Schweiz hinkt beim Vermögenswachstum hinterher

Schweiz hinkt beim Vermögenswachstum hinterher

21.09.2016, 15:00

Die Einwohner der Schweiz sind weltweit nach wie vor am reichsten. Der Abstand zu den anderen Industrienationen schrumpft allerdings.

Im Schnitt besitzt jede Person in der Schweiz netto ein Vermögen von 171'000 Euro. Das zeigt der neuste Global Wealth Report, den die Versicherungsgesellschaft Allianz am Mittwoch veröffentlicht hat.

Von den 50 untersuchten Ländern ist die Schweiz damit Spitze. Am zweitreichsten sind die US-Amerikaner, die durchschnittlich 161'000 Euro auf der hohen Kante liegen haben. Zu den drittplatzierten Briten, die auf 96'000 Euro kommen, besteht bereits ein beträchtlicher Abstand. Die Deutschen folgen mit 48'000 Euro erst auf Rang 18.

Zumindest ein Teil des grossen Vermögensvorsprungs der Schweizer ist allerdings einem rechnerischen Effekt geschuldet. So werden die Zahlen für die Schweiz in Euro ausgewiesen, gegenüber dem der Schweizer Franken im vergangenen Jahr bekanntlich stark zugelegt hat.

Schwaches Wachstum

Betrachtet man die Entwicklung der Vermögen, zeigt sich ein anderes Bild. Im Vergleich zur Vorjahresperiode hat das Bruttogeldvermögen hierzulande lediglich um 1.7 Prozent zugelegt. Das ist ein Wert, der deutlich unter dem weltweiten und auch dem europäischen Durchschnitt liegt.

Laut Studienautor Arne Holzhausen ist das geringe Wachstum in der Schweiz einerseits Ausdruck des bereits hohen Vermögensniveaus. Andererseits spiegle sich darin auch die lahmende wirtschaftliche Entwicklung im Zug der Frankenaufwertung. Auch die Wertpapiere - von denen die Schweizer traditionell viele halten - hätten unter dem Frankenschock gelitten, sagte Holzhausen gegenüber der Nachrichtenagentur sda.

Doch auch im langfristigen Vergleich steht die Schweiz beim Vermögenswachstum hinten an. Seit 2007, dem Ausbruch der Finanzkrise, sind die Netto-Geldvermögen pro Kopf hierzulande um 4.5 Prozent gewachsen - der europäische Schnitt lag bei knapp 31 Prozent.

Die fetten Jahre sind vorbei

Doch mittlerweile scheinen nicht nur in der Schweiz, sondern auch weltweit die fetten Jahre vorbei zu sein. Global wuchs das Brutto-Geldvermögen 2015 um 4.9 Prozent - eine Rate die nur noch knapp über jener der allgemeinen Wirtschaftstätigkeit lag. In den drei Jahren zuvor war das Vermögen dagegen mit im Schnitt 9 Prozent noch fast doppelt so schnell gewachsen.

Die globale Vermögensentwicklung sei an einem kritischen Punkt angelangt, kommentierte Allianz-Chefökonom Michael Heise die Entwicklung. Offensichtlich verliere die extrem expansive Geldpolitik langsam an Wirkung. Gleichzeitig rutschten die Zinsen immer weiter in den negativen Bereich - keine guten Aussichten für Sparer.

Hohe Schuldenlast

Mit einem Anstieg der Zinsen würden zwar die Sparaussichten besser, allerdings könnte dann die Schuldenlast zu einem Problem werden. Seit 2007 haben die Verbindlichkeiten pro Kopf im europäischen Schnitt um 10 Prozent zugelegt. In der Schweiz betrug das Schuldenwachstum in diesem Zeitraum gar 20 Prozent.

In absoluter Rechnung stehen die Schweizerischen Haushalte sogar einsam an der Spitze - und das weltweit. Der Wert von 90'000 Euro Schulden wird in keinem anderen Land übertroffen. Im Durchschnitt hat ein Schweizer so viele Schulden wie zwei Amerikaner, vier Deutsche oder 30 Chinesen.

Allerdings gilt es auch hier zu relativieren: Analog zu den Vermögen macht sich auch bei den Schulden der Währungseffekt bemerkbar. Zudem bestehen die Schulden in der Schweiz fast ausschliesslich aus Hypotheken. Solange die Immobilienpreise stabil bleiben, sind diese Schulden für die Haushalte kein wirkliches Problem. Ein deutlicher Rückgang der Immobilienpreise dagegen könnte eine negative Verschuldungsspirale auslösen. (sda)

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