung entwickeln. 

Wer nun aber am ersten September keine neue Stelle antritt, keine Ausbildung beginnt oder auch nicht gerade in einen Siebdruck-Kurs einsteigt, bleibt auf seiner allfälligen «augüstlichen» Endzeitstimmung sitzen und in der Endsommer-Depression stecken. Der erste September ist in diesem Fall wohl nichts weiteres, als ein Montagmorgen. Komischerweise aber ein langersehnter.

PS: Und dieses Jahr sogar noch ein Freitag. :-}

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5 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Jakal
27.08.2017 19:10registriert Mai 2016
August, September, Oktober. meine Lieblingsmonate. Es ist in der Regel Mild, Die Tage nicht mehr so Lang, die Nächte kühl. Das Licht, die Farben; Die Natur präsentiert sich von ihrer schönsten Seite. Herrlich!! Und. Der August ist der Beginn meiner liebsten Jahreszeit😍
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GhettoGünther
27.08.2017 19:02registriert März 2017
Alle 10 jahre ist der august im aaraguischen baden gar nicht so langweilig^^
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teufelchen7
27.08.2017 20:10registriert November 2015
august ist im grunde genommen sehr schön. ich bin trotzdem deprimiert... ende des sommers, der herbst kündigt sich schon an mit morgennebel. ich will aber, dass der sommer noch bleibt 😭
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