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Italien muss Amanda Knox entschädigen

Italien muss Amanda Knox entschädigen

24.01.2019, 13:4924.01.2019, 13:59
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epa07315077 (FILE) - US citizen Amanda Knox (L) being escorted by a police woman as she arrives for her appeal trial in Perugia, Italy, 24 September 2011. Media reports on 24 January 2019 state that I ...
Amanda Knox.

Italien muss der erst wegen Mordes verurteilten und dann freigesprochenen US-Bürgerin Amanda Knox mehr als 18'000 Euro Entschädigung zahlen. Die italienischen Behörden hätten bei der Befragung Knox' mehrere ihrer Menschenrechte verletzt, urteilte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte am Donnerstag in Strassburg.

So sei man nicht den Anschuldigungen der US-Amerikanerin nachgegangen, von der Polizei geschlagen und unter Druck gesetzt worden zu sein, hiess es.

Ausserdem habe Italien nicht zufriedenstellend begründet, warum Knox im Jahr 2007 bei einem entscheidenden Polizeiverhör keinen Anwalt gestellt bekommen habe. Damit habe Italien gegen das Recht auf ein faires Verfahren sowie – auf prozeduraler Ebene – gegen das Misshandlungsverbot verstossen. Das Urteil kann noch innerhalb von drei Monaten angefochten werden.

FILE - In this Tuesday Sept. 16, 2008 file photo, American murder suspect Amanda Knox, center, is escorted by Italian penitentiary police officers from Perugia's court after a hearing, central It ...
Bild: AP/AP

Knox war 2009 wegen Mordes an der britischen Austauschstudentin Meredith Kercher in Italien zu einer langen Haftstrafe verurteilt worden – nach fast acht Jahren Justizgerangel kam jedoch der Freispruch für Knox.

Sie hatte als «Engel mit den Eisaugen» Bekanntheit erlangt und schon rund vier Jahre in Haft gesessen. Ein Urteil wegen falscher Verdächtigung blieb jedoch bestehen: Knox hatte nach Überzeugung der italienischen Richter einen Bekannten des Mordes an Kercher beschuldigt, obwohl sie um seine Unschuld wusste.

Die Amerikanerin machte jedoch vor dem Strassburger Gericht geltend, dass sie diese Aussage im Schockzustand nach dem Fund der Toten und unter dem Eindruck von Schlägen der Polizei gemacht habe. Ausserdem habe ihr weder ein Anwalt noch ein Dolmetscher zur Seite gestanden. (aeg/sda/dpa)

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Video: srf
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5 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Dong
24.01.2019 14:14registriert Oktober 2016
Der Fall Amanda Knox war ein Paradebeispiel für Unjournalismus. Es gab nämlich - ausser der Aussage des nachweislichen Täters - kein einziges belastendes Indiz gegen Knox (bzw. Sollecito, der auch verurteilt worden war). Auch von der Täterpsychologie her ist das m.E. auszuschliessen, dass zwei komplett unkriminelle Austauschstudenten nach einem Joint gleichzeitig zu Ritualmördern mutieren. Hat die Journale aber so gut wie gar nicht interessiert, die haben stattdessen am Rätselraten und an der Figur vom "eiskalten Engel" fröhlich mitverdient.
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Erarehumanumest
24.01.2019 14:45registriert August 2016
habe die Doku über diesen Fall nochmals auf Netflix geguckt. Die Gute hat echt nicht alles Tassen im Schrank. Glaubte ihr kein Wort.
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