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Ach, endlich wieder ein echtes Derby im Berner Hockey-Tempel. Tore, Emotionen und ein überraschender Ausgang. Langnau siegt 6:5 n.P. Taktische Puritaner mögen bemängeln, dass sich die Ordnung zeitweise aufgelöst hat. Aber aus der taktischen Anarchie stiegen immer wieder wie Leuchtraketen individuelle Glanzlichter oder gar ganze Lichterketten von wunderbaren Spielzügen auf.
Gott sei dank wieder einmal Hockey für die Fans und nicht für die Trainer. Hockey, fast wie in den goldenen 1970er Jahren. Ein wildes, für die Schiedsrichter heikles Spiel. Aber Daniel Stricker und Marc Wiegand lösen die schwierige Aufgabe sehr gut.
Der SCB fährt gegen den Aufsteiger im dritten Derby schon die zweite Niederlage ein. Die Anhänger murren. Bereits ein Trainer- und Sportchef-Wechsel, schon sechs Ausländer-Lizenzen eingelöst – und doch keine dauerhafte Besserung in Sicht. Inzwischen ist sogar SCB-Manager Marc Lüthi in die Kritik geraten.
Der grosse SCB ist nur noch ein gewöhnliches Hockeyunternehmen. Ja, die Pessimisten sehen immer mehr Parallelen zu YB.
Ist es so schlimm? Der SCB wie YB? Ein Albtraum! Gewiss, wir sehen diese Saison einen kleinen SCB. Die Berner werden noch Wochen brauchen, um den Schaden auszubessern, den Guy Boucher angerichtet hat. Aber der Fehler ist erkannt und korrigiert, Guy Boucher gefeuert worden.
Oder braucht es noch mehr Personalwechsel? Nein. Dass es diese Saison nicht zu einem Spitzenplatz in der Qualifikation und wahrscheinlich auch nicht zum Titel reicht, hat, wenn wir die ganze Angelegenheit ganz nüchtern betrachten, einen klar erkennbaren Grund. Der SCB hat diese Saison zum ersten Mal seit dem Wiederaufstieg von 1986 ein Torhüter-Problem. Zum Trainer-Problem auch noch ein Torhüter-Problem – das kann selbst der grosse SCB nicht verkraften.
Seit dem Wiederaufstieg hat der SCB in 30 Jahren drei Torhüter beschäftigt: Edgar Grubauer (bis 1987), Renato Tosio (1987 bis 2001) und Marco Bührer (seit 2001). Diese Saison hat der SCB erstmals seit Menschengedenken keine charismatische Nummer 1 mehr. Marco Bührer, der Meistergoalie von 2004, 2010 und 2013 fällt bis Saisonende aus.
Die SCB-Torhüter haben über Jahrzehnte hinweg so gut und konstant gespielt, dass die starken letzten Männer zur Selbstverständlichkeit geworden sind. Überhaupt gehören grosse Torhüter zur Kultur dieses Unternehmens. René Kiener und Jürg Jäggi prägten den Klub in den 1950er, 1960er und 1970er Jahren.
Und nun muss der SCB erstmals mit einem Torhüterproblem fertig werden. Mit einem Marco Bührer in Normalform hätte der SCB das Derby am Freitagabend gegen Langnau nicht verloren. Und viele Diskussionen würden gar nicht geführt.
Die starken Goalies haben jahrelang manchen Fehlentscheid in der SCB-Sportabteilung kompensiert. Das Hüst und Hot bei der Besetzung der Trainerposition seit der Entlassung von Larry Huras im Herbst 2012 und die vielen Ausländerflops hätten mit durchschnittlichen Goalies nicht nur zu einer (Abstiegsrunde 2014), sondern zu mehreren schweren Krisen geführt.
Das SCB-Goalieproblem ist für Lars Leuenberger ganz besonders bitter. Er hat jetzt die Chance seines Lebens, sich als Cheftrainer zu profilieren. Aber selbst dann, wenn er alles richtig macht, kann er wegen der Torhüter scheitern. Nächste Saison steht HCD-Meistergoalie Leonardo Genoni im Kasten. Er ist ein grosser Torhüter und kann den SCB wieder zu einem grossen Hockey-Unternehmen machen.
Unternehmen machen. Es wird ein langes, banges Warten auf Leonardo Genoni. Und es ist eine bittere Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet Sportchef Sven Leuenberger, der den Genoni-Transfer so geschickt orchestriert hat, auch wegen des aktuellen Goalie-Problems den Job verloren hat und zum Nachwuchschef degradiert worden ist.