International
Verbrechen

Maltas Ex-Premier nennt ermordete Journalistin «irrelevant»

epa08749854 Flowers and placards reading 'Justice for Daphne' are seen at a vigil on the third anniversary of the murder of the Maltese investigative journalist Daphne Caruana Galizia in fro ...
Blumen und Gedenktafeln vor der maltesischen Botschaft in Berlin. Bild: keystone

Maltas Ex-Premier nennt ermordete Journalistin «irrelevant»

04.12.2020, 18:52
Mehr «International»

Der frühere maltesische Premierminister Joseph Muscat hat in einer öffentlichen Anhörung zum Mord an einer Journalistin ein politisches Tatmotiv als unbegründet hingestellt. Daphne Caruana Galizia sei zum Zeitpunkt des Anschlags 2017 dabei gewesen, für Regierung und Opposition «irrelevant» zu werden, sagte der Politiker am Freitag in Valletta. Der 46-jährige Muscat war selbst im Zusammenhang mit dem Mord später so stark unter Druck geraten, dass er im Januar 2020 als Regierungschef abgelöst wurde.

In der Untersuchung geht es unter anderem um die Frage, ob die Regierung in Valletta damals genug zur Verhinderung des Attentats getan hatte. Die Bloggerin war am 16. Oktober 2017 in ihrem Auto in die Luft gesprengt worden. Sie hatte auch über Korruption in Politik und Wirtschaft recherchiert.

Muscat sagte in seiner Befragung, Caruana Galizia habe alles gemacht, von «Weltklasse-Journalismus» bis zu Klatsch. «Wer auch immer dieses Verbrechen begangen hat, ist dumm», urteilte er.

Der Mordfall ist bis heute nicht voll aufgeklärt. Es laufen mehrere Verfahren. Drei Männer wurden des Mordes beschuldigt. Ausserdem wurde der Unternehmer Yorgen Fenech im November 2019 als ein mutmasslicher Drahtzieher festgesetzt. Alle bestreiten die Vorwürfe. Fenech sagte aber aus, dass ein Vertrauter Muscats hinter der Verschwörung gestanden habe.

Das Europaparlament gab Anfang Oktober bekannt, dass es einen neuen Journalistenpreis nach der ermordeten Bloggerin benennen möchte. Damit solle investigative Reporterarbeit auszeichnet werden. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Diese Bilder zeigen, wie wichtig Pressefreiheit ist
1 / 12
Diese Bilder zeigen, wie wichtig Pressefreiheit ist
Am 3. Mai jährt sich seit 1994 der internationale Tag der Pressefreiheit. Die «Reporter ohne Grenzen» nutzen dieses Datum, um zu zeigen, was die Welt nicht sieht, aber trotzdem sehen sollte. Im Bildband «Fotos für die Pressefreiheit» zeigt RoG Fotografien von 20 FotografInnen, die dort waren, wo man sie nicht haben will. Sie haben Kriegsgebiete bereist, in Mafia-Zirkeln recherchiert und haben ihre Privilegien eingesetzt, um von dort zu berichten, wo es die vierte Gewalt so gar nicht gibt. ... Mehr lesen
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Die verrücktesten Momente aus Trumps Corona-Pressekonferenzen
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
3 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Herr Ole
04.12.2020 20:46registriert Dezember 2017
Der Typ klingt schuldig.
706
Melden
Zum Kommentar
3
All diese Nobelpreisträger stellen sich gegen Putin und äussern eine dringliche Warnung
In einem offenen Brief rufen hunderte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, darunter 40 Nobelpreisträger, zu mehr westlicher Unterstützung der Ukraine auf. Und sie warnen vor zu laschem Vorgehen gegen Putin.

«Als Mitglieder der internationalen akademischen Gemeinschaft sind wir zutiefst besorgt», heisst es in einem offenen Brief, in dem sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für ein entschlosseneres Vorgehen gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin einsetzen.

Zur Story