Martina Bircher: Die nächste Natalie Rickli?

Die Aarburgerin Martina Bircher sorgte gestern Abend im SRF für Aufsehen.
Die Aarburgerin Martina Bircher sorgte gestern Abend im SRF für Aufsehen.
screenshot: Srf

Wird Martina Bircher die nächste Natalie Rickli? Das ist die junge SVP-Politikerin aus dem gestrigen SRF DOK

Martina Bircher ist Sozialvorsteherin in Aarburg und spätestens seit ihrem gestrigen Auftritt im SRF DOK «Die Macht des Volkes» landesweit bekannt. Was treibt die junge SVP-Frau an?
18.12.2015, 11:3118.12.2015, 16:41
Nora Bader / Aargauer Zeitung

Wegen ihrer klaren und harten Linie im Sozialbereich ist Aarburgs SVP-Gemeinderätin Martina Bircher mittlerweile beliebt und gefürchtet. Seit sie letztes Jahr bekannt machte, wie viele ehemalige Asylsuchende in Aarburg Sozialhilfe beziehen und was das die Gemeinde mit einem Sozialhilfeanteil von 5.9 Prozent (2014) kostet, häufen sich die Anfragen von Medienschaffenden.

Bircher trat im «Club» auf, empfing Journalisten der «Basler Zeitung» oder der «Weltwoche». Und gestern Abend spielte sie im SRF DOK-Film «Die Macht des Volkes» eine Hauptrolle.

Martina Bircher gab sich im SRF DOK sehr traditionsbewusst. 
Martina Bircher gab sich im SRF DOK sehr traditionsbewusst. 
screenshot: Srf

Sie sehe die direkte Demokratie in grosser Gefahr «da unsere Volksentscheide nicht mehr umgesetzt werden», sagt sie dort. Für den DOK-Film ist die 31-Jährige von August bis Oktober von einer Journalistin des SRF begleitet worden.

Sie fällt keine Bauchentscheide

«2015 war ein turbulentes Jahr», so die Sozialvorsteherin Aarburgs und meint damit nicht den Medienrummel um ihre Person. «Die Reorganisation der Sozialen Dienste war und wird auch 2016 eine gewaltige Herausforderung», sagt Martina Bircher, die unter ihren Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung beliebt ist, obwohl bei weitem nicht alle ihrer Meinung seien. Die Frage, ob sie bei sich zu Hause Flüchtlinge aufnehmen würde, verneint sie beispielsweise entschieden.

Für das nächste Jahr hat sich Bircher die Integration von Sozialhilfeempfängern in die Arbeitswelt gross auf die Fahne geschrieben. Sie versteht ihre Materie. Dass Bircher quasi wie die Jungfrau zum Kinde zu ihrem Gemeinderatsmandat kam, merkt man nicht.

Erst 2012 zog sie mit ihrem Partner ins Städtchen – aufgrund der geografischen Lage. Sie arbeitete damals in Basel, er in Bern. Als sie sich dem Ortsparteipräsidenten der SVP vorstellte, fragte dieser, ob sie nicht kandidieren wolle für den frei werdenden Gemeinderatssitz. Martina Bircher fällt keine Bauchentscheide. «Deshalb habe ich mir das genau überlegt.» Sie habe aber nicht wirklich mit einer Wahl gerechnet.

Als es doch so weit kam, war sie 29 Jahre alt. Für das Amt gab sie vorübergehend ihr Hobby, das Tanzen, auf. «In der verbleibenden Freizeit gehe ich ins Kino, fein essen oder mit Hündin Garabina in die Hundeschule.»

Die direkte Demokratie steht für Martina Bircher über allem.
Die direkte Demokratie steht für Martina Bircher über allem.
screenshot: srf

SVP-Mitglied war die gebürtige Zürcherin bereits mit 19 Jahren. «Die SVP ist für mich die Partei, bei der ich am meisten Anknüpfungspunkte finde», sagt sie. Mit 80 Prozent der Parteilinie sei sie voll und ganz einverstanden. Mehr Engagement der SVP wünscht sie sich etwa in der Familienpolitik. «Meiner Meinung nach muss der Staat ein Interesse daran haben, Frauen in der Berufswelt halten zu können.»

Die Aarburger Natalie Rickli

Jetzt auf

Ab der zweiten Klasse lebte Martina Bircher in Niederwil. Ihre Mutter war Hausfrau, der Vater – ein gelernter Metzger – führte ein Restaurant. Sie wuchs als Einzelkind auf und hat es mit harter Arbeit von der Realschule zum Studienabschluss geschafft. Ihre Eltern sind in keiner Partei, politisiert worden sei aber oft am Mittagstisch, sagt Bircher, die am Stammtisch mittlerweile auch mal mit Natalie Rickli verglichen und als künftiges weibliches Aushängeschild der SVP gehandelt wird.

Martina Bircher wird am Stammtisch auch mal mit SVP-Politikerin Natalie Rickli verglichen.
Martina Bircher wird am Stammtisch auch mal mit SVP-Politikerin Natalie Rickli verglichen.
Bild: KEYSTONE

«Das schmeichelt mir, aber ich bin und bleibe Martina Bircher», sagt sie dazu. Ob sie Ambitionen für ein Mandat im Bundeshaus hegt, weiss sie noch nicht. «Erst will ich für den Grossen Rat kandidieren», so die Betriebsökonomin. 

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26 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Don Giovanni
18.12.2015 12:01registriert August 2014
«da unsere Volksentscheide nicht mehr umgesetzt werden»
- widersprüchliche und gegenläufige Initiativen
- Initiativen, welche die Gewaltentrennung aufheben
- Initiativen, welche bestehende internationale Verträge verletzen
- Initiativen mit mehr als einem Hauptgegenstand
So einfach ist das nicht, mit der Umsetzung des Volkswillens.
Grundproblem: Die Zulassung von Initiativen wird zu larsch gehandhabt.
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Schlafwandler
18.12.2015 12:01registriert November 2015
"da unsere Volksentscheide nicht mehr umgesetzt werden".
ich kanns nicht mehr hören.
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Paul_Partisan
18.12.2015 14:22registriert November 2014
ist mir bis heute ein Rätsel, wie mensch als Frau in so einer chauvinistischen und patriarchalischen Partei Mitglied sein kann...
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