Alice Schwarzer fühlt sich nach Offenlegung ihrer Steuersünden zu Unrecht angegriffen. Ein Blick auf andere Ertappte zeigt: Die meisten tun heimlich, was sie öffentlich verurteilen.
Nun also auch sie: Alice Schwarzer bunkerte jahrelang Geld auf einem Schweizer Konto und versteuerte die Zinserträge nicht. Der Spiegel machte den Vorfall öffentlich – und Schwarzer reagierte erbost auf die Enthüllung.
«In eigener Sache» schreibt sie auf ihrer Homepage und bezichtigt die Medien unter anderem der «Denunziation» und «Rufschädigung». Sie habe ihren Fehler wieder gutgemacht, schreibt Schwarzer. Und fordert ihr Recht auf Persönlichkeitsschutz.
Aber gerade Prominente müssen damit leben, dass sie an ihren öffentlichen Aussagen gemessen werden. Und die stehen mitunter in einem eklatanten Widerspruch zu dem, was sie privat leben.
Schwarzer, Hoeness, Sommer, Quinn: Wir haben Zitate von berühmten Steuersündern gesammelt – vor und nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen sie.
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Alice Schwarzer
Alice Schwarzer selbst nennt den Spruch einen «der berühmtesten Slogans der Frauenbewegung». Sie hat ihn in Interviews zitiert und zuletzt am 20. Januar dieses Jahres einen Text auf ihrer Homepage damit betitelt. Es ging um Frankreichs Präsident Hollande und seine Frauengeschichten. Im Mai 2006 sprach Schwarzer mit dem Spiegel, es ging dabei unter anderem um Politiker in der Öffentlichkeit: «Ich, Alice Schwarzer, kann Ihnen aus der Summe meiner gerüttelten Erfahrungen sagen: Es geht nicht darum, wie man es macht oder wie man aussieht, es geht darum, was man tut.»
Alice Schwarzer
Mit dieser Stellungnahme reagierte Schwarzer auf einen Bericht des Spiegel, in dem erstmals über ihr Schweizer Konto berichtet wurde.
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Uli Hoeness
Das betonte FC-Bayern-Präsident Uli Hoeness 2005 in einem Interview mit der «Bild»-Zeitung. Nun muss sich Hoeness ab dem 10. März vor dem Landgericht München wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe verantworten. Vielleicht hätte er besser einen Satz beherzigen sollen, den er 2011 gegenüber der Zeitschrift «Brand Eins» geäußert hatte: «Natürlich will ich Erfolg, aber nicht um jeden Preis. Wenn es um Geld geht, muss man auch mal zufrieden sein.»
Uli Hoeness
Im Mai 2013 zeigte sich Hoeness gegenüber der «Zeit» reuig. Die Vorwürfe gegen ihn waren im April bekannt geworden.
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Theo Sommer
Der frühere «Zeit»-Herausgeber Theo Sommer hielt im September 2006 einen 45-minütigen Vortrag bei E.on Düsseldorf. Dabei ging es um «Die Verantwortung von Grosskonzernen in der globalisierten Welt» – und Sommer schwang die Moralkeule.
Theo Sommer
Ende Januar dieses Jahres wurde Theo Sommer wegen Steuerhinterziehung zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und sieben Monaten auf Bewährung verurteilt. Ausserdem muss er eine Geldbusse von 20'000 Euro zahlen. Er hatte zwischen 2007 und 2011 Steuern in Höhe von 649'000 Euro nicht bezahlt. Mit dem «Hamburger Abendblatt» sprach er über den Fall. Neben der oben genannten Erklärung sagte Sommer auch: «Ich habe mich immer in erster Linie um meine Arbeit gekümmert, nicht um meine Finanzen.»
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Klaus Zumwinkel
Ein schlechteres Timing hätte es für Ex-Post-Chef Klaus Zumwinkel nicht geben können. An einem Mittwoch im Februar 2008 wurde die Mitarbeiterzeitung «Premium Post» mit oben genanntem Zitat bundesweit verteilt. Einen Tag später fand eine Razzia in Zumwinkels Privatvilla statt. Der Vorwurf: Zumwinkel soll mit Hilfe einer Liechtensteiner Stiftung massiv Steuern hinterzogen haben.
Klaus Zumwinkel
Das sagte Zumwinkel im Januar 2009 über die Gründung der Liechtensteiner Stiftung – und zwar während des Prozessauftaktes. Am Ende wurde Zumwinkel zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und einer Geldbusse von einer Million Euro verurteilt.
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Freddy Quinn
Im September 2001 sagte Schlagersänger Freddy Quinn diesen Satz im Interview mit der «Welt am Sonntag». Es war kurz vor seinem 70. Geburtstag – und drei Jahre vor seiner Verurteilung wegen Steuerhinterziehung.
Freddy Quinn
2004 hat Quinn vor Gericht gestanden, Steuern in Höhe von umgerechnet rund 900'000 Euro hinterzogen zu haben. Er wurde zu zwei Jahren Haft auf Bewährung un einer Geldbusse von 150'000 Euro verurteilt. «Zu Finanzen und Geld habe ich überhaupt keine Relation», sagte Quinn.
(aar)