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Topskorer Anthony Mantha fehlt Kanada gegen die Schweiz – gut für Kanada

epa07561278 Anthony Mantha of Canada (L) in action against goalkeeper Kevin Lankinen of Finland (R) during the IIHF World Championship group A ice hockey match between Finland and Canada at the Steel  ...
Mantha gegen Finnland: 7 Spiele, 12 Punkte lautet seine WM-Bilanz.Bild: EPA
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Kanadas Topskorer gesperrt? Keine gute Nachricht für die Schweiz

Auch das noch! Die Sperre gegen Topskorer Anthony Mantha gibt den Kanadiern fürs Viertelfinale gegen die Schweiz einen zusätzlichen Motivationsschub.
23.05.2019, 09:2123.05.2019, 14:22
Klaus Zaugg, slowakei
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Auf den ersten Blick ist diese Meldung für die Schweiz höchst erfreulich: Anthony Mantha (24), Kanadas bester WM-Torschütze (7 Spiele, 7 Tore, 5 Assists) ist für den Viertelfinal gesperrt. Er hatte im letzten Gruppenspiel gegen die USA (3:0) Colin White mit einem Check am Kopf getroffen. Dafür kassierte er 2+10 Minuten. Was keine Folgen gehabt hätte. Aber solche Aktionen werden – wie in der Schweizer Meisterschaft – auf den TV-Bildern noch einmal analysiert.

Manthas Check gegen White.Video: streamable

Die zuständige Stelle des internationalen Eishockeyverbandes (IIHF) hat nun Kanadas besten Einzelspieler für die Viertelfinal-Partie gegen die Schweiz zu Recht gesperrt.

Eine gewisse Arroganz gehört zur Grundströmung der kanadischen Hockey-Seele.

Aber auf den zweiten Blick ist es keine erfreuliche Nachricht. Alles, was die Arroganz der Kanadier fördert, ist für die Schweiz gut. Kanada hat zwar bei der letzten WM den Halbfinal gegen die Schweiz verloren (2:3). Was eigentlich bedeutet, dass die Schweizer nicht mehr unterschätzt werden.

Und doch: Trotz aller Professionalität gehört bei Partien gegen die Schweiz eine gewisse Arroganz zur Grundströmung der kanadischen Hockey-Seele. Weil es eigentlich für das kanadische Selbstverständnis unmöglich ist, eine so wichtige Partie gegen die Schweiz zu verlieren. Nach der Sperre von Anthony Mantha gibt es nicht mehr auch nur den Hauch von Arroganz, Überheblichkeit oder Sorglosigkeit bei den Kanadiern.

epa07581278 Players of Canada celebrate goal during the IIHF World Championship group A ice hockey match between Canada and Germany at the Steel Arena in Kosice, Slovakia, 18 May 2019. EPA/MARTIN DIVI ...
Die Ahornblätter feierten in sieben Gruppenspielen sechs Siege.bild: EPA

«Namen sind nur auf dem Dress aufgenähte Buchstaben» – diese Definition des Mannschaftsspiels kommt aus Kanada. Will heissen: Das Team ist immer wichtiger als ein einzelner Spieler. Das WM-Kader der Kanadier von 2018 mit dem aktuellen WM-Team von 2019 zu vergleichen bringt keine Erkenntnis. Nicht ein bisschen mehr oder weniger Talent auf dieser oder jener Position wird die Differenz machen. Sondern die «weichen» Faktoren: Geduld, Konzentration, Disziplin, Motivation, Leidenschaft.

Ist es nicht logisch, dass ausgerechnet für die Partie der Schweiz der beste Kanadier von den IIHF-Funktionären aus dem Spiel genommen worden ist? Noch Fragen?

Die Sperre ihres besten Spielers lässt die Kanadier noch mehr zusammenrücken. Sie werden noch mehr auf sorgfältiges Defensivspiel achten und noch konzentrierter und leidenschaftlicher spielen. Dazu kommt: Verschwörungstheorien gedeihen nirgendwo so wunderbar wie in Nordamerika.

Anthony Mantha ist also von den «Hockey-Richtern» des Internationalen Eishockeyverbandes (IIHF) ausgerechnet für die Partie gegen die Schweiz gesperrt worden. Der IIHF-Präsident ist ein Schweizer. Der IIIHF-Schiedsrichterchef ist ein Schweizer. Der IIHF-Sportdirektor ist ein Schweizer. Der IIHF-Marketing- und Kommunikationsdirektor ist ein Schweizer.

Ist es nicht logisch, dass ausgerechnet für die Partie der Schweiz der beste Kanadier von den IIHF-Funktionären aus dem Spiel genommen worden ist? Noch Fragen?

Niemals wird jemand aus der kanadischen Delegation offiziell oder inoffiziell solche unsinnigen Fragen stellen. Aber genau das sind nun die Reden in und rund ums Team.

Rein hockeytheoretisch ist die Sperre von Anthony Mantha gut für die Schweiz. Aber in Tat und Wahrheit ist sie ein enormer Motivationsschub für die Kanadier. Sie werden noch geduldiger, konzentrierter, disziplinierter, motivierter und leidenschaftlicher bei der Sache sein, als sie es ohnehin sind. Diese Sperre macht unsere Aufgabe noch schwieriger, als sie sonst schon ist.

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16 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hoscheho 2049
23.05.2019 09:32registriert Oktober 2017
Ich glaube kaum, dass sich der kanadische Staff mit Verschwörungstheorien auseinandersetzt. Das machen nur Verlierer. Und das meine ich nicht boshaft.
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Eisenhorn
23.05.2019 11:41registriert September 2014
Nachdem ich den Titel gelesen habe "WTF", drauf geklickt und den Author gesehn. AHA, naja ich bin dann mal weg.
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marel
23.05.2019 11:40registriert Oktober 2016
Bin zwar Laie und wage doch dem grossen Hockey Zaugg zu widersprechen: Es ist eine gute Nachricht für die Schweiz, denn die Kanadier sind nun gezwungen ihre Linien umzustellen und so kann es doch gut sein, dass im Verlauf des Turniers eingespielte Automatismen nicht mehr so funktionieren wie noch zuvor.

Hopp Schwiiz!
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