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Wirtschaft

CO2-Emissionen in der Schweiz 2020: So viel verbrauchen Autos pro Kanton

Im Kanton Zug stossen die Autos im Durchschnitt am meisten CO2 aus.
Im Kanton Zug stossen die Autos im Durchschnitt am meisten CO2 aus.bild: keystone
Die Welt in Karten

Diese Karte zeigt, in welchem Kanton 2020 die «dreckigsten» Autos gekauft wurden

Zum fünften Mal in Serie verpasst die Schweiz die CO2-Ziele für Neuwagen. Beim Blick auf die Kantone stellen wir fest: Auch wenn die Elektrofahrzeuge stark zulegen und die CO2-Emission pro Kilometer abnahm, bleiben wir überall deutlich über dem Zielwert.
07.07.2021, 17:05
Reto Fehr
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Die 2020 in der Schweiz neu zugelassenen 238'000 Personenwagen entlassen mehr CO2 in die Luft als erlaubt. Den seit diesem Jahr geltenden Zielwert von 95 Gramm CO2 pro Kilometer haben die Autoimporteure verfehlt. Damit wurde der Zielwert zum fünften Mal in Folge nicht erreicht. 2020 wurde dieser von 130 auf 95 reduziert.

Die durchschnittlichen CO2-Emissionen der Neuwagen lagen mit rund 123,6 Gramm pro Kilometer deutlich tiefer als 2019 (138,1), wie das Bundesamt für Energie (BFE) letzte Woche mitteilte. Auch der durchschnittliche Treibstoffverbrauch von 5,74 Litern Benzinäquivalent lag 2020 bei den Neuwagen 7,1% tiefer als im Vorjahr (6,18l).

In welchem Kanton fahren die grössten Dreckschleudern, was den CO2-Ausstoss anbelangt? Schaut man auf die Statistik der neu zugelassenen Autos 2020, sind Zug, Graubünden und Schwyz die grössten Verbraucher.

Details zu den Zahlen von Appenzell Innerrhoden: Siehe auch Infobox unten.

Der neue Zielwert von 95 Gramm pro Kilometer wurde nicht erreicht. Auch der alte Zielwert von 130 Gramm konnte bisher nie eingestellt werden: 2015 wurde er um 5 Gramm, in den Jahren 2016 und 2017 um jeweils 4 Gramm und 2018 und 2019 um fast 8 Gramm verfehlt. Immerhin erreichten alle Kantone die bisher tiefsten Werte.

123,5 Millionen Bussen

Die Importeure neuer Personenwagen wurden für die Zielverfehlung mit insgesamt rund 132,5 Millionen Franken sanktioniert. 2019 waren es noch nur rund 78 Millionen Franken, 2018 deren 31 Millionen Franken. Das hört sich nach viel Geld an, gerechnet auf das einzelne Auto sind es aber «nur» 556 Franken, was bei den Verkaufspreisen von mehreren zehntausend Franken vernachlässigbar ist.

Elektrofahrzeuge drücken die Emissionen

Rund 10,5 Prozent tiefer als 2019 liegen die CO2-Emissionen 2020. Der Grund dafür ist klar: elektrische Fahrzeuge. Die Verkäufe dieser nahmen teilweise stark zu und erreichten beispielsweise im Kanton Zürich fast 20 Prozent.

Elektrofahrzeuge verbrauchen zwar auch Energie, das BFF schreibt jedoch: «Elektrofahrzeuge stossen aber im elektrischen Betrieb kein CO2 aus. Der Trend in Richtung elektrische Fahrzeuge bleibt bestimmend für die Effizienzentwicklung der gesamten Flotte. Bei den Verbrennerfahrzeugen haben die Verbräuche zwar abgenommen, jedoch in viel geringerem Masse als in der Gesamtflotte (Benzinfahrzeuge: -2.9%, Dieselfahrzeuge: -1.6%). Grund für diesen Rückgang sind unter anderem die stark angestiegenen Zulassungszahlen von Hybridfahrzeugen.»

«Unter der Wahrnehmungsschwelle»

Für den Verkehrsclub der Schweiz (VCS) sind diese Sanktionszahlungen zu tief, wie er am Donnerstag mitteilte. Sie machten lediglich 0,57 Prozent des Umsatzes oder 250 Franken pro verkauftem Neuwagen aus. Das liege bei einem durchschnittlichen Neuwagenpreis von über 43'000 Franken unter der «Wahrnehmungsschwelle» der Käufer. Ein Sanktionserlass, wie ihn die Importeure wegen der Coronapandemie forderten, wäre für den VCS «eine Kapitulation der Klimapolitik vor der Autolobby».

Ab 2015 hätten die CO2-Emissionen von neu zugelassenen Personenwagen im Durchschnitt auf 130 Gramm pro Kilometer gesenkt werden sollen. Dieser Wert galt bis Ende 2019. Seit Anfang 2020 gilt der Zielwert von 95 Gramm CO2 pro Kilometer. Ab 2020 fallen auch neu zugelassene Lieferwagen und leichte Sattelschlepper unter die CO2-Emissionsvorschriften. Deren Ausstoss ging 2019 gemäss BFE leicht zurück. (fox/sda)

Daten und Quellen
Die Daten stammen von den jährlichen Kennzahlen Neuwagenflotte des Bundesamtes für Energie. Seit 2014 werden diese pro Kanton ausgewertet.

Speziell ist der Kanton Appenzell Innerrhoden. Da die allermeisten Mietautos hier eingelöst werden, ist die Zahl neuer Wagen extrem hoch.
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82 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Fly Boy Tschoko
07.07.2021 18:13registriert Mai 2014
Jaja, der Kanton Zug. Unwirtliche Berglandschaften, kaum befestigte Strassen, grosse Teile das Kantones ganzjährig über der Schneegrenze, ÖV gibt es nicht. Gottseidank können die den Muni in den Kofferaum des Porsche laden um ijr mickriges Einkommen am Stieremärt aufzubessern.
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Purscht
07.07.2021 17:47registriert Oktober 2017
Im Bündnerland und im Wallis kann man die dreckigen Autos verstehen. Dort macht es Sinn. In Zug und Schwyz hat es einfach zuviel Geld und zuviel Ignoranz.
Aber leider zeigt uns diese Statistik, dass der Markt sich nicht genug schnell auf sparsame Autos umstellt und dass man nicht auf die Vernunft beim Verbraucher zählen kann.
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Juliet Bravo
07.07.2021 17:51registriert November 2016
Intuitiv richtig getippt: Schwyz ist dabei.
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