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Corona: Omikron-Erkrankungen könnten so schwerwiegend wie bei Delta sein

Coronavirus, Omikron (Symbolbild)
Die neue Coronavirus-Variante Omikron verbreitet sich rasend schnell. Bild: Shutterstock

Corona: Omikron-Erkrankungen könnten so schwerwiegend wie bei Delta sein

Omikron gilt als ansteckender als alle bisherigen Corona-Varianten. Fraglich bleibt, wie schwerwiegend sich die neue Mutante auf den Krankheitsverlauf auswirkt. Britische Forscher liefern nun Antworten.
19.12.2021, 14:33
Melanie Rannow / t-online
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t-online

Vor etwa einem Monat wurde Omikron erstmals von südafrikanischen Fachleuten nachgewiesen. Seither breitet sich die Variante rasant aus. In Europa gehören aktuell Grossbritannien und Dänemark zu den besonders betroffenen Ländern. Doch Experten gehen davon aus, dass Omikron bald auch die bislang dominante Delta-Mutante in Deutschland verdrängen wird.

Dass die  Omikron-Variante  wesentlich ansteckender als Delta ist, gilt als gesichert. Der Modellierer Thorsten Lehr erklärte im t-online-Interview , der Reproduktionswert, also die Anzahl von Menschen, die ein Infizierter ansteckt, sei bei Omikron deutlich höher. Er geht von einem Faktor zwischen sechs und zwölf aus. Der R-Wert bei Delta hingegen liegt zwischen fünf und sechs.

Keine Hinweise auf geringeren Schweregrad bei Omikron

Fraglich blieb jedoch, wie schwerwiegend sich die neue Variante auf den Krankheitsverlauf auswirkt. Es mehrten sich Stimmen, dass Omikron-Infektionen milder ausfallen könnten. Eine Analyse des Imperial College in London macht jetzt aber deutlich: Omikron scheint keineswegs milder zu verlaufen als die Delta-Variante .

Es gebe «keine Hinweise darauf, dass Omikron einen geringeren Schweregrad hat als Delta, gemessen am Anteil der positiv getesteten Personen, die Symptome melden, oder am Anteil der Fälle, die nach einer Infektion ein Krankenhaus aufsuchen», schreiben die britischen Forscher in ihrem neuen Bericht. 

Gegenwärtig werden in Grossbritannien etwa 800 bis 900 Covid-Patienten pro Tag ins Krankenhaus eingeliefert. Ob mit Delta oder Omikron spiele für die Schwere der Erkrankung keine signifikante Rolle. Allerdings seien die Daten über Krankenhausaufenthalte derzeit noch sehr begrenzt.

Lauterbach: «Unwahrscheinlich, dass Omicron deutlich milder verläuft»

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) teilte die Studienergebnisse aus Grossbritannien auf Twitter und wertete sie als «sehr bedeutsam».

Die Analyse des Imperial College bestätigt zudem: Omikron entzieht sich weitgehend der Immunität durch frühere Infektionen oder zwei Impfstoffdosen. Das heisst, wer durch Impfung oder Infektion eine Immunität aufgebaut hat, ist trotzdem weniger vor einer Ansteckung mit der neuen Variante geschützt als bisher gegen Delta.

Die Forscher schätzen die Wirksamkeit gegen eine symptomatische Omikron-Infektion zwischen null und 20 Prozent nach zwei Impfdosen und zwischen 55 und 80 Prozent nach einer Auffrischungsdosis. Das bedeutet, nur ein Booster kann einen moderaten Schutz vor der Variante bieten.

Wichtig: Die Daten beziehen sich nur auf die Corona-Impfstoffe von Astrazeneca und Biontech/Pfizer, die in Grossbritannien verimpft werden.

Prof. Neil Ferguson vom Imperial College London sagte: «Diese Studie liefert einen weiteren Beweis dafür, dass Omikron eine vorherige Immunität durch Infektion oder Impfung in erheblichem Umfang umgehen kann.» Dieses Ausmass der Immunumgehung bedeute, dass Omikron eine grosse, unmittelbare Bedrohung für die öffentliche Gesundheit darstellt.

Omikron breitet sich im Rekordtempo in Grossbritannien aus

Diese Bedrohung zeigt sich bereits deutlich in Grossbritannien: Die Mutante verbreitet sich dort rasant und macht nun 60 Prozent aller Fälle im Land aus, sagte der britische Gesundheitsminister Sajid Javid im Sky News-Interview. Allein am Samstag wurden im Vereinigten Königreich 10'059 neue Omikron-Fälle gemeldet – dreimal so viele wie am Tag zuvor.

Die Omikron-Fallzahlen dürften sich weiterhin alle zwei bis drei Tage verdoppeln, so Fachleute. Hinzu kommt: Die Zahl der eingelieferten Covid-Patienten in der vergangenen Woche sei um rund ein Drittel gestiegen. Britische Mediziner warnen ausserdem vor massiven Personalausfällen.

An Weihnachten könnten der British Medical Association zufolge ohne verschärfte Massnahmen in England 32'000 bis 130'000 Beschäftigte im Nationalen Gesundheitsdienst (NHS) fehlen, wie der «Guardian» am Samstag berichtete. Letzteres entspräche einem Zehntel der gesamten Belegschaft. Die Hauptstadt London rief derweil den Katastrophenfall aus . Die Hoffnung einiger Wissenschaftler, dass durch mildere Verläufe der neuen Variante eine relativ sichere Durchseuchung der Bevölkerung bevorstehen könnte, scheint mit diesen neuen Entwicklungen endgültig zu schwinden.

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73 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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(isb)
19.12.2021 15:00registriert April 2021
Ich frage mich warum man der Frage ob es denn nun schlimmer oder weniger schlimm ist bei einer neuen Variante jedesmal so viel Bedeutung beimessen muss: ist es denn nicht eigentlich egal? Direkte und Zeitnahe Lehren aus den letzten 2 Jahren hat man eh keine gezogen, nirgends liest man dass dafür gesorgt wurde dass es z.b. in den Pflegeberufen besser geht, das Personal aufgestockt wurde etc. - Ja in CH wurde eine Initiative gut geheissen, die Zeigt aber erst in ein paar Jahren Wirkung. Bis dahin wird weiter nur reagiert und mehr oder weniger hilflos zugeschaut - und impfen tut nur wer Lust hat.
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Phrosch
19.12.2021 15:09registriert Dezember 2015
Hat man in der Schweiz schon eine Vorstellung davon, wie das Verhältnis von Delta und Omikron ist? Die ersten Fälle liegen ja doch schon ein paar Wochen zurück, und bei uns wird nicht alles sequenziert. Daher gibt es wohl eine (grosse?) Dunkelziffer.
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Frinkcoin
19.12.2021 15:08registriert Februar 2021
Keine Panik, der Bundesrat beobachtet die Situation sehr genau. Es gibt keinen Grund sich nicht dem Weihnachtlichen Konsumrausch hinzugeben.
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