Das oberste Führungsorgan unseres Eishockeys ist der Verwaltungsrat von Swiss Ice Hockey – besser bekannt unter der volkstümlichen Bezeichnung «der Verband».
Wichtige Kompetenzen sind etwa die Anstellung des Nationaltrainers, die Organisation von Grossanlässen (Eishockey-WM), die Aufsicht über das gesamte Junioren- und Amateur-Hockey oder die Besetzung aller Stellen in der üppig ausgestatteten Administration des Verbandes, die pro Jahr fast 14 Millionen Franken verschlingt.
Peter Zahner (60) und Gian Kämpf (39) sitzen neu in einem Führungs-Organ, das über ein Budget von etwas mehr als 60 Millionen Franken gebietet. In die Belange (wie Anzahl Ausländer) des Profihockeys (National League, Swiss League) kann sich der Verband jedoch direkt nicht einmischen.
Nun kommt es zu einem Sesselrücken. Mark Streit zieht sich zurück und kümmert sich künftig um seine Aufgaben als Verwaltungsrat und Mitbesitzer beim SC Bern. Dort gibt es ja wahrlich viel zu tun.
Matthias Berner ist der Präsident der neugegründeten Aktiengesellschaft der National League. Deshalb hat sich der ehemalige Finanzdirektor des Verbandes und spätere Defizit-Verwalter von Philippe Gaydoul bei Kloten aus dem Verwaltungsrat des Verbandes zurückgezogen.
Mark Streit wird durch Peter Zahner ersetzt. Ein Wechsel, der etwas bringt: Streit ist kein Hockey-Politiker, der streiten mag. Zahner ist hingegen einer der erfahrensten Manager unseres Sportes, der die Konfrontation nicht scheut, wenn es um die Sache geht.
Der ZSC-Manager hat den Bau des neuen Hockey-Tempels in Zürich orchestriert und ist auch Verwaltungsratspräsident der Champions Hockey League. Als langjähriger Sportdirektor des Verbandes (bis 2007) ist er auch ein erfahrener Machiavellist und kennt Gänge und Läufe der Hockey-Politik. Zahner war zusammen mit Marc Lüthi der Steigbügelhalter für Präsident Michael Rindlisbacher. Was er wohl heute tief in seiner Hockey-Seele, dort wo niemand hineinsieht, bereuen dürfte.
Für Berner wird Kämpf nachrücken. Er führt den SC Langenthal als Präsident und arbeitet als Mitinhaber in einer Kaderposition im Immobilienkonzern des ehemaligen GC-Vorsitzenden Stephan Anliker. Auch er gilt als führungsstarke Persönlichkeit.
Die grosse nächste Herausforderung für den Verband: Ab dem Frühjahr 2022 gehen mehr als 30 Millionen Franken Einnahmen verloren. Die National League macht sich selbständig und wird die eigenen TV- und Marketingrechte als eigenständige AG selbst verkaufen.
Bisher hat der Verband die TV- und Marketingrechte fürs gesamte Schweizer Eishockey (National League, Swiss League, Länderspiele ohne WM) als Gesamtpaket verkauft und einen Teil des Geldes an die Liga (die Klubs) weitergeleitet.
Dabei ist klar, dass die Liga (also die nationale Meisterschaft) gut 90 Prozent des Wertes dieser Rechte ausmacht. Künftig wird also die Liga am Geldstrom sitzen, einen Teil des Geldes nach ihrem Befinden an den Verband weiterleiten und sich einen lang gehegten Wunsch erfüllen: der üppigen Verbandsadministration («Versailles des Eishockeys») eine Sparkur verordnen.
Dem künftigen Verwaltungsrat gehören neben Präsident Michael Rindlisbacher nun Marc Anthony-Anner, Erwin Füllemann, Martin Affolter, Peter Zaner und Gian Kämpf an.
Peter Zahner ist bei weitem die führungsstärkste Persönlichkeit in diesem Gremium. Kenner schliessen nicht aus, dass er der neue starke Mann in dieser sechsköpfigen Männerrunde sein wird. Sozusagen der «Schattenpräsident» des Verbandes. Und Gian Kämpf sein Mephisto und Präsident Michael Rindlisbacher seine Marionette.