Nebel
DE | FR
International
USA

Und so sprach Trump an seinem 100. Tag ...

epa05936303 US President Donald J. Trump makes fist as he speaks at the Pennsylvania Farm Show Complex in Harrisburg, Pennsylvania, USA, 29 April 2017. The rally marked the president's 100th day  ...
Donald Trump in Harrisburg, Pennsylvania.Bild: TRACIE VAN AUKEN/EPA/KEYSTONE

Und am 100. Abend ...

Vor einer begeisterten Menge zog Donald Trump Bilanz über seine ersten 100 Tage im Amt. Ein Heimspiel, mehr als 100 Meilen vom Weissen Haus entfernt.
30.04.2017, 04:3330.04.2017, 13:09
Corsin Manser
Folge mir
Mehr «International»

«Er habe gedacht, es sei einfacher.» Donald Trump liess diese Woche zum ersten Mal durchblicken, dass er an seinem neuen Job manchmal ordentlich zu nagen hat. Man sei sehr isoliert als US-Präsident, meinte der 70-Jährige, «in meinem früheren Leben war immer so viel los.» 

Gestern Abend, an seinem 100. Amtstag, kehrte Trump Washington den Rücken zu. Gemäss Tradition wäre in der Hauptstadt eigentlich ein Galadinner mit Journalisten auf dem Programm des Präsidenten gestanden. Doch der Republikaner strich den Termin schon vor Wochen und flog stattdessen nach Pennsylvania, wo er zu seinen Anhängern sprach. 

Und dort, weg vom Alltag im Oval Office und weg von der Isolation, fühlte sich der Präsident wieder pudelwohl. Es stand wieder der Trump auf der Bühne, den wir vom Wahlkampf kennen. Bissig, euphorisch, Schläge austeilend. 

«In einem Hotel-Ballsaal in unserer Hauptstadt hat sich gerade eine grosse Gruppe von Hollywood-Schauspielern und Washingtoner Medien versammelt, um sich zu trösten», scherzte Trump. «Ich könnte nicht entzückter sein, als mehr als 100 Meilen von ihnen entfernt zu sein.»

Er sei froh, den Abend nicht in Washington verbringen zu müssen, so der Präsident, schliesslich sei die Menge in Harrisburg «viel, viel grösser» und die Leute «viel besser». Die Menge dankte es mit einem: «USA! USA! USA!»

Trump verpasste es denn auch nicht, die Stimmung gegen die Medien weiter anzuheizen und bezeichnete «CNN» und «MSNBC» als «Fake News». Buh-Rufe. 

Nachdem ebendiese Medien die ersten 100 Amtstage von Trump bereits in aller Breite analysiert hatten – und ihm alles andere als ein gutes Zeugnis ausstellten –, zog der Präsident gestern selber Bilanz. Die ersten 100 Tage seien «sehr aufregend und sehr produktiv» gewesen, meinte Trump. «Macht euch bereit für die grossen, grossen Kämpfe die anstehen, welche wir alle gewinnen werden.»

Die Mauer

Ein solcher «Kampf» dürfte die Errichtung der Grenzmauer zu Mexiko werden. In den vergangenen Tagen wurde immer wieder angezweifelt, ob Trumps Mauer denn auch tatsächlich gebaut würde.

Nach den kürzlich bekannt gewordenen Steuerplänen der Regierung kamen viele Experten zum Schluss, dass der Bau der Mauer nicht finanzierbar sei. Trumps Regierung sieht massive Steuerkürzungen vor, dies könnte ein grosses Loch in die US-Staatskasse reissen.

Der US-Präsident beruhigte gestern jedoch seine Anhänger. «Wir werden die Mauer bauen, macht euch keine Sorgen», rief er ihnen zu. Zuvor skandierte die Menge in Harrisburg: «Build that wall» – «Baut die Mauer». 

Klimapolitik

Desweiteren kündigte der Präsident der Vereingigten Staaten an, dass in den nächsten zwei Wochen ein «grosser Entscheid» zum Pariser Klimaabkommen anstehe. Er beschwerte sich, dass die Vereinbarung einseitig sei. «Die USA bezahlen Milliarden, China, Russland und Indien nichts», so Trump.

Gleichzeitig machte er gestern Werbung für fossile Brennstoffe. «Wir haben den Krieg gegen die schöne, saubere Kohle beendet», so Trump unter tosendem Beifall, «und wir schicken unsere grossartigen Kohle-Mineure zurück zur Arbeit.»

Zum Schluss seiner Rede setzte Trump auf die volle Ladung Pathos. «Egal ob wir schwarz, braun oder weiss sind, wir bluten alle das rote Blut der Patrioten.» 

Ab Montag wartet wieder der Alltag. 

100 Tage Trump in 90 Bildern

1 / 92
100 Tage Trump in 90 Bildern
20. Januar 2017: Donald Trump tritt sein Amt als 45. Präsident der USA an, Barack Obama tritt ab.
quelle: ap/ap / andrew harnik
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet um die Zahlung abzuschliessen)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
11 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Ursus ZH
30.04.2017 05:48registriert Februar 2017
Ich hab mal gemeint, in den USA könne ein Präsident des Amtes enthoben werden, wenn bei ihm eine Geisteskrankheit festgestellt wird. Offenbar hab ich mich getauscht.
11018
Melden
Zum Kommentar
avatar
zombie woof
30.04.2017 05:29registriert März 2015
Wieso kommen mir hier Lemminge in den Sinn?
958
Melden
Zum Kommentar
avatar
Butzdi
30.04.2017 08:48registriert April 2016
Wer sich vor einer Wohltätigkeitsveranstaltung drückt und stattdessen eine Wahlveranstaltung hält hat weder Nerven noch Ethik. Es gab sehr viele freie Plätze an seiner Veranstaltung, aber er log wieder einmal über die Anzahl Zuschauer dass sich die Balken biegen. Zur selben Zeit lief in Washington eine Demonstration, die mehr Teilnehmer hatte als Trumps Amtseinführung. Es gab also viele Gründe für Trump, nicht in Washington zu sein, aber keiner der Gründe hat sich etwas mit Rückgrat zu tun.
Viel Platz und Neonazis.
Und am 100. Abend ...
Wer sich vor einer Wohltätigkeitsveranstaltung drückt und stattdessen eine Wahlveranstaltung hält hat weder Nerven noch Ethik. Es gab sehr viele freie Plätze an seiner Verans ...
395
Melden
Zum Kommentar
11
Brittany Sellner: So vertreibt Martin Sellners Frau Rechtsextremismus auf Social Media
Brittany Sellner ist seit 2017 die Ehefrau von Martin Sellner. Auf ihren Social-Media-Kanälen verpackt sie seine rechtsextremen Ansichten mit Schleife.

Martin Sellner wurde am vergangenen Samstag im Kanton Aargau abgeführt. Der österreichische Rechtsextremist wollte einen Vortrag in Tegerfelden über «Ethnische Wahl und Remigration» halten und seinen Plan – Millionen von Menschen aus Deutschland auszuschaffen – präsentieren. Dazu reiste er in die Schweiz ein; die Kantonspolizei Zürich hatte vorgängig erfolglos ein Einreiseverbot beim Bund beantragt. Seine Abführung sorgte für grosse Aufmerksamkeit und sogar Elon Musk äusserte sich dazu.

Zur Story