«Wir sind frei» - Correctiv startet das Online-Medium «Özgürüz»

«Wir sind frei» - Correctiv startet das Online-Medium «Özgürüz»

24.01.2017, 05:44

Das zweisprachige Online-Medium «Özgürüz» ist gestartet. Für das Projekt mit Texten auf Deutsch und Türkisch arbeitet das gemeinnützige Recherchezentrum Correctiv mit den türkischen Journalisten Can Dündar und Hayko Bagdat zusammen.

«Özgürüz» heisst übersetzt «Wir sind frei». Das Online-Medium soll nach Angaben der Initiatoren unter anderem über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und über Korruption in der Türkei berichten. «Wir wollen die Menschen in der Türkei informieren und die Menschen in Deutschland über die Verhältnisse aufklären.»

Das vergangene Jahr sei für ihn das schlimmste überhaupt gewesen, sagte Dündar, Ex-Chefredaktor der regierungskritischen Zeitung «Cumhuriyet», am Montagabend in Berlin. Er habe seine Zeitung verlassen müssen, seine Familie, sein Haus. «Nun wollen wir ein neues, freies Medium aufbauen. Ich hoffe, diese Plattform ermöglicht es uns, ungehindert unsere Arbeit zu tun.»

«Glauben an die Wahrheit»

Hayko Bagdat, der wie Dündar im Exil in Deutschland lebt, hat für verschiedene Medien gearbeitet, darunter die Tageszeitung «Taraf» und das Online-Portal «Diken». «Wir glauben an die Wahrheit», sagte er. «Ich bin überzeugt, dass die Wahrheit die Kraft haben wird, das Böse zu besiegen.»

Der Starttermin ist kein Zufall: Der 24. Januar ist der Todestag von Ugur Mumcu, der 1993 erschossen wurde. Der Investigativreporter arbeitete ebenfalls für «Cumhuriyet», allerdings lange, bevor Dündar zu der Zeitung kam.

«Die Idee, ein solches Online-Medium zu machen, hatte Correctiv schon vergangenen Sommer», sagte Chefredaktor Markus Grill am Montagabend. Grill ist jetzt für die deutschsprachigen Inhalte verantwortlich. Die Texte in beiden Sprachen seien nicht identisch, man wolle versuchen, sie auf die Bedürfnisse der unterschiedlichen Lesergruppen abzustimmen, sagte er. Noch sucht Correctiv Unterstützer, um das Projekt langfristig zu sichern. «Das Problem ist wie immer Geld», so Correctiv-Geschäftsführer David Schraven.

Reaktion auf Erdogan-Politik

Bereits am vergangenen Donnerstag hatte die in Berlin erscheinende «tageszeitung» das deutsch-türkische Internetportal «taz.gazete» gestartet. Dort sollen wöchentlich fünf Beiträge in türkischer und deutscher Sprache erscheinen. Das Portal ist ebenfalls eine Reaktion auf die Politik des türkischen Staatspräsidenten Erdogan. Die «taz»-Redaktorin und Projektleiterin Fatma Aydemir erklärte zum Start: «Während das autoritäre türkische Regime ein Medium nach dem anderen ausschaltet, geben wir ein neues, freies und unabhängiges Medium heraus.» (sda/dpa)

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