Porsche-Chef Matthias Müller wird einem Insider zufolge neuer Vorstandschef von Volkswagen. Der Aufsichtsrat werde den 62-jährigen Manager am Freitag zum Nachfolger von Martin Winterkorn bestellen, sagte eine mit den Beratungen vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters.
Von den Manipulationen bei Abgasmessungen an Dieselautos bei Volkswagen sind auch Fahrzeuge in Europa betroffen. Das sei der von ihm eingesetzten Untersuchungskommission am Mittwoch bei ersten Gesprächen in Wolfsburg mitgeteilt worden, sagte der deutsche Verkehrsminister Alexander Dobrindt am Donnerstag.
Um wie viele Autos es genau gehe, stehe noch nicht fest. «Das wird sich in den nächsten Tagen klären», sagte Dobrindt: «Wir werden deswegen auch weiterhin intensiv daran arbeiten, gemeinsam mit Volkswagen genau herauszufinden, um welche Fahrzeuge es sich im Detail handelt, um auch die Öffentlichkeit weiter darüber zu informieren.»
Seinen Angaben zufolge geht es um Fahrzeuge mit 1,6- und 2-Liter-Dieselmotoren. VW prüft nach eigenen Angaben, ob in Italien verkaufte Dieselautos ebenfalls die in den USA aufgefallene Manipulationssoftware an Bord hatten. Beim Schweizer VW-Importeur Amag war bislang keine Stellungnahme erhältlich.
Im Abgas-Skandal bei Europas grösstem Autobauer Volkswagen müssen auch vier Modellreihen der Tochter Audi unter die Lupe genommen werden. Der Motor vom Typ EA 189 sei auch in Fahrzeuge der Modellreihen A1, A3, A4 und A6 verbaut worden, sagte ein Audi-Sprecher am Donnerstag.
Zuvor hatte es entsprechende Medienberichte gegeben. Die genauen Baujahre und die Anzahl der Fahrzeuge könnten aber noch nicht genannt werden, sagte der Sprecher: Ob die Autos von den Softwaremanipulationen betroffen seien, könne er ebenfalls noch nicht sagen.
Auch der Volkswagen-Konzern bereitet unter Hochdruck eine Liste der von der Abgas-Affäre betroffenen Dieselwagen vor. «Wir arbeiten daran, können aber noch nicht sagen, wann sie veröffentlicht wird», sagte ein VW-Sprecher der Deutschen-Presse-Agentur.
Die Zahl der von der Abgas-Affäre betroffenen Volkswagen-Fahrzeuge in der Schweiz ist ebenfalls weiterhin unbekannt. Der Hersteller sei weiterhin mit Hochdruck an der weltweiten Auswertung, hiess es beim Schweizer VW-Importeur Amag. «Gemäss aktuellem Stand werden leider nicht vor morgen früh weitere Informationen vorliegen», sagte ein Amag-Sprecher am Donnerstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda.
Unterdessen gerät auch BMW ins Visier. Nach Angaben des «International Council on Clean Transportation» (ICCT) überschreitet der X3 xDrive 20d bei Strassentests die europäische Abgasnorm um mehr als das 11-fache. Das berichtet die «Auto Bild» in ihrer am Freitag erscheinenden Ausgabe. Der Kurs der BMW -Aktie rauschte nach dem Magazinbericht um fast zehn Prozent in die Tiefe.
Von den Problemen mit manipulierten Abgaswerten bei VW sind neben Audi weitere Konzerntöchter betroffen. Innerhalb des Konzerns teilen sich die Unternehmen etliche Bauteile, darunter auch Motoren und Getriebe. Ein Sprecher der Volkswagentochter Skoda bestätigte, Modelle der Reihen Fabia, Roomster, Octavia und Superb aus den Jahren 2009 bis 2013 seien teilweise mit den betroffenen Dieselmotoren ausgerüstet worden. Bei aktuellen Modellen gebe es keine Probleme.
Auch Seat bestätigte am Donnerstag, dass in dem Werk der spanischen VW-Tochter Fahrzeuge mit der manipulierten Diesel-Technologie montiert worden seien. Die genaue Zahl sei nicht bekannt, verlautete aus Unternehmenskreisen. Eine Untersuchung solle nähere Aufschlüsse bringen.
Unterdessen hat der Stuttgarter Autobauer Daimler bekräftigt, eine weisse Weste zu haben. «Wir halten uns grundsätzlich an die gesetzlichen Vorgaben und haben keinerlei Manipulationen an unseren Fahrzeugen vorgenommen», sagte ein Konzernsprecher am Donnerstag. Bereits am Montag hatte der Autobauer dies festgestellt.
VW hatte zugegeben, dass weltweit rund elf Millionen Motoren des genannten Typs mit einer Software ausgestattet wurden, um die Messung des Schadstoffausstosses zu manipulieren. Am Mittwoch hatte VW-Chef Martin Winterkorn als Konsequenz aus dem Skandal seinen Posten geräumt. Er übernehme die Verantwortung «im Interesse des Unternehmens», obwohl er sich «keines Fehlverhaltens bewusst» sei. (whr/sda/dpa/reu)