446 Mal hat Marco Wölfli in seiner Karriere schon das Tor der Berner Young Boys gehütet. Er hechtete in der Super League und im Schweizer Cup und weil er schon so lange dabei ist, bestritt er nicht nur Europa-League- und UEFA-Cup-Partien, sondern stand auch im längst eingestellten UI-Cup im Kasten.
Doch nun betritt dieser Marco Wölfli im hohen Fussballeralter von 36 Jahren und zwei Monaten noch einmal Neuland. Wenn er heute Abend gegen Valencia (Kick-off 18.55 Uhr) aufs Feld schreitet, dann wird es in seinem 447. Einsatz für YB das erste Mal sein, dass dazu die legendäre Hymne der Champions League aus den Lautsprechern kommt. Wölfli steht im Kasten, weil sich Stammgoalie David von Ballmoos am Samstag beim 3:3 gegen den FC Zürich verletzte und unter anderem eine Gehirnerschütterung erlitt.
Das erstmalige Auflaufen in der Königsklasse ist ein weiteres Kapitel in Wölflis später «Zweitkarriere». Er galt schon als ewiger Verlierer, als das Gesicht des «Veryoungboysen». Ehe er in der vergangenen Saison, als er nur noch Ersatz hinter von Ballmoos war, seinen Anteil zum ersten YB-Meistertitel seit 32 Jahren beisteuerte. Wölfli vertrat die verletzte Nummer 1 in der Rückrunde – und musste nach deren Genesung im Sommer wieder ins zweite Glied zurücktreten.
Dass sich von Ballmoos verletzt habe, tue ihm natürlich leid, sagte YB-Trainer Gerardo Seoane am Tag vor dem Spiel. «Aber wir freuen uns für Marco, dass er in seinem jungen Alter die Gelegenheit erhält, in der Champions League zu spielen.» Der Hinweis aufs Alter war augenzwinkernd gemeint – die Freude nicht. Wölfli ist beliebt im Team, er gilt als wichtig für die Chemie. «Mit Marco haben wir einen Leader mehr auf dem Platz», sieht der Mittelfeldspieler Djibril Sow das Positive am Goaliewechsel.
Trainer Seoane hofft, dass sein Torhüter «die positive Energie der letzten Saison mitnehmen und auf die Teamkollegen übertragen kann.» Mit seiner Erfahrung werde Wölfli hoffentlich auch eine gewisse Ruhe ausstrahlen.
Im zweiten Spiel der Gruppe H empfängt Manchester United den italienischen Meister Juventus Turin (21.00 Uhr). Die Gäste, bei denen Cristiano Ronaldo nach seiner Rot-Sperre zurück ist, haben ihre ersten beiden Spiele in der Champions League gewonnen. Am Wochenende gab Juve in der Serie A erstmals Punkte ab: Vor dem 1:1 gegen Genoa hatte die «Alte Dame» alle acht Saisonspiele gewonnen.
Manchester United ist für seine Verhältnisse miserabel in die Saison gestartet und liegt nur auf Rang 10. Trainer José Mourinho steht scharf in der Kritik. Zuletzt zeigten die «Red Devils» jedoch eine leichte Aufwärtstendenz. Newcastle schlugen sie nach 0:2-Rückstand noch 3:2 und am Wochenende holten sie auswärts bei Chelsea ein 2:2.