Lufthansa reagiert mit «Unverständnis» auf neuen Piloten-Streik

Lufthansa reagiert mit «Unverständnis» auf neuen Piloten-Streik

23.11.2016, 06:16

Zehntausende Flugpassagiere in Deutschland müssen sich bis Donnerstagabend auf starke Behinderungen einstellen. Die Lufthansa scheiterte am Dienstagabend mit dem Versuch, den Streik der Pilotengewerkschaft Cockpit (VC) per Eilantrag gerichtlich verbieten zu lassen.

Cockpit kündigte nach dem Urteil an, den zunächst nur für Mittwoch angesetzten Streik nun um 24 Stunden auf Donnerstag auszuweiten. Von dem Streik sollten alleine am Mittwoch 100'000 Passagiere betroffen sein, Lufthansa strich für den Tag 876 geplante Flüge. «Der Ausstand hat wie angekündigt begonnen», sagte eine Sprecherin der Lufthansa am frühen Morgen.

Die Verlängerung des Streiks bis Donnerstagnacht nahm der Konzern «mit vollkommenem Unverständnis zur Kenntnis», wie es in einer Erklärung hiess. «Die Verlängerung des Streiks ist eine weitere Eskalation durch die VC, die zu noch mehr Verunsicherung bei unseren Kunden führt.»

Nach einer Niederlage in unterer Instanz hatte die Lufthansa am Abend das Hessische Landesarbeitsgericht eingeschaltet, um den Streik doch noch in letzter Minute verbieten zu lassen. Die Landesrichter sahen aber keinen Grund für ein Verbot; gegen ihr Urteil war keine Berufung im Eilverfahren möglich.

Swiss nicht bestreikt

Nachdem schon am Mittwoch fast 900 Flüge seitens Lufthansa gestrichen wurden, seien auch am Donnerstag «wieder alle Lang- und Kurzstreckenverbindungen betroffen, die in dieser Zeit aus Deutschland abfliegen sollten», teilte Cockpit mit.

Von den gestrichenen Flügen sind 51 Interkontinentalverbindungen. Insgesamt kommt die Marke Lufthansa auf rund 1800 Flüge pro Tag. «2124 von rund 3000 geplanten Flügen der Lufthansa Group finden statt», heisst es in der Mitteilung des Unternehmens. Darin sind aber auch Flüge von Konzerngesellschaften enthalten, die nicht bestreikt werden, wie zum Beispiel Brussels, Swiss oder AUA.

Der Ausstand trifft vor allem die grossen Lufthansa-Flughäfen Frankfurt und München. Ob bei einem Ausstand am Donnerstag ebenfalls rund 100'000 Kunden betroffen sein könnten, war nach Angaben der Lufthansa zunächst unklar.

Die Lufthansa rechnet mit hohen Belastungen. Die Kosten für den Streiktag am Mittwoch beliefen sich auf einen höheren, einstelligen Millionen-Betrag, sagte Konzernchef Carsten Spohr.

Tarifsteigerung gefordert

Die Lufthansa signalisierte dennoch weitere Gesprächsbereitschaft. «Lufthansa ist jederzeit bereit, die Tarifverhandlungen mit der Konzerntarifkommission der Vereinigung Cockpit wieder aufzunehmen», hiess es in einer Erklärung des Konzerns nach dem Richterspruch. Die Lufthansa werde nun die Gründe der Urteilsbegründung prüfen.

In der Entscheidung des Landesarbeitsgerichts ging es vor allem um die Frage, ob die von der Gewerkschaft Cockpit erhobene Forderung nach einer Neuregelung der tariflichen Vergütungsstruktur eine unzulässige Verbindung des Lebensalters der Piloten mit der Vergütung darstelle. Cockpit hatte höhere Tarifsteigerungen für Co-Piloten ab dem 13. Beschäftigungsjahr verlangt.

14. Streik

Das Landesarbeitsgericht sah darin aber «kein rechtswidriges Streikziel», das ein Verbot des Streiks rechtfertigen würde, hiess es in einer Erklärung der Kammer. Es liege «kein eindeutiger Verstoss» gegen das Gleichbehandlungsgesetz vor, «wenn durch die Tarifforderung eine stärkere Erhöhung des Gehalts für langjährig als Co-Piloten arbeitende Beschäftigte erreicht werden» solle.

Die Vereinigung Cockpit hatte vor einer Woche die jüngsten Tarifverhandlungen über die Vergütung der Piloten für gescheitert erklärt und Streiks im Passagier- und Frachtverkehr angekündigt. Es ist bereits der 14. Streik von Cockpit seit April 2014.

Kunden können sich auf der Internetseite der Fluggesellschaft, lh.com, sowie unter der kostenlosen Nummer 0800-8506070 über den Status ihres gebuchten Flugs informieren. (sda/dpa/reu/afp)

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