Es kommt nicht häufig vor, dass sich eine Behörde der Vereinten Nationen so dezidiert in eine Angelegenheit der Schweiz einmischt: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist entsetzt wegen einer umstrittenen Partnerschaft des Landes. Während die Schweiz einerseits viel Geld in die Tabakprävention steckt und ihren Bürgern die Lust aufs Rauchen austreiben will, lässt sie andererseits ihren Pavillon an der Weltausstellung 2020 in Dubai vom weltgrössten Tabakkonzern sponsern.
Seit die Redaktion von CH Media die Zusammenarbeit von Philip Morris mit dem Aussendepartement enthüllt hat, laufen Politiker und Gesundheitsexperten dagegen Sturm. Sogar das Bundesamt für Gesundheit bedauerte in dieser Zeitung, dass die Zusammenarbeit «im Widerspruch zur Präventionsstrategie des Bundes» stehe.
Unterdessen hat sich auch die WHO eingeschaltet. Jeder Staat stehe in der Verantwortung, seine Bevölkerung vor Krankheit und Tod zu schützen, die durch Tabakkonsum verursacht werden, appelliert die UNO-Behörde mit Hauptquartier in Genf regelmässig an ihre 194 Mitgliedsstaaten. «Dass nun ausgerechnet die Schweiz als Sitzstaat der WHO eine Sponsoring-Partnerschaft mit einem Tabakkonzern eingeht, ist sehr bedenklich», erklärte die WHO in den Tamedia-Zeitungen.
Sie erinnert daran, dass der Tabakkonsum weltweit pro Jahr acht Millionen Menschen tötet; in der Schweiz sterben laut Bund jährlich 9500 Personen an dessen Folgen. Trotzdem versuche die Tabakindustrie die Präventionsanstrengungen von Regierungen und internationalen Organisationen zu unterlaufen, kritisiert die WHO. Sie hat deswegen in Bern «bei hohen Stellen interveniert». Ein WHO-Sprecher bestätigte, dass solche Gespräche laufen.
Ohnehin hält die WHO das Tabak-Sponsoring im Rahmen der Weltausstellung für unzulässig. Denn die Expo in Dubai steht unter der Aufsicht des Bureau International des Expositions (BIE) in Paris, dessen Mitglied die Schweiz naturgemäss ebenfalls ist. Die WHO verweist auf eine Vereinbarung, die seit acht Jahren mit der zwischenstaatlichen Organisation bestehe. Demnach ist Tabak-Sponsoring an Weltausstellungen untersagt. Dies gelte im Übrigen auch für E-Zigaretten, hält die WHO fest. Sie will sich an das BIE wenden: «Wir werden darauf drängen, dass die Vereinbarung auch im Schweizer Pavillon in Dubai eingehalten wird.»
Im Zentrum der Kritik steht Aussenminister Ignazio Cassis. Pikant: Der Freisinnige ist seit langer Zeit der erste Arzt im Bundesrat, jahrelang arbeitete er als Präventivmediziner. Nachdem es das Engagement zuvor tagelang verteidigt hatte, liess das Aussendepartement am Montagabend auf Anfrage durchblicken, dass das letzte Wort in der Causa noch nicht gesprochen sein dürfte. «Bundesrat Ignazio Cassis ist über den Stand des Sponsorings für Dubai 2020 noch nicht im Detail orientiert», sagte sein Sprecher.
Der Aussenminister werde die Sponsoring-Partnerschaften – «insbesondere derjenigen von Philip Morris» – nun analysieren, Handlungsoptionen abklären und danach entscheiden. Der Sprecher betont:
Deshalb werde er sich die «Sache entsprechend genau anschauen». So oder so werde man alles unternehmen, «um sicherzustellen, dass in keiner Weise der Eindruck entsteht, dass der Bund den Konsum von Tabakerzeugnissen fördert».
Philip Morris wies derweil die Kritik zurück und erklärte, man halte am Engagement fest. Der Konzern will in Dubai «die Bedeutung und die globale Bühne einer der weltweit führenden internationalen Messen nutzen».
Rund 1.8 Millionen Franken bezahlt Philip Morris für die Expo-Partnerschaft. Der Konzern bekommt dafür ein Sponsoring-Paket mit über 30 Leistungen und darf sich mit dem «Image der offiziellen Schweiz» schmücken. In einem separaten Pavillon-Bereich, der ab 21 Jahren zugänglich ist, wird er eine «Alternative zur traditionellen Zigarette» präsentieren. (aargauerzeitung.ch)
Kleiner Tipp: Verzichtet doch einfach auf die Subventionen für den Tabakanbau an unsere Bauern dann habt ihr sogar noch Geld übrig das ihr in Dubai verlochen könnt.
Cassis leistet damit v.a. jenen einen Bärendienst, welche ihre Randregionen seriös vertreten möchten...