Schweiz
Zürich

Pnos im Freizeitpark – wie Rechtsradikale die Migros austricksten

Die Pnos im Freizeitpark – wie Rechtsradikale die Migros austricksten

Der Pnos mietete dank einem Trick eine Hütte am Greifensee. In Dietikon hatte man die Rechtsextremen zuvor ausgeladen.
28.05.2018, 08:4429.05.2018, 10:59
Pascal Ritter / Nordwestschweiz
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Die Partei national orientierter Schweizer (Pnos) hat grösste Mühe, Lokale zu finden, um ihre Generalversammlung abzuhalten. Die Vermieter wollen entweder mit ihrer rechtsradikalen Ideologie nichts zu tun haben oder sie fürchten sich vor Störaktionen von Antifaschisten. Zuletzt wurde bekannt, dass eine Freikirche in Winterthur-Grüze die Pnos am 7. März wieder ausgeladen hatte.

Die Pnos ist eine Kleinstpartei, die seit dem Jahr 2000 besteht. Sie gibt an mehr als 700 Mitglieder zu haben. Pnos-Kameraden standen wiederholt wegen Rassendiskriminierung vor Gericht. Ihre Symbolik erinnert an die Frontenbewegung der 1930er Jahren, der Schweizer Ausprägung des Faschismus.

Hier hielt die Pnos ihre Versammlung ab: Innenansicht einer der Hüten des Milandia-Parkes in Greifensee ZH. (Montage)
Hier hielt die Pnos ihre Versammlung ab: Innenansicht einer der Hütten des Milandia-Parkes in Greifensee ZH. (Montage)Bild: zvg/keystone

Migros wurde überrumpelt

Diesen Sonntag ist es den Rechtsradikalen nun gelungen ihre Generalversammlung doch noch wie geplant im Kanton Zürich abzuhalten. Recherchen der Aargauer Zeitung ergaben, dass sich die Parteimitglieder um 13 Uhr im Bereich Grossriet in der Gemeinde Greifensee am gleichnamigen See trafen.

Von dort aus begaben sie sich zur Waldhütte im Milandia-Park, wo die Versammlung um 14 Uhr begann. Gemäss Pnos-Präsident Dominic Lüthard kamen rund 50 Personen. Zuerst habe man sich mit einem Buurezmorge gestärkt und sei dann zu statutarischen Teil übergegangen.

Der Sport- und Erlebnispark Milandia gehört der Migros Genossenschaft Zürich. Man sei von den Rechtsradikalen überrumpelt worden, sagt Migros-Zürich-Sprecher Christoph Frei auf Anfrage. «Hätten wir gewusst, dass es sich um eine Versammlung von Extremisten handelt, hätten wir ihnen unsere Räume nicht vermietet. Jeglicher Extremismus ist nicht mit den Werten der Migros vereinbar», sagt Frei.

Es sei aber nicht möglich, bei jeder Vermietung genau abzuklären, um wen es sich handelt. Der an der Versammlung zum neuen Mediensprecher der Pnos gekürte Raphael Rotzer bestätigt, dass sich die Pnos bei der Raummiete nicht zu erkennen gab und verteidigt das Vorgehen.

«In Zukunft werden wir die Polizei nicht mehr vorinformieren, wenn wir eine Veranstaltung planen»
Pnos-Sprecher Raphael Rotzer

Zu dieser Massnahme habe man gegriffen, weil man zuvor in drei anderen Gemeinden mit einer offiziellen Anfrage scheiterte. Welche drei Orte das waren, wollte die Pnos nicht bekannt geben.

In Dietikon abgeblitzt

Recherchen zeigen aber: Die Rechtsradikalen wollten auch nach Dietikon. «Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass wir nun für die ordentliche Generalversammlung 2018 der Pnos die definitive Zusage für ein Veranstaltungslokal im Raum Zürich erhalten haben», schrieb Parteichef Dominic Lüthard Anfang Mai in einem Brief an die Mitglieder. Gemeint war damit das Schützenhaus Reppischtal.

Gemäss dem Stadtpräsident von Dietikon, Otto Müller (FDP), habe die Kantonspolizei Zürich empfohlen die Veranstaltung nicht in Dietikon zu dulden. «Darauf hin baten wir den Pächter des Schützenhauses, den Vertrag mit der Pnos wieder aufzuheben.» Entscheidend seien Sicherheitsfragen gewesen. Der Pächter wollte sich auf Anfrage nicht zur Sache äussern, sie sei für ihn erledigt. Gemäss Pnos-Sprecher Rotzer kam die Absage am Freitag, den 18. Mai.

Die Kameraden der Pnos regen sich nun über den Rückzieher Dietikons furchtbar auf. Die Meinungsfreiheit gelte auch für sie, schliesslich seien sie eine legale Partei, sagt Neosprecher Rotzer. Die Pnos kämpft seit einigen Jahren darum, Teil des demokratischen Spektrums zu werden, konnte sich aber bisher nicht von ihrem Neonazi-Image lösen.

Pnos misstraut nun Polizei

Pnos-Sprecher Rotzer ist auch von der Kantonspolizei enttäuscht. «In Zukunft werden wir sie nicht mehr vorinformieren, wenn wir eine Veranstaltung planen», sagt Rotzer. So ist es auch schon am Sonntag im Fall der Migros-Waldhütte in Greifensee passiert. Erst durch eine Anfrage dieser Zeitung erfuhr die Kantonspolizei Zürich von der Versammlung der Rechtsradikalen. Als sie vor Ort ankam, waren die Pnos-Kameraden schon wieder abgereist. (aargauerzeitung.ch)

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Video: srf
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69 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Der Typ
28.05.2018 10:20registriert September 2016
Sollen sie doch in Dachau oder Auschwitz ihre Treffen machen. Vielleicht lernen Sie dann noch etwas dazu... Ich bin auch für Meinungsfreiheit, jedoch ist dies ein Treffen von Extremisten welche meiner Meinung nach sehr gefährlich sind.
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aglio e olio
28.05.2018 12:42registriert Juli 2017
Naja, die nur 50 Hanseln könnten ja auch bei einem Parteimitglied im Garten absitzen. Aber dann merken die Nachbarn halt, wer nebenan wohnt.
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Aso mängisch...
28.05.2018 09:29registriert Februar 2014
Auch wen mann sich überhaupt nicht mit der Ideologie dieser Partei abfinden kann, sollte doch beachtet werden, dass es sich immernoch um eine legale Partei handelt, was Ihnen meiner Meinung nach auch das Recht gibt, eine ordentliche GV abzuhalten. Meinungsfreiheit ist nunmal ein Recht in diesem Land.
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So mies wird das Wetter am Wochenende, aber wir hätten da ein paar Ideen für dich

Die Badehose war schon entstaubt, der Grillplatz gereinigt. Und nun kommt doch der Winter zurück. Die Schweiz hat gerade mit Minimaltemperaturen um den Gefrierpunkt zu kämpfen. Der April zeigt sich also wieder von seiner widerspenstigen Seite.

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