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Stark vereinfacht gesagt: Der Kaufpreis eines Unternehmens richtet sich nach der Substanz bzw. der Ertragskraft. Schreibt ein Unternehmen ohne Immobilien-Portefeuille oder andere Sachwerte tiefrote Zahlen, dann ist der Kaufpreis ein symbolischer Franken. Sind die Besitzer Nordamerikaner, dann ist es ein amerikanischer oder kanadischer Dollar.
Die Besitzer der Kloten Flyers sind Nordamerikaner. Sie sagen offiziell, dass sie die Kloten Flyers verkaufen wollen. Über den Kaufpreis sagen sie natürlich nichts. Das ist auch nicht nötig. Die Kloten Flyers schreiben pro Saison rund sieben Millionen Verlust. Der Präsident hat der NZZ in seltener Offenheit gesagt, 130 Prozent der Einnahmen müssten für Löhne ausgegeben werden. Der Verkaufspreis wird ein Dollar sein.
Nach der Ära von Präsident Jürg Bircher waren die Kloten Flyers in grosser Gefahr. Denn der neue Besitzer musste die Altlasten tilgen. Jürg Bircher war nicht mehr dazu in der Lage, den Zähler wieder auf null zu stellen. Faktisch betrug deshalb der Kaufpreis der Kloten Flyers damals mindestens zehn Millionen Franken. Weil der neue Besitzer die Altlasten begleichen musste. Gut und gerne zehn Millionen Franken für ein Unternehmen ausgeben, das im Jahr um die sieben Millionen Franken verliert: dass Philippe Gaydoul das getan und so die Kloten Flyers gerettet hat – dafür sollte ihm die Stadt heute noch ein Denkmal bauen.
Nun ist die Situation ganz anders: Wer die Kloten Flyers kauft, muss keine Altlasten begleichen. Der neue Besitzer muss zwar die Verträge übernehmen und bekommt ein Unternehmen, das ihn, wenn er nichts verändert, pro Saison um die sieben Millionen kosten wird. Aber er muss nicht noch zusätzlich Millionen in die Hand nehmen, um die Vergangenheit zu bewältigen. Die Schweiz ist eines der reichsten Länder der Welt. Eishockey ist in diesem Land eine der populärsten Sportarten. Richtig gemanagt, ist es möglich, mit einem Hockeyunternehmen schwarze Zahlen zu schreiben und darum herum ein Beziehungsnetzwerk von unschätzbarem Wert aufzubauen. Wenn es sich in Mitteleuropa in einem Land lohnt, Geld ins Hockeybusiness zu investieren, dann in der Schweiz.
Nun ist es möglich, in diesem Land mit den Kloten Flyers eines der traditionsreichsten Unternehmen für einen Dollar zu erwerben. Ein Schnäppchen. Die Kloten Flyers neu zu organisieren und zu einem auch wirtschaftlich stabilen Unternehmen zu machen, ist eine der grossen Herausforderungen der Zeitgeschichte. Diese Herausforderung ist so gross, dass eine Einzelperson überfordert ist. Im Idealfall übernimmt eine Investorengruppe die Kloten Flyers.
Diese Investorengruppe lässt sich finden. Und es ist nicht auszuschliessen, dass das Unternehmen dann den Standort wechselt. Wenn eine Investorengruppe die Kloten Flyers «zügeln» will, ins Wallis etwa, dann wird es zwar ein Geschrei geben – aber am Ende des Tages wird dieser Umzug erlaubt. Die neuen Investoren werden freie Hand haben. Die Frage ist nicht, ob, sondern nur wie die Kloten Flyers erneut gerettet werden – und wo sie spielen werden.
Entscheidend ist jetzt, dass es den verkaufswilligen Besitzern gelingt, den Verkauf in aller Ruhe über die Bühne zu bringen. Jede Negativ-Story erschwert den Verkauf. Mehr noch: Wenn es nicht gelingt, eine neuen Investorengruppe zu finden und die Kloten Flyers untergehen, dann werden die aktuellen Besitzer den Schwefelgeruch des Ruins im Schweizer Eishockey nicht mehr aus den Kleidern bringen. Dann sind auch alle hochfliegenden Pläne in Lausanne (wo letztlich die gleichen Kreise in den HC Lausanne investieren) akut gefährdet. Lausannes Zukunft wird in Kloten entschieden.
Beim Einstieg in Kloten haben die Nordamerikaner in ihrer typischen Arroganz die örtlichen Verhältnisse und die Besonderheiten unseres Sportgeschäfts ignoriert und völlig unterschätzt. Weil sie wie selbstverständlich davon ausgegangen sind, dass in der Schweiz alles so funktioniert, funktionieren muss wie daheim in Nordamerika. Das kostet sie Millionen. Wenn sie aus dem Abenteuer in Kloten nichts lernen, kostet es sie weiterhin Millionen.
Und wenn die Kloten Flyers untergehen sollten? Dann wird sich in unserem Hockey nichts ändern. Es wird viel Geschrei geben und nach ein paar Monaten läuft unser Hockeygeschäft so weiter wie bisher. Die ZSC Lions werden ihre Position ausbauen und dann die Nachwuchsausbildung im Grossraum Zürich orchestrieren. In Kloten spielen dann ein Erstligateam und ein paar Juniorenmannschaften und auf der Tribüne werden die Nostalgiker sitzen und sagen: Weisst du noch, damals, als wir in der National League A spielten? Vielleicht wechselt dann Adrian Fetscherin sogar von Arosa zu Kloten, dem Klub seiner Bubenträume.
Mit Arosa hat sich ein noch traditionsreicheres, erfolgreicheres Hockeyunternehmen 1986 freiwillig aus der National League A in die 1. Liga zurückgezogen. Es war nicht der Untergang des Hockey-Abendlandes. Es war vielmehr der Beginn der erfolgreichsten Ära unseres Klubhockeys. Dieses Wissen hilft, denn «Fall Kloten», den Verkauf der Kloten Flyers, unaufgeregt und erfolgreich zu gestalten.