Der Veganer-Sebstversuch im September war schon hart genug. Wie hart wird es erst, wenn man sich nur noch von Alkohol, Kaviar und rotem Fleisch und Frauen ernähren darf?
Ach, was! Das geht ganz easy! Vielleicht halte ich mich ohnehin bereits seit Jahren unbewusst an eine Art James-Bond-Diät. Ich habe sie nur nicht als solche erkannt!
Martinis, geschüttelt, nicht gerührt. Jajaja. Was 007 trinkt, ist sattsam bekannt. Wodka, Champagner, Tee und – leider auch (Product Placement sei Dank) – Heineken.
Was aber isst James Bond?
Viel und gut, so die kurze Antwort.
Anders als in den Kinofilmen geht Bond-Autor Ian Fleming in seinen Romanen ausführlich auf James Bonds Menüs ein. Viel Fleisch, viele Proteine werden da konsumiert – wie es sich für einen Herrn gehört, der körperlich aktiv und überdurchschnittlich sportlich ist.
Ebenfalls widerspiegeln die von Fleming beschriebenen Speisen die Zeit, in der die 007-Geschichten geschrieben wurden: Die Fünfzigerjahre in Grossbritannien waren immer noch von der kulinarischen Kargheit der Essensrationierungen der Nachkriegszeit geprägt. Roastbeef oder Rauchlachs erschienen dem Publikum äusserst extravagant.
Heute sind viele von Bonds Lieblingsgerichten längst nicht mehr aussergewöhnlich – wie auch seine Vorliebe nicht, sich im Ausland den örtlichen kulinarischen Traditionen anzupassen. (In Istanbul etwa verzichtet er auf sein übliches englisches Frühstück, um sich an Joghurt, grünen Feigen und türkischem Kaffee gütlich zu tun.)
Machen wir also die Probe aufs Exempel! Eine Woche lang wie James Bond speisen – los gehts!
Eier: Gekocht, pochiert oder gerührt; wahlweise mit Speck und/oder Würstchen oder auf Vollkorn-Toast. Nichts isst James Bond öfters als dieses ur-englische Frühstück!
In «Risico», einer Kurzgeschichte aus der Story-Sammlung «From a View to a Kill» von 1960, begibt sich Bond nach Italien, wo er mit seinem Kontaktmann Signor Kristatos Tagliatelle Verdi isst «with a Genoese sauce which Kristatos said was improbably concocted of basil, garlic and fir cones». Wie bitte? Basilikum, Knoblauch und Tannenzapfen? Offenbar hatte Ian Fleming, obwohl weitgereist und weltgewandt, noch nie von Pesto alla Genovese gehört! Bond zuliebe hoffen wir doch, dass der Autor Tannenzapfen mit Pinienkerne verwechselte!
Ja, in «Goldfinger» tut sich James an einem Curry gütlich. Und ein jamaikanisches Red Stripe passt irgendwie besser dazu als der heutige Sponsor Heineken.
In der Tat: 007 trinkt eher Bourbon als Scotch, weil es angeblich «gesünder als Scotch» sei.
Na, wie war's? Ungesund, weil zu wenig Gemüse? Und ist James Bond eigentlich – medizinisch betrachtet – ein Alkoholiker? Die Meinungen gehen auseinander. Ja, die James-Bond-Diät entspricht dem Klischee einer richtigen Männer-Diät: Viel Fleisch. Und das mehrmals am Tag.
Andererseits ist der hohe Protein-Anteil nicht ungesund für einen Mann, der grosse körperliche Strapazen erdulden und zugleich geistig fit bleiben muss. Gegen Letzteres spricht allerdings der Alkoholkonsum – obwohl man hier feststellen muss: Bond trinkt zwar regelmässig, aber selten exzessiv.
Wie fühlt man sich also, nach einer Woche Bond-Diät? Gut! Jedenfalls gut genug, um vor einer weissen Leinwand vorbeizulaufen und die Pistole zu zücken!
P.S. Geht den neuen Bond schauen! Er ist super.
Und hier noch das etwas differenziertere – aber ebenfalls positive – Simone-Meier-Fazit dazu.