Es ist die neuste Hiobsbotschaft aus der Schweizer Presselandschaft: Die gedruckte Ausgabe von «Blick am Abend» wird eingestellt. Die letzte Ausgabe der Pendlerzeitung erscheint am 21. Dezember. Durch die Entwicklung am Schweizer Werbemarkt sei dieser Schritt wirtschaftlich notwendig geworden, teilte der Medienkonzern Ringier am Mittwoch mit. Elf Mitarbeitende sind betroffen.
Das pink gehaltene Boulevardblatt ist nicht die einzige Zeitung, die in den letzten Jahren vor dem Aus stand. Diese Ausdünnung der Presse ist auch ein internationaler Trend. Ein Rückblick auf das hiesige Zeitungssterben.
Anfang November wehte bereits ein kalter Wind über die Schweizer Medienlandschaft: Die Stiftung für Medienvielfalt teilte mit, dass die Basler «Tageswoche» den Betrieb einstellt. Im Voraus wurde lange spekuliert, dann ging es plötzlich ganz schnell: Die letzte Ausgabe erschien am 16. November. Rund 30 Personen waren betroffen.
Die finanziellen Probleme des siebenjährigen Medienprojekts waren bekannt. Die «Tageswoche» war trotz grosser Bemühungen und mehrfachen Hilfeaufrufen nicht in der Lage, die wegfallenden Einnahmen durch Abos oder Inserate zu kompensieren.
Die «Tageswoche» wurde 2011 als Reaktion auf die Übernahme der «Basler Zeitung» durch Christoph Blocher gegründet.
Auf der anderen Seite des Röstigrabens kam es im Juli zum grossen Schock: Die Mediengruppe Tamedia stellte die gedruckte Ausgabe der Westschweizer Zeitung «Le Matin» ein. Es handelt sich um die meistgelesene Zeitung der Romandie.
Finanziell ging es der gedruckten Version der Tageszeitung aber bereits seit längerem schlecht. So nannte Tamedia als Grund für die Einstellung auch die seit 20 Jahren anhaltenden Verluste. 2017 lag das Defizit bei rund 6,3 Millionen Franken, über die letzten zehn Jahre gesamthaft bei 34 Millionen Franken.
Der Tamedia-Verlag und die Journalisten und Gewerkschaften gingen in erbittertem Streit auseinander.
Im Mai reagierte das Tessin schockiert und ungläubig auf das plötzliche Ende der kirchennahen Tageszeitung «Giornale del Popolo».
Das plötzliche Ende ist auf den Konkurs von Publicitas zurückzuführen. Die Tageszeitung überlebte dank eines hohen Anteils an Werbeeinnahmen, welche jedoch nach dem Konkurs der Werbevermarkterin Publicitas zusammenbrachen. Das Ende der Publicitas hatte einen Einnahmenausfall von 400’000 Franken zur Folge. Betroffen waren 30 Mitarbeitende.
Die gedruckte Ausgabe der «Ostschweiz am Sonntag» wurde im Herbst 2017 eingestellt.
Man wolle bei den NZZ Regionalmedien die Digitalstrategie weiter vorantreiben, teilte die Mediengruppe damals mit.
Der Schritt hatte die Kündigung von fünf Mitarbeitenden aus dem Bereich Verlagsservices und Druck zur Folge.
Die «Schweiz am Sonntag» war eine Schweizer Sonntagszeitung der AZ Medien (dazu gehört auch watson) mit Hauptverbreitungsgebiet im Schweizer Mittelland und in der Südostschweiz.
Am 26. Februar 2017 erschien die letzte Ausgabe. Stattdessen gibt der Aargauer Verlag seit dem 4. März 2017 eine ausgebaute Samstagsausgabe der «Aargauer Zeitung» unter dem Titel «Schweiz am Wochenende» heraus.
Das Unternehmen begründete den Schritt mit knapper werdenden Werbeeinnahmen und hohen Kosten bei Druck, Papier und Vertrieb.
Die «Basler Zeitung» (BaZ) stellte ihre erst ein Jahr zuvor lancierte Sonntagsausgabe bereits 2013 später wieder ein.
Das Blatt war nicht als spezielle Sonntagszeitung konzipiert, sondern erschien als siebte Ausgabe im gewohnten BaZ-Layout. Als Ersatz erhalten die Abonnenten seither die «SonntagsZeitung» aus dem Zürcher Medienhaus Tamedia.
Der Wechsel zur «SonntagsZeitung» sollte gemäss einer damaligen Mitteilung sowohl die Attraktivität der BaZ als Tageszeitung steigern wie auch die Reichweite der «SonntagsZeitung» im Wirtschaftsraum Basel erhöhen.
2009 standen zwei Gratiszeitungen vor dem Aus. Bei «.ch» waren 69 Mitarbeitende betroffen.
Im Gegensatz zu bestehenden Gratiszeitungen in der Schweiz sollte die Distribution von «.ch» ursprünglich nicht in erster Linie über Verteilboxen an Bahnhöfen erfolgen, sondern wie bei herkömmlich abonnierten Tageszeitungen per Hauszustellung.
