Caroline Rogge, per 1. Januar hat Microsoft den Vaterschaftsurlaub von 5 Tagen auf sechs Wochen erhöht. Warum ist Microsoft Schweiz auf einmal so grosszügig?
Caroline Rogge: Es ist nicht nur Microsoft Schweiz, es ist eine weltweite Anpassung unserer Firma. Wir wollten unseren Mitarbeiten Zeit zurück schenken. Uns ist es wichtig, dass sie voll da sind, wenn sie für uns arbeiten. Doch manchmal ist das Familienleben wichtiger als der Job. So nach der Geburt eines Kindes oder auch bei der Adoption eines Kindes, bei dem wir neu auch sechs Wochen Urlaub offerieren.
Wie haben die Mitarbeiter auf die Änderung reagiert?
Sehr positiv (lacht). Wir haben erst mit dem sechswöchigen Vaterschaftsurlaub angefangen. Bis jetzt hat zumindest kein Vater darum gebeten, wieder früher an die Arbeit kommen zu dürfen. Dazu muss man auch sagen: Die jungen Väter müssen nicht alle sechs Wochen am Stück nehmen. Sie können die sechs Wochen frei über das erste Jahr aufteilen.
Haben Mitarbeiter Druck gemacht?
Nein. Es war nicht so, dass die Mitarbeiter sich am fünftägigen Vaterschaftsurlaub gestört haben und wir auf ihren Druck hin Anpassungen vorgenommen hätten. Es war ein Entscheid, der im Hauptquartier in den USA gefällt wurde, um im Vergleich mit anderen Firmen wettbewerbsfähig zu bleiben. Denn der Trend in der IT-Branche geht klar in eine Richtung: Den Mitarbeitern wird immer mehr Familienzeit offeriert.
Es geht also um eine Image-Offensive.
Natürlich wollen wir ein möglichst attraktiver Arbeitgeber sein, der gute Arbeitskräfte anlockt. Doch dies war nicht in erster Linie der Grund. Es geht uns darum, unseren bereits bestehenden Mitarbeitern eine gute Work-Life-Balance zu ermöglichen, damit sie sich bei uns wohl fühlen und bei uns bleiben.
Wie viel Geld wird Microsoft die massive Verlängerung des Vaterschaftsurlaubs kosten?
Das lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beziffern. Nach einem Jahr Praxis werden wir die Kosten besser einschätzen können.
Glauben Sie, dass auch ein KMU, sich das leisten könnte?
Microsoft hat in der Schweiz rund 560 Mitarbeiter und ist damit ein grosses Unternehmen. Wären wir kleiner, wäre es sicher schwieriger die Ausfälle durch den langen Vaterschaftsurlaub zu kompensieren.
In der Schweiz läuft derzeit die Debatte darüber, einen vierwöchigen Vaterschaftsurlaub im Gesetz zu verankern. Unterstützen Sie diese Forderung?
Ich bin nicht ein Experte in der Schweizer Politik und kann darum nicht viel dazu sagen. Nur so viel: Ich unterstütze es, wenn Firmen viele Freiheiten haben. Doch ein gesetzlich festgeschriebener Mindest-Vaterschaftsurlaub wäre aus meiner Sicht eine gute Möglichkeit, um allen Arbeitnehmern in der Schweiz eine gute Work-Life-Balance zu ermöglichen.