Neue Vorwürfe gegen Polizei in Lausanne nach Tod von Drogendealer

Neue Vorwürfe gegen Polizei in Lausanne nach Tod von Drogendealer

18.09.2018, 15:36

Ein Drogendealer, der im März in Lausanne nach einer Festnahme durch die Polizei gestorben war, erlag laut Autopsiebericht einem Herzinfarkt. Eine Überdosis sei daher ausgeschlossen, sagte der Anwalt seiner Familie.

Der 40-jährige Nigerianer hatte keine Krankengeschichte mit Herzproblemen, sagte Simon Ntah der Agentur Keystone-SDA am Dienstag und bestätigte damit Informationen des Westschweizer Fernsehens RTS. Der Autopsiebericht ergab auch, dass der Mann kein Kokain im Blut hatte.

Nach Ansicht des Anwalts starb er an einem Herzstillstand als Folge der von der Polizei angewendeten Gewalt. Deshalb habe er am Montag die Staatsanwaltschaft ersucht, die während des Einsatzes am 28. Februar tätigen sechs Polizisten wegen vorsätzlicher Tötung anzuklagen. Bislang lautet die Anklage auf fahrlässige Tötung.

Der für den Fall zuständige Staatsanwalt Sébastien Fetter sagte auf Anfrage, dass sechs Personen angeklagt worden seien. Den Autopsiebericht wollte er nicht kommentieren.

Marsch durch Lausanne

Der Tod dieses Nigerianers hatte im Kanton Waadt für grosses Aufsehen gesorgt. Im März marschierten rund 500 Menschen durch Lausanne, um seiner zu gedenken und «Rassismus und Polizeigewalt anzuprangern».

Der Nigerianer hatte sich am Mittwochabend in der Nähe des Bahnhofs in Lausanne bei einer Polizeikontrolle der Drogenpolizei gewehrt. Er wurde daraufhin unter Zwang in Handschellen gelegt.

Kurz darauf brach der Mann bewusstlos zusammen. Die Polizisten leisteten erste Hilfe. Dabei entdeckten die Beamten mehrere Kügelchen Kokain im Mund des Mannes. Der Bewusstlose wurde ins Universitätsspital CHUV Lausanne gebracht, wo er am nächsten Morgen verstarb. Der Nigerianer war einschlägig als Drogendealer bekannt und bereits verurteilt worden.

Umstrittenes Thema

Der Drogenhandel in den Strassen ist in den vergangenen Monaten zum hitzig diskutierten Thema in der Kantonshauptstadt geworden. Ab Mitte Juni erhöhte die Polizei ihre Präsenz an ausgewählten Standorten markant. Die Zahl der Dealer ging danach sichtbar zurück.

Mitte Juni reichte die FDP-Ortspartei eine Petition ein, um die Polizei in ihrem Kampf gegen den Drogenhandel zu unterstützen. Im Herbst sind Debatten im Stadtrat von Lausanne und im Waadtländer Kantonsparlament geplant. (sda)

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