Hurrikan «Harvey» hat in der Nacht zum Samstag mit heftigen Winden und peitschenden Regenfällen die Küste des US-Staats Texas erreicht. Das Auge des Sturms sei auf das Festland getroffen, teilte das Nationale Hurrikanzentrum (NHC) mit.
Zuvor war «Harvey» auf die zweithöchste Kategorie der Hurrikan-Skala hochgestuft worden. Die Winde erreichten Geschwindigkeiten zwischen 185 und 233 Stundenkilometern. Das NHC warnte vor möglicherweise «katastrophalen» Überschwemmungen.
US-Präsident Donald Trump rief zuvor für Texas den Katastrophenzustand aus. Er habe auf Wunsch des Gouverneurs des Bundesstaates, Greg Abbott, gehandelt, twitterte Trump am Freitag. Somit könnten jegliche Staatshilfen in Anspruch genommen werden. Trumps Sprecherin kündigte zudem an, der Präsident werde Anfang kommender Woche nach Texas reisen.
Wohl schwerster Sturm seit «Katrina»
Der Hurrikan könnte damit zum schwersten Sturm in den USA werden, seit vor zwölf Jahren «Katrina» die Stadt New Orleans und die umliegende Gegend verwüstet und mehr als 1800 Tote gefordert hatte. Betroffen ist ein von insgesamt 16 Millionen Menschen bewohntes Gebiet zwischen der Stadt Brownsville und Houston mit einem Küstenstreifen von etwa 560 Kilometern Länge.
In der Region ist auch fast die Hälfte der US-Raffinerie-Kapazität angesiedelt, im Golf selbst knapp ein Fünftel der Öl-Produktion des Landes. Viele der Anlagen wurden vorsorglich geschlossen.
In der Hafenstadt Corpus Christi, einem wichtigen Knotenpunkt für die US-Ölindustrie, wurde der Flughafen evakuiert. Das NHC warnte vor der «vollständigen Zerstörung mobiler Häuser» und kündigte an, dass einige Gebiete «für Wochen oder Monate unbewohnbar» sein könnten.
Evakuierung angeordnet
Für die Einwohner von sieben Bezirken an der Küste wurde eine Evakuierung angeordnet, sie müssen sich dem aber nicht beugen. In der Hafenstadt Corpus Christi mit gut 300'000 Einwohnern ist nach Angaben von Reportern vor Ort und der Zeitung «Caller Times» das öffentliche Leben weitgehend heruntergefahren.
Viele Menschen flüchteten sich von der Küste in Richtung der Städte San Antonio oder Austin im Landesinneren, die aber ebenfalls von den Ausläufern «Harveys» erreicht werden könnten. Die Auswirkungen sollen bis hinauf nach New Orleans zu spüren sein.
Texas erlebte seinen letzten Hurrikan 2008, er trug den Namen «Ike». Damals starben dort sowie in Louisiana und Arkansas 21 Menschen. «Ike» gilt als vergleichsweise kleiner Hurrikan. (sda/dpa/afp/reu)