Wer schon als Kind zum weltberühmten Star wird, hat es mit Fluch und Segen gleichzeitig zu tun. Schon bevor man ein Alter erreicht, in dem man sich allmählich um die berufliche Zukunft und die Finanzen sorgen muss, ist beides weitestgehend abgesichert. Doch der Erfolg hat seinen Preis: Die Privatsphäre geht flöten – und das schon in einer Lebensphase, in der man meist noch nicht einmal weiss, wer man eigentlich ist oder sein will.
Wenn Daniel Radcliffe auf den Strassen dieser Welt unterwegs ist, vergeht für ihn vermutlich kein Tag ohne «Hey, das ist doch Harry Potter!» Der Engländer mimte über genau zehn Jahre hinweg den berühmtesten Zauberlehrling der Welt – und das schon ab seinem elften Lebensjahr. Als «Harry Potter und die Heiligtümer des Todes – Teil 2» 2011 in die Kinos kam, hatte Daniel Radcliffe bereits fast die Hälfte seines Lebens als Harry Potter verbracht. In einem Interview für den YouTube-Channel «The Off Camera Show» erzählte er jetzt, fast ein Jahrzehnt nach «Potter», wie ihn dieser frühe Ruhm in die Alkoholsucht trieb, wie er sich daraus rettete und welcher Druck auf Kinderstars wie ihm lastet.
Radcliffe durchlebte seine Pubertät quasi im Blitzlichtgewitter. Paparazzi folgten ihm, wohin er auch ging. Aber nicht nur die waren ein Problem: Weil jeder sein Gesicht kannte, war er nirgendwo anonym. Das war vor allem dann schwierig, wenn er eigentlich bloss seine Freizeit geniessen wollte.
Dieses zwanghafte Trinken wurde immer schlimmer, bis er schliesslich nach feucht-fröhlichen Abenden regelmässig Blackouts hatte (ShortList). Das ging über Jahre hinweg so – schon während der Harry-Potter-Filme, und obwohl er während der Arbeit niemals trank, gab es Tage, an denen er noch betrunken zum Set kam. «Ich kann mehrere Szenen benennen, in denen ich einfach weg bin. Tot hinter den Augen», gestand er schon 2012 in einem Interview (Telegraph). Ein Teil davon wurde von dem geistigen Bild beeinflusst, das er von erfolgreichen Schauspielern hatte:
Bis Radcliffe diesen Punkt erreichte, waren einige Jahre vergangen. An Helfern mangelte es ihm nicht, und einige von ihnen drangen wirklich zu ihm durch – einer von ihnen: Gary Oldman, der in den Filmen in die Rolle des Sirius Black schlüpfte, und der ebenfalls ein Alkoholproblem hatte. Einmal sprach er mit Radcliffe über dessen Sucht, die er sich noch nicht eingestehen wollte, und sagte ihm: «Du kannst damit nicht weitermachen. Du hast zu viel zu verlieren», wozu Radcliffe später selbst sagte: «Das traf mich hart» (ShortList).
Macaulay Culkin, Lindsay Lohan, Amanda Bynes: Die Liste an «gefallenen» Kinderstars, die irgendwann hauptsächlich nur noch mit ihren Eskapaden in den Schlagzeilen landeten, ist lang. Ihnen allen wurde ihr Ruhm irgendwann zum Verhängnis – wegen des öffentlichen Drucks, den Daniel Radcliffe im Interview beschreibt:
Diese Fragen kann er inzwischen ganz klar mit einem dicken «Nein» beantworten: Er hat sein Leben gut auf die Reihe bekommen und ist immer noch regelmässig im Kino zu sehen.