Die sich rasch verschlechternde wirtschaftliche Situation und der damit verbundene starke Anzeigenrückgang treffe auch die Gratiszeitung «.ch», die sich zu hundert Prozent über Werbung finanzieren müsse, hiess es damals in einer Pressemitteilung.
«.ch» kann nicht auf eine lange Geschichte zurückblicken. Sie war erst 2007 zum ersten Mal erschienen.
«News» war ebenfalls 2007 auf Initiative der Tamedia als Kampfblatt gegen «.ch» lanciert worden. Das Gratisblatt wurde auch 2009 eingestellt. Das kostete 20 Stellen.
Zwar habe «News» bei der Leserschaft Erfolg gehabt, hiess es in einer Mitteilung des Verlags damals. Im «übersättigten Schweizer Pendlerzeitungsmarkt» habe sich der Titel aber nicht durchsetzen können.
Das Ende kam für Branchenkenner nicht überraschend. Fachleute haben immer wieder erläutert, dass für mehr als zwei Gratiszeitungen auf dem Schweizer Markt kein Platz sei – zu klein sei der Werbekuchen.
«heute» war die Schweizer Pendlerzeitung für den Abend des Ringier-Verlags. Die Zeitung erschien von 2006 bis Mai 2008 – bis das Medienhaus sie durch den «Blick am Abend» ersetzte.
Die Zeitung war weder auf dem Leser- noch auf dem Anzeigenmarkt erfolgreich. Zur besseren Vermarktung wurde das mächtige Label «Blick» in die Waagschale geworfen.
Die «heute»-Zeitungen lagen in grünen Boxen auf oder wurden an bestimmten Standorten auch verteilt.
«Facts» war ein von 1995 bis 2007 wöchentlich erscheinendes Schweizer Nachrichtenmagazin des Verlages Tamedia.
Wie der Verwaltungsrat damals mitteilte, hätten sinkende Inserateeinnahmen und Neugründungen wie die «NZZ am Sonntag» (2002) und vor allem Gratiszeitungen wie «20 Minuten» dem Magazin wirtschaftliche Probleme bereitet.
«Facts» hatte zuletzt eine Auflage von 73'140 verkauften bzw. 81'557 verbreiteten Exemplaren und erreichte 439'000 Leser in der deutschsprachigen Schweiz.
Insgesamt gingen in Redaktion und Verlag 53 Stellen verloren.
Das 1989 als populäres Wirtschaftsmagazin gegründete «Cash» im Verlag Ringier war lange Jahre ein Erfolg, wurde dann aber im Juni 2007 nach stetigem Inseraterückgang eingestellt.
Die Auflage von Cash betrug zuletzt 61'000 Exemplare, womit Cash in der Schweiz zu den grössten Wirtschaftspublikationen zählte. Die Gratiszeitung «Cash daily» erschien zwischen Herbst 2006 und März 2009 täglich von Montag bis Freitag als Gratiszeitung.
Am 20. März 2009 erschien auch hier die letzte Ausgabe. Seither konzentriert sich Ringier mit der Marke Cash auf einen papierlosen Vertrieb über elektronische Medien.
Die seit Anfang 2004 erscheinende Sonntagszeitung «Cracks for Kids» war nach nur zwölf Ausgaben am Ende. Mit dem Blatt sollte den Kids die Welt kinder- und jugendgerecht erklärt werden.
Die Zeitung für Kinder habe zwar die Erwartungen im Lesermarkt erfüllt, im Werbemarkt aber «auch wegen des anhaltend schwierigen konjunkturellen Umfeldes» nicht genügend Resonanz finden können, schrieb der herausgebende Verlag CfK Media AG.
Betroffen waren 14 Mitarbeitende.
1999 lancierten skandinavische Verlagshäuser in der Schweiz erst «20 Minuten» und kurz darauf «Metropol», zwei Gratistageszeitungen. 2003 wird «Metropol» wieder eingestellt und «20 Minuten» kommt unter die Fittiche von Tamedia.
58 Angestellte verlieren ihren Job. Die schwedischen Besitzer des Gratisblatts glaubten nicht mehr an den finanziellen Erfolg in Zürich.
«Metropol» erschien zuletzt nur noch im Grossraum Zürich, der als «Kerngebiet» der Schweizer Ausgaben galt. Zuvor war «Metropol» bereits in der restlichen Deutschschweiz eingestellt worden. Die Zeitung war bis dahin in den Regionen Basel, Bern, Luzern und Aargau erschienen.
Es ist schon fast 20 Jahre (1999) her, seit die letzte Ausgabe erschienen ist, dennoch trauern viele Schweizer Sportfans auch heute noch der traditionsreichen «Sport» nach.
Die Einstellung der Zeitung erfolgte, da es dem «Sport» nicht gelang, auf die angestrebten Konzeptverbesserungen innert nützlicher Frist einen wirtschaftlichen Erfolg zu erzielen, teilten die Verantwortlichen damals mit.
38 von 41 Angestellten wurden vom Verleger der Basler Mediengruppe entlassen.
(kün)