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#Menaretrash: Dieser Hashtag trendet gerade auf Twitter

Diese Aussage sorgt für Furore. 
Diese Aussage sorgt für Furore. bild: screenshot twitter 

«Männer sind Müll»: Dieser Hashtag trendet gerade auf Twitter 

Sind Männer Müll? Darüber streiten derzeit unter anderem ein SP-Aushängeschild, der Präsident der Jungen SVP und eine der bekanntesten Drehbuch-Autorinnen der Schweiz. Was ist passiert?
16.08.2018, 18:24
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Nachdem das vergangene Wochenende von Gewalt gegen Frauen überschattet war, trendet am Donnerstag auf Twitter der Hashtag «Men are trash», also «Männer sind Müll». Der Hashtag sorgt auch hierzulande für eine scharfe Debatte. 

An vorderster Front tweeten SP-Nationalrat Cédric Wermuth, der Präsident der Jungen SVP Benjamin Fischer und die bekannte Drehbuch-Autorin Günzin Kar. Letztere bringt die  brutale Attacke auf fünf Frauen in Genf mit dem Hashtag in Verbindung. 

Auch SP-Nationalrat Cédric Wermuth prangert in seinem Tweet das hiesige Konzept von Männlichkeit an, das laut ihm «voller Gewalt und Dominanz» ist, wie er auf Anfrage sagt. Er führt aus: «So wie ich das interpretiere, ist mit ‹Men› dieses Konzept der Männlichkeit in unserer heutigen Gesellschaft gemeint und nicht die biologischen Männer. Dafür kann ja keiner was.»

«Männer sind Müll» – ein No-Go-Slogan für SVP-Fischer. Er schiesst auf dem Netzwerk scharf gegen Wermuth und bezichtigt ihn wegen der Weiterverbreitung des Hashtags ein «menschenverachtenden Extremist» zu sein. Tweete ein Jung-SVPler ähnliche Aussagen, sei das ein Ausschlussgrund. 

Wermuth hingegen versteht diese Aufregung nicht. «Natürlich ist der Hashtag pauschalisierend», sagt er. Wichtig sei aber sowieso nicht der Hashtag selbst, sondern, dass die Debatte überhaupt zur Sprache kommt. «Aber Frauen und Frauenorganisationen weisen seit Jahrzehnten auf den Zusammenhang zwischen systematischer Gewalt an Frauen und Rollenbildern hin – ohne Resonanz. Offenbar hören gerade viele Männer erst zu, wenn sie den Zweihänder auspacken.» Später retweetet der Politiker dieses Gif: 

Die Debatte ist symptomatisch. Auf Twitter teilen sich die Meinungen grob in zwei Lager: Es gibt die Vertreter und Vertreterinnen der Meinung «Ja, Männer sind Abfall». Sie argumentieren, dass es ein strukturelles Problem in Sachen Gleichberechtigung gebe und man dieses auch mal mit drastischen Worten zuspitzen dürfe.

Auf der anderen Seite gibt es das Lager derer, die diese Formulierung als Pauschalierung sowie Beleidigung des Mannes verstehen. Viele von ihnen teilen nun als Gegenentwurf zu #MenAreTrash auch den Hastag #MenAreWonderful. 

Was hältst du von der Twitter-Debatte?

Mit den Gewaltausschreitungen in Genf und der Streetparade hat der Hashtag ursprünglich nichts zu tun. Entfachtet hat die Debatte die deutsche Autorin und Feministin Sibel Schick bereits Ende Juli. Auf ihre Tweets mit dem provokativen Hashtag folgte das Gedicht «Männer sind Arschlöcher», das Schick im feministischen Magazin «Missy Magazine» veröffentlichte: 

«Du sagst: ‹Nicht alle Männer sind gleich.› Ich sage: Ist das nicht irrelevant vielleicht? Denn es ist ein strukturelles Problem,Und ja, es ist kein individuelles Problem, Und nein, es geht nicht um Ausnahmen, Denn es ist ein weltweites Phänomen, Dass Männer Arschlöcher sind.»
Auszug des Gedichts. 

Schick führte später gegenüber der Online-Plattform «zz.tt» aus: «Was ich geschrieben habe, war: ‹Solange ein Problem strukturell ist, kann es nicht individuell gelöst werden. Da können einzelne Männer noch so okay sein.›» Dazu stehe stehe sie nach wie vor.

Schick hat den Hashtag #Menaretrash aber nicht selbst ins Leben gerufen sondern ihn lediglich aufgegriffen. Sie vermutet, dass rechtsextreme Trollgruppen den Hashtag und die Diskussion starteten. Diese These vertritt auch die ehemalige Politikerin und Netz-Aktivistin Jolanda Spiess-Hegglin.

Laut mehreren englischsprachigen Medien stammt der Hashtag aber ursprünglich aus Südafrika und ist 2017 erstellt worden, nachdem dort ein Mann seine 22-jährige Frau ermordete. 

Tweet-Beispiele:

Nicht alle Männer sind sexistische Eichhörnchen!

Video: watson/Renato Kaiser

Frauen in den 1920ern

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Frauen in den 1920ern
Die 1920er-Jahre waren wegweisend für die Emanzipation der Frau. Frauen erfanden für sich neue Rollen, erkämpften sich ihren Platz in der Arbeitswelt und brachten ihr neu gefundenes Selbstvertrauen mittels Mode und durch das Spiel mit ihren Reizen zum Ausdruck. quelle: vintage dancers
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145 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Amadeus
16.08.2018 18:37registriert September 2015
Generalisierungen und Pauschalisierungen sind nie zielführend.
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Madison Pierce
16.08.2018 18:38registriert September 2015
Auf Twitter gibt es viele interessante Diskussionen zu lesen. Ich finde es schade, dass ihr irgendwie immer nur im Bodensatz fischt.

Es ist besser, solchen Blödsinn einfach zu ignorieren, anstatt sich darüber zu empören. Man muss auch keine Angst um die Gesellschaft haben deswegen, weder bei dieser Diskussion noch bei der über Namen von Basler Guggen oder sonst was. Twitter ist nicht die Welt, die einschlägigen Hashtags werden einfach häufig von Schreihälsen gekapert.
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kafifertig
16.08.2018 18:43registriert Juli 2018
Penisneid, ganz eindeutig Penisneid.
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