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Neuer Präsident, alte Probleme – eine Reform der FIFA ist fast unmöglich

Hände hoch: Sepp Blatter hat aufgegeben und sein Amt als FIFA-Präsident zur Verfügung gestellt.
Hände hoch: Sepp Blatter hat aufgegeben und sein Amt als FIFA-Präsident zur Verfügung gestellt.Bild: Getty Images AsiaPac

Neuer Präsident, alte Probleme – eine Reform der FIFA ist fast unmöglich

Sepp Blatter geht. Was ändert das? Wahrscheinlich fast gar nichts. Denn jene, die ihn gewählt haben, werden auch den Nachfolger wählen.
02.06.2015, 20:0703.06.2015, 17:14
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Warum ist Sepp Blatter zurückgetreten? Es gibt keine offiziellen Erklärungen. Aber der Grund liegt auf der Hand: die US-Justiz. Die grosse FIFA-Familie muss nur die Amerikaner fürchten.

So lange Sepp Blatter in der Schweiz bleibt, ist er selbst vor dem langen Arm der US-Justiz sicher. Die Schweiz liefert keine Schweizer Bürger an eine ausländische Macht aus. Aber sobald Sepp Blatter die Schweiz verlässt, riskiert er die Verhaftung und die Auslieferung in die USA.

Sepp Blatter geht – ins Licht.
Sepp Blatter geht – ins Licht.Bild: EPA/KEYSTONE

Selbst bei gänzlicher Unschuld ist Sepp Blatter vor der US-Justiz nicht mehr sicher. Die Amerikaner sammeln weltweit immer mehr Dokumente ein, durchaus möglich, dass sie auch an die gesamten Akten des ISL-Prozesses herankommen – und so wird es für den Mann, der die FIFA geführt hat, immer schwieriger. Er ist letztlich der Mann, den die Ermittler wohl befragen wollen.

Was aber bleibt einem FIFA-Präsidenten, wenn er nicht mehr reisen kann? Nicht einmal mehr zum Nürnberger Christkindlesmarkt? Nichts mehr. Ich reise, also bin ich. Ich reise nicht mehr, also bin ich nicht. Da bleibt nur noch die Rücktritt. Und wenn er den geschickt inszeniert, wird ihm der Machtverzicht hoch angerechnet und er kann in Ehren die Bühne verlassen.

Ein bisschen cleverer mit der alten Gesinnung

Und was ändert sich bei der FIFA? Die Logik der Macht in grossen Sportverbänden sagt uns: Mit ziemlicher Sicherheit wenig bis nichts. Denn jene, die Sepp Blatter gewählt haben, sagen auch, wer sein Nachfolger werden darf.

Werden jene, die sich so gut auf dem Planeten FIFA eingerichtet haben, einen neuen Präsidenten wählen, der sie zornig aus dem Paradies vertreibt? Da braucht man nicht von den Früchten der Erkenntnis zu essen um zum Schluss zu kommen: Das System ist wohl zu mächtig als dass es einen Revolutionär an seine Spitze wählen wird. Vor allem weil die FIFA finanziell so stark ist. Was zugleich ihr Fluch geworden ist: Die US-Justiz würde sich für die FIFA nicht interessieren, wenn die Kassen leer wären.

Sein Stuhl ist leer, doch wer folgt auf Sepp Blatter?
Sein Stuhl ist leer, doch wer folgt auf Sepp Blatter?Bild: Melanie Duchene

Wir werden nun ein grandioses Spektakel erleben. Viel Geschrei und Geschnatter in den Medien.

Grosse Reformversprechen. Ankündigungen von Revolutionen, Umstürzen, neuen Anfängen. Die Präsentation von neuen Konzepten. Es dürfte in den nächsten Monaten auch zu Verhaftungen verschiedener hochrangiger FIFA-Generäle kommen – und zu Verurteilungen. In der Karawane breitet sich Unruhe aus – aber sie hat immer noch Chancen, weiter zu ziehen und so zu geschäften wie immer. Ein bisschen anständiger, ein bisschen cleverer, mit neuen Leuten an der Spitze und der alten Gesinnung.

Wir können einen etwas frivolen historischen Vergleich bringen: Die scheinbar allmächtige Sowjetunion ist auch fast von einem Tag auf den anderen zusammengebrochen. Was niemand für möglich gehalten hatte. Aber es gibt einen Unterschied: Die Sowjets waren pleite. Das ist die FIFA nicht.

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Gianni Infantino (Schweiz): Seit 2016.
quelle: ap/ap / michael probst
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