Sami El Assaoui, Sie haben als Feldspieler die 1 auf dem Trikot. Wieso?
Sami El Assaoui: Am Anfang war es mehr ein Witz. Als ich zu Thurgau kam, wollte ich meine eigentliche Nummer, die 74. Aber die hatte der Ersatzgoalie. Dann wollte ich meine «Ausweichnummer». Aber das ist die 92 und die hat der Stammgoalie hier. Ich habe mit ihnen geredet und sie gefragt: «Was läuft denn hier? Warum tragt ihr keine normale Goalienummer?»
Und was haben die Torhüter geantwortet?
Sie haben gelacht, wir haben alle drei gelacht. Dann hat einer der beiden gesagt, ich solle doch die Nummer 1 nehmen. Dieses Gespräch hat der Thurgauer Materialwart gehört und einige Tage später kam er zu mir und sagte, mein Trikot sei bereit. Ich fragte ihn dann, welche Nummer man mir gegeben habe. Da sagte er mir: «Die 1, das habt ihr ja so abgemacht.»
Die Rückennummer 1 ist aussergewöhnlich für einen Feldspieler. Was erhalten Sie für Reaktionen?
Besonders zu Beginn war es lustig, da gab es schon den einen oder anderen ungläubigen Blick. Aber die Gegner wissen, dass es sich eher um einen Scherz handelt als um sonst etwas. Der einzige Unterschied ist, dass ich bei der Mannschaftsvorstellung als Erster aufs Eis laufen muss mit der 1.
So ein Trikot ist bestimmt begehrt.
Oh ja, das hat mich selber überrascht. Ende letzter Saison wurden Trikots jedes Thurgau-Spielers versteigert. Meines ging für rund 2500 Franken weg. Die anderen brachten zumeist zwischen 300 und 400 Franken ein.
Sie erhielten die Nummer in der vergangenen Saison, als Sie zu Thurgau stiessen. Die Goalies haben sie Ihnen offenbar vor dieser Saison nicht wegnehmen wollen.
Nein, aber ich hätte die 1 problemlos abgegeben. Ganz ehrlich: Ich lege keinen Wert auf meine Rückennummer. Selbst wenn ein 18-Jähriger gekommen wäre und gerne die Nummer gehabt hätte, dann hätte ich sie ihm gegeben. Dieses Auftreten, zu einem neuen Klub zu kommen und dann auf seiner alten Nummer zu beharren, finde ich ziemlich old school.
Der HC Thurgau ist auf dem sicheren Weg in die Playoffs. Wie zufrieden sind Sie mit der Saison?
Leider war der Start in die Meisterschaft schwach, sonst könnten wir jetzt in den Kampf um die Plätze 3, 4, 5 eingreifen. Aber leider haben wir die Meisterschaft drei Wochen später als die anderen in Angriff genommen … (Thurgau war nach zehn Spielen mit zwei Siegen und acht Niederlagen Letzter.)
Sie sind mit 16 Punkten der produktivste Verteidiger des Teams. Wie fällt Ihre persönlichen Bilanz aus?
Nun ja, ich schaue vor allem auf die Tore, bei Assists ist manchmal auch Glück dabei. Ich will immer Tore erzielen! (El Assaoui traf bislang zwei Mal.) Was ich vor allem sagen kann, ist, dass es mir hier riesig gefällt. Ich komme ja aus dem Kanton Wallis und wenn du in der Westschweiz sagst, dass du in den Thurgau gehst, dann ist das schlimmer als das Ende der Welt. Mein Umfeld war deshalb sehr überrascht, dass ich dahin wechselte. Aber es ist wirklich schön und wir haben einen guten Teamspirit. Jetzt mache ich im Welschland Werbung für Weinfelden und für den Kanton Thurgau.
Und trotzdem haben Sie sich im Wallis ein zweites Standbein aufgebaut.
Genau, vor einigen Jahren konnte ich mir einen kleinen Traum erfüllen und ins Tourismusgeschäft einsteigen. Wir vermieten ein Chalet mit mehreren Wohnungen. So etwas wollte ich schon immer mal machen, ich bin ja da aufgewachsen. Ich konnte das Chalet auch schon anderen Eishockeyspielern vermitteln.
Mittlerweile sind Sie 27 Jahre alt. Wo sehen Sie sich in Zukunft?
Ich träume immer noch von der National League. Aber es ist auch möglich, dass ich beim HC Thurgau bleibe. Ich bin nicht sehr nervös wegen der noch offenen Zukunft. Vergangene Saison stand ich mit gerissener Achillessehne und ohne einen Vertrag da – schlimmer kann es nicht mehr kommen. Das hat mich gelehrt, geduldig zu bleiben. Ich werde deshalb nicht das erste Angebot aus der Swiss League annehmen